Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
gesund war. Während Daemon sie im Stadthaus untergebracht und Helton Anweisungen bezüglich Mahlzeiten und Besuchern gab, hatte Jaenelle wahrscheinlich der Heilerin genau auseinandergesetzt, worauf zu achten sei, um sicherzugehen, dass der Heilungsprozess wie gewünscht voranschritt.
    Vielleicht war es also törichte Sturheit gewesen, sich nicht von der besten Heilerin in ganz Kaeleer betreuen zu lassen, aber Jaenelle gehörte nun einmal zur Familie. Im Moment hätte sie sich erdrückt gefühlt, wenn die Familie sich zu sehr um sie gekümmert hätte. In ihren Augen war es Strafe genug, dass Helton sie umhegte. Wenigstens gebot ihm seine Position als Butler im Stadthaus Einhalt, und er musste sich zurückziehen, wenn sie ihn anfauchte.
    Unglücklicherweise gingen ihre Familienmitglieder davon aus, angefaucht zu werden bedeute, dass sich ihr Geisteszustand verbessere, sodass es sie nur noch weiter ermunterte, ihr auf die Nerven zu gehen.
    Sie hatten sie vollkommen in Ketten gelegt. Oh, sie gewährten
ihr Atempausen und die Illusion von Unabhängigkeit, aber bis zu ihrer vollständigen Genesung würden Lucivar und Daemon weiter um sie kreisen, würden sie bewachen – und alles, was als Gefahr empfunden wurde, würde verschwinden, bevor es ihr so nahe kam, dass sie es bemerken konnte.
    Sie würde also nach Ebon Rih aufbrechen, und sie würde einen Weg finden, um die Ketten zu sprengen, die ihre Familie um sie gewoben hatte. Bei Lucivar waren ihre Chancen in dieser Hinsicht größer, er würde eher einwilligen, sich zurückzuziehen. Sollte Daemon es andererseits für nötig empfinden, jene Ketten enger zu zurren …
    Der Blick in seinen Augen. Der Klang seiner Stimme, wenn der Tonfall sowohl Verführung als auch Bedrohung verhieß.
    Die Kälte war ihr bis in die Knochen gekrochen. Sie streckte sich auf dem Sofa aus, belegte die Decke, die Helton ihr vorhin gebracht hatte, mit einem Wärmezauber und wickelte sich darin ein.
    War Jenkell noch am Leben gewesen, als das Feuer das Haus ergriff?
    Sadi hatte ihre Frage nicht beantwortet.
    Vielleicht war es auch besser so.

Kapitel 29
     
     
     
    Schreib nicht in den Staub, Liebling. Das gehört sich nicht.«
    »Hallo Opter. Was bedeutet Opter?«
    »Es heißt Opfer. Hallo Opfer.« Pause. »O je!«
    »Mama, da ist eine Knochenmaus.«
    »Maus? Wo?«
    » Hooo ho ho! «
     
    Surreal musste sich auf die Lippen beißen, als der Geisterjunge nach der Tür griff, die er eigentlich nicht öffnen sollte. Am liebsten hätte sie ihn angeschrieen, hätte getobt. Aber es gab niemanden, den sie anschreien konnte, kein Grund zum Toben. Folglich wandte sie sich ab und starrte schwärzliche Lagen Spinnweben an, die eine Ecke der Esszimmerdecke verdeckten.
    Sie spürte, wie Rainier neben sie trat und sich so postierte, dass er ihr völlig den Blick auf das Geschehen verstellte.
    »Ich weiß, dass es sich nur um eine Vergnügungsattraktion handelt«, sagte sie. »Ich weiß, dass es nicht echt ist, und mir ist klar, dass Jaenelle und Marian es erschaffen haben, bevor wir in jene Falle getappt sind, aber …«
    »Ich kann es mir auch nicht ansehen«, sagte Rainier. Er deutete mit dem Kinn auf die Spinnweben. »Wozu sind die deiner Meinung nach da?«
    Wie zur Antwort fingen zwei Punkte zu glühen an und wurden zu Augen in einem Spinnwebengesicht, das von einem Luftzug geformt wurde. Spinnwebenfetzen wurden länger, wurden zu einem Arm – und einer Hand mit eingerollten Fingern. Der Arm drehte sich. Die Hand öffnete sich. Und...

    Surreal blinzelte.
    »Fledermäuse?«, fragte Rainier. »Sind das winzige Fledermäuse?«
    »Glitzernde, juwelenfarbene Fledermäuse«, sagte sie. »Das muss ein Zauber von Tersa sein.«
    Als die letzte glitzernde Fledermaus erloschen war und die Spinnweben wieder wie schwärzliche, verklebte Spinnweben aussahen, war Surreal bereit, den übrigen Gästen zu folgen, die das Esszimmer verließen.
    Sie fand ihr inneres Gleichgewicht wieder, während sie mit Rainier an ihrer Seite durch das Spukhaus wanderte. Trotz Jaenelles heilerischer Fähigkeiten, hinkte Rainier immer noch merklich und war auf den Gehstock angewiesen, den Daemon ihm geschenkt hatte.
    Er konnte von Glück sagen, dass er überhaupt noch gehen konnte. Jaenelle hatte ihr erklärt, das Kampfschwert des eyrischen Kriegerprinzen habe nicht nur die Muskeln in Rainiers Bein durchtrennt, sondern auch noch halb durch den Knochen geschnitten. Doch er war dabei zu genesen, und Surreal war froh, dass er sich gesund
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher