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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu machen.
    »Wirst du … uns … in München mal besuchen?« fragte Luisa, als Frank sie losließ.
    »Wenn ich nach München komme – aber sicher!«
    »Mach's gut, Frank!«
    Sie wandte sich ab, zögerte aber doch noch einmal. »Und grüß Leila von mir – wenn sie es hören will. Sag ihr, ich hätte ihr für mein Leben den höchsten Preis bezahlt …«
    Sie drehte sich rasch um und biß die Lippen zusammen, weil dieses elende Heulen in ihr hochstieg. Dann ging sie mit schnellen, weitausgreifenden Schritten den langen Flur hinunter. Erst im Lift begann sie zu weinen.
    Herburg sah ihr nach und hob zaghaft die Hand. »Ich sag es ihr, Luisa …«, sagte er leise. »Leb wohl …«
    Er sah ihr nach, bis sie um die Ecke verschwunden war, und stieß sich dann von der Wand ab. Langsam ging er zu Leilas Zimmer zurück und trat auf Zehenspitzen ein.
    Dr. Abdullah winkte ihm aufgeregt mit beiden Armen zu.
    »Sie hat sich bewegt!« flüsterte er und weinte beinahe vor Glück. »Sie hat sich zum erstenmal bewegt. Sie hat den Kopf zu mir gedreht …«
    »Mein Gott!« stammelte Herburg. »Sie hat ja die Augen offen. Siehst du das denn nicht?«
    Er beugte sich vor.
    Durch die Plastikhülle des Sauerstoffzeltes wirkte sein Gesicht unklar und etwas verzerrt. Aber Leila erkannte ihn sofort und lächelte ganz schwach in den Mundwinkeln.
    Dann bewegten sich ihre Lippen und formten ein Wort: »Frank …«
    Er nickte und umklammerte das Gestänge, über das man das Sauerstoffzelt gezogen hatte.
    »Leila!« sagte er laut. Sie mußte es hören. Er hatte so laut gesprochen, daß Abdullah erschrocken zusammenzuckte.
    »Leila … ich bin da …«
    Sie nickte leicht, und ihre großen schwarzen Augen strahlten. Sie hob die rechte Hand ein wenig und winkte ihm damit zu.
    »Ich liebe dich …«, sagte sie. Niemand konnte es verstehen, aber Herburg las es von ihren Lippen ab.
    »Es ist alles gut«, sagte er laut. »Mach, daß du bald aus dem Bett kommst! Wir wollen im Nil schwimmen und den Reihern zusehen, wie sie über dem Schilf schweben …«
    Sie nickte von neuem und spitzte die Lippen zu einem Kuß.
    Neben Frank Herburg begann Abdullah leise zu schluchzen.
    »Sie wird weiterleben«, stammelte er. »Allah, ich danke dir. Sie wird weiterleben …«
    Über Leilas Gesicht zog der Schimmer eines großen inneren Glücks. Es war, als strahle ein neues Leben durch jede Pore, als breche aus ihr eine Kraft hervor, wie sie sie vorher nie besessen hatte.
    Sie hob den Kopf, betrachtete die Schläuche und Glasflaschen, an denen sie hing, nahm auch mit vollem Bewußtsein das Sauerstoffzelt auf und drehte dann ihren Kopf wieder zu Herburg.
    »Sei nicht ungeduldig!« sagte sie mit klarer Stimme. »Es wäre alles anders, wenn du mich nicht in die Luft gesprengt hättest!«
    »Es soll nie wieder vorkommen, Leila!«
    Herburg lachte. Dann griff er nach der Klingel und drückte sämtliche Rufknöpfe.
    Kommt herbei, dachte er glücklich. Kommt alle herbei! Schwestern, Ärzte, Professoren und Pfleger – seht euch alle das an!
    Sie lebt! Und wie sie lebt! Sie lacht sogar … Und wie unbegreiflich schön sie ist …
    Er klemmte sich neben Dr. Abdullah auf den Stuhl und legte den Arm auf des Vaters Schulter.
    »Morgen wissen wir mehr!« sagte er, als säße er wieder in der Baracke von Sakkara. »Morgen entrollen wir die ersten Papyrusblätter, und Harris Pernam wird uns vorlesen, wie der kleine Pharao, der Kind-König Menesptah, gelebt hat.«
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