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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bezirk absperren! Die Arbeiten werden wieder aufgenommen!«
    Er reichte dem Fellachen die Hand, und Mahdi ibn Kebir schüttelte sie wie wild. Es war die schönste Belohnung für ihn.
    »Wenn es das gesuchte Grab ist, schenke ich dir tausend Pfund.«
    Toc-Toc wischte sich wieder mit beiden Händen über das Gesicht. »Tausend Pfund, Sir? O Allah, ich werde ein reicher Mann! Sir … es ist das Grab …«
    Über die Schwebeleitung, die man von den Baracken zu dem ersten Telefonmast bei Sakkara gebaut hatte, rief Professor Mitchener kurz darauf in Kairo an. Dr. Ibrahim Aschar mußte erst gesucht werden, aber dann klang seine Stimme deutlich aus dem Hörer:
    »Ich habe schon gehört, Professor, Sie bauen ab!« sagte er. »Schade, ich hätte Ihnen mehr Erfolg gegönnt. Aber Sie erinnern sich, ich habe immer behauptet, daß …«
    »Wir bleiben!« unterbrach ihn Professor Mitchener. Er saß vor dem Tisch mit der Steinplatte und strich fast zärtlich darüber hin. »Wir haben das Grab …«
    »Menesptah? Unmöglich!« rief Dr. Aschar.
    »Mit großer Wahrscheinlichkeit. Vor mir liegt ein Teil des Eingangsspruches … ich lese ihn Ihnen vor.«
    Feierlich deklamierte Mitchener den kurzen Vers. Dr. Aschar konnte plötzlich nachempfinden, wie es dem Kollegen zumute war. Er starrte gegen eine Wand und dachte: Das sind die Augenblicke im menschlichen Leben, in denen Himmel und Hölle zusammenprallen.
    »Kann man das der Presse bekanntgeben?« fragte Aschar vorsichtig, nachdem Mitchener seine Deklamation beendet hatte.
    »Noch nicht, bitte. Erst wenn ich vor dem Sarg gestanden habe oder, sagen wir, vor dem, was unbekannte Grabräuber vor tausend oder mehr Jahren zurückgelassen haben. Wenn das Grab unberührt wäre, so wäre das ein zweites Wunder!«
    »Ich wünsche Ihnen viel Glück, Professor«, sagte Dr. Aschar, und dachte dabei: Wir werden eine Kurzmeldung herausgeben. So etwas kann man sich doch nicht entgehen lassen. Es hat also wirklich einen Kind-König Menesptah gegeben. Allein das ist schon eine Sensation allerersten Ranges! Die Augen der Welt werden auf Ägypten ruhen. Das zu veröffentlichen ist geradezu eine nationale Pflicht …
    Er legte auf und wählte gleich darauf die Nummer der Chefredaktion von Kairos größter Zeitung. Auch den Chef der Fernseh- und Rundfunkanstalten informierte er; dieser versprach, gleich morgen früh ein Aufnahmeteam nach Sakkara zu schicken.
    So erfuhr schon mit den ersten Abendnachrichten Ägyptens Volk (und damit die Welt), daß es einen Pharao mehr gehabt habe … vor knapp 5.000 Jahren! Die meisten interessierte das nicht, die Gegenwart, das tägliche Brot, der Lohn harter Arbeit war wichtiger.
    Nur einer runzelte die Stirn, als der Rundfunksprecher geendet hatte, und zog das Telefon näher zu sich: Gemal Mohammed ibn Djelfa.
    In der guten Gesellschaft Kairos kannte jeder den dicken, kurzatmigen und zuckerkranken Djelfa. Seine Im- und Exportfirma hatte ihn zum Millionär gemacht, zur Schlüsselfigur der ägyptischen Handelsbilanz. Sein Geld wiederum erlaubte es ihm, sich mehrere Frauen zu halten, eine offizielle und sieben andere als ›liebe Gäste und Freundinnen‹ seiner Frau.
    Er hatte sich nach altem Stil einen Harem bauen lassen, den er ›Gästehaus‹ nannte: prunkvoll, mit Innengärten und marmornen Springbrunnen, Laubengängen und geschnitzten Sonnenterrassen. In den einzelnen ›Gästezimmern‹ standen riesige runde Betten, von Spiegelwänden umgeben. In Kairo rätselte man weniger über die Herkunft all dieses Reichtums als vielmehr über das physische Rätsel, wie ein so dicker, herzkranker und vom Zucker befallener Mann wie Djelfa es noch schaffte, acht bildhübsche, junge Ägypterinnen zufriedenzustellen.
    Dieser Gemal Mohammed ibn Djelfa also wählte eine Nummer und wartete, bis sich der Teilnehmer dreimal gemeldet hatte.
    »Sind Sie's?« fragte eine leise Stimme am anderen Ende. »Gemal?«
    »Haben Sie die Funknachrichten gehört, Suliman?« fragte Djelfa. »Eben! Vor fünf Minuten. Ach ja, Sie hören ja keinen Rundfunk mehr. Sie sind aufs Fernsehen eingeschworen. Aber dort kommt es auch bestimmt in einer Stunde.«
    »Was denn?«
    »Sie sollten sich intensiver um Sakkara kümmern, Suliman.«
    »Die britische Archäologengruppe baut ab.«
    »Einen Dreck tut sie! Man haut Sie übers Ohr, Suliman! Die Burschen haben das Grab entdeckt …!«
    »Unmöglich!« Sulimans Stimme klang erregt. »Der Eingang liegt in fünf Meter Tiefe unter Geröll und Felssteinen. Es gibt drei
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