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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
Autoren: Anne Bishop
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kam.
    Ich schenkte dem Kellnerjungen, der das Rippenstück servierte, ein Lächeln. Er stellte meinen Teller vor mich, die
scharfe Klinge des Messers sorgsam unter dem Fleisch verborgen. Ich warf dem Messer einen raschen Blick zu, um sicherzugehen, dass sich am Griff ein kleiner weißer Emaillefleck befand. Am Griff meines Begleiters befand sich ein kleiner roter Fleck.
    Perfekt.
    Nachdem ich den Jungen mit dem Anflug eines warnenden Lächelns bedacht hatte, griff ich nach dem Messer und begann zu essen.
    Der Krieger knurrte missmutig. »Wenn der Inhaber schon ein Restaurant ohne Zimmer im ersten Stock betreibt, könnte er wenigstens Kellnerjungen beschäftigen, die nicht derart mürrisch sind.« Er schenkte mir ein lüsternes Grinsen. »Oder aber Serviermädchen.«
    Ich erwiderte sein Grinsen mit einem kecken Lächeln. »Will man gutes Essen genießen, geht man in ein Restaurant. Will man etwas anderes genießen, geht man in ein Haus des Roten Mondes. Wer will denn schon mit Anfängerinnen spielen?«
    In seine blassen Augen trat ein boshaftes Glitzern. »Mit Anfängerinnen zu spielen, kann sehr unterhaltsam sein.«
    Ich starrte ihn nur an. Wahrscheinlich glaubte er, das boshafte Glitzern in meinen Augen sei auf Eifersucht zurückzuführen.
    Narr.
    Ich ließ die Luft um mich her mithilfe der Kunst erkalten, was meinem Missfallen Ausdruck verlieh, und machte mich dann über mein Abendessen her.
    Die wortlose Rüge ärgerte ihn, und er setzte die Miene eines boshaften, zurückgewiesenen Bengels auf. Da fiel ihm wieder ein, dass sich ein Mann, der von einer Hure meines Könnens und meines Rufes bedient werden wollte, wenigstens den Anschein von Höflichkeit geben musste. Das war Teil des Handels.
    Er verbarg seinen Zorn, griff nach seiner Gabel und bohrte damit in dem Fleisch herum. »Das Fleisch ist gut. Lässt sich mit der Gabel schneiden.«

    Ich verzog das Gesicht, als Fleischsaft auf das Leinentischtuch spritzte. Als ihm klar wurde, dass mich sein wildes Herumgestochere alles andere als beeindruckte, griff er endlich nach dem Messer.
    Ich schenkte ihm ein lüsternes, beifälliges Lächeln und widmete mich wieder meinem eigenen Essen.
    Die Unterhaltung war langweilig, da sich alles nur um ihn drehte, doch ich gestattete es mir nicht, in Gedanken abzuschweifen. Wer vermochte schon zu sagen, welche informativen Leckerbissen er vielleicht fallen ließ, während er mit seinen Verbindungen angab?
    Ich bewunderte gerade die blutrote Blume mit den schwarzen Rändern, die in dem Farntopf gegenüber von unserer Sitzgruppe steckte, als mein Begleiter bemerkte, dass mein Blick nicht auf ihn gerichtet war.
    »Was ist da drüben?«, grunzte er, während er ein Stück von einem Brötchen abriss und es in die Butterschüssel tauchte.
    Ich wandte den Blick von der Blume ab und zuckte mit den Schultern. Wenn er Hexenblut nicht von sich aus erkannte, würde ich es ihm ganz gewiss nicht verraten.
    »Hübsch«, sagte er, wahrscheinlich weil er dachte, mir damit zu gefallen.
    Beinahe wäre ich in Gelächter ausgebrochen.
    Schließlich war das Ende der Mahlzeit erreicht. Der Dunkelheit sei Dank! Nachdem der Brandy serviert worden war, kehrte mein Begleiter zu seinem Lieblingsthema zurück. »Hör mal«, sagte er, wobei er sich vorbeugte, um mir mit den Fingern über das Handgelenk streicheln zu können, »da du sagstest, du hättest kein Zimmer, und dieses Etablissement hier sich nicht gerade eines exquisiten Services rühmen kann, wüsste ich einen Ort, an dem -«
    »Bedauerlicherweise ist es schon spät, Krieger. Ich werde morgen woanders erwartet, und meine Kutsche fährt in Kürze ab.«
    Seine Miene wechselte augenblicklich von weicher Wollust zu harter Grausamkeit. Trotz meines jugendlichen Aussehens
bin ich kein Mädchen, das sich ohne weiteres einschüchtern lässt und sich unterwirft. Ich war als Hexe viel größer, als er je als Krieger sein würde. Er war lediglich ein mieser Kerl, dem es Vergnügen bereitete, Frauen wehzutun, vor allem jungen Frauen.
    Ich ließ die rechte Hand in meinen Schoß sinken und rief mithilfe der Kunst meinen Lieblingsdolch herbei. Es wäre schade gewesen, ihn in aller Öffentlichkeit abzustechen, zumal ich mir solche Mühe gegeben hatte, die Sache derart sauber einzufädeln. Doch er würde so oder so sterben, das war das Wichtigste.
    »Was soll das?«, knurrte er. » Du bist an mich herangetreten. Glaubst du vielleicht, du kannst mich dazu bringen, gutes Geld zu zahlen, damit du dir den Bauch
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