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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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1
    Riaz sah jemanden mit nachtschwarzem Haar und langen Schritten vorbeieilen und rief: »Indigo!« Doch als er näher kam, bemerkte er, dass er sich geirrt hatte. »Adria.«
    Tiefviolette Augen trafen seinen Blick so frostig, dass die Temperatur im Flur um mehrere Grade sank. »Indigo ist in ihrem Büro.« Die Worte waren hilfreich, auch wenn sie scharf wie eine Klinge durch die Luft schnitten.
    Was ihn aufbrachte. »Habe ich deinen Hund geschlachtet?«
    Auf der hübschen Stirn erschienen Falten. »Wie bitte?«
    Mein Gott, dieser Ton! »Ein anderer Grund fällt mir nicht ein«, sagte er und war kurz davor, in die Luft zu gehen. »Keine Ahnung, warum du sonst so verdammt sauer auf mich sein könntest.« Adria war vor etwa einem Monat zur Unterstützung im Kampf gegen Henry Scott und die Makellosen Medialen in die Höhle zurückgekehrt und danach als erfahrene Soldatin im Revier geblieben. Zu allem entschlossen, hatte sie an Riaz Seite gekämpft und war seinen Befehlen ohne Zögern gefolgt.
    Aber außerhalb des Kampfeinsatzes?
    Schieres Eis.
    Unbeirrbar.
    Erbarmungslos.
    Zum Reinbeißen.
    Als sie nicht antwortete, verschränkte er die Arme vor der Brust, trat einen Schritt näher und witterte einen Hauch von zerstoßenen Beeren und Reif. Eigenartig zart für diesen Eisblock von Frau, kam ihm kurz in den Sinn, bevor sein Zorn jeden anderen Gedanken beiseiteschob. »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, knurrte er.
    Mit stahlhartem Blick trat auch sie einen Schritt näher, langsam und entschlossen, die reine Provokation. Sie war groß, aber er überragte sie dennoch. Was sie offenbar aber nicht davon abhielt, hochnäsig auf ihn herunterzuschauen. »Mir war nicht klar«, sagte sie mit ausgesuchter Höflichkeit, die messerscharf ins Herz traf, »dass Katzbuckeln zur Jobbeschreibung gehört.«
    »Jetzt weiß ich, woher Indigo ihre gemeine Seite hat.« Doch unter der harten Schale seiner Offizierskameradin schlug ein warmes, großzügiges Herz, während er nicht sicher war, ob Adria über Gefühle verfügte, die das Thermometer höher als null Grad Celsius treiben würden.
    Ihre Antwort war dann auch wie mit dem Skalpell gezogen. »Keine Ahnung, was sie mal an dir gefunden hat, aber jede Frau hat das Recht, Fehler zu machen.« Ein klitzekleiner Riss in der Fassade, bevor sie sich wieder in sich zurückzog und ihr Gesicht zu einer undurchdringlichen Maske wurde.
    Mit finsterer Miene wollte Riaz ihr gerade mitteilen, was er von ihr und ihrem abschätzigen Blick hielt, als sein Handy läutete. Ohne sich auch nur einen Zentimeter von dieser Frau fortzubewegen, die ihn durch ihre bloße Gegenwart auf hundertachtzig brachte, nahm er den Anruf entgegen. »Ja?«
    »In mein Büro«, sagte Hawke. »Du musst draußen was abholen.«
    »Bin in zwei Minuten da.« Riaz klappte das Handy zu und trat so nah an Adria heran, dass sie den Kopf heben musste, um ihm ins Gesicht zu sehen. Nun fiel ihm auf, dass in den tiefvioletten Augen goldene Punkte schimmerten – wunderschön und etwas exotisch. »Wir werden unser Gespräch später fortsetzen.«
    In dem Augenblick läutete auch Adrias Handy. »Ja?«, meldete sie sich, ohne den Augenkontakt zu dem großen, muskulösen Wolf zu unterbrechen, der dachte, er könne sie einschüchtern.
    »In mein Büro«, befahl Hawke.
    »Schon auf dem Weg.« Sie legte auf und zog ganz bewusst eine Augenbraue hoch. »Der Leitwolf wünscht mich zu sehen. Würdest du dich gefälligst verziehen«, sagte sie zuckersüß.
    Augen in der Farbe von gehämmertem Gold wurden ganz schmal. »Na, dann haben wir wohl denselben Weg.«
    Sie bewegte sich nicht einen Zentimeter, bis er zurücktrat und sich auf den Weg zu Hawke machte. Dann schloss sie sich ihm schweigend an, obwohl die Wölfin in ihr die Zähne fletschte und mit Krallen und Zähnen ein blutiges Zeichen setzen wollte. Der verdammte Kerl. Der Blödmann. Ihr war es so gut gegangen nach der endgültigen Trennung von Martin. Und dabei hatten sie sich bis aufs Blut bekämpft!
    Du wirst noch angekrochen kommen. Vielleicht werde ich auf dich warten, vielleicht aber auch nicht.
    Adria unterdrückte ein heiseres Lachen. Martin hatte noch nicht begriffen, dass es ein für alle Mal vorbei war. Endgültig. Vor über einem Jahr war er aus ihrer gemeinsamen Wohnung gestürmt und hatte vier Monate lang nichts von sich hören lassen. Erstaunlich war nur, dass er die Chuzpe hatte, darüber erstaunt zu sein, dass sie ihm bei seiner Rückkehr ins Gesicht hinein gesagt hatte, er
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