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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil
Autoren: Heinz G. Konsalik
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… wenn wir es entziffern können. Das ist Pernams Aufgabe. Er kann altägyptische Schriften lesen wie Apotheker unleserliche Rezepte. Harris ist überhaupt ein netter, kluger Bursche …«
    »Was zahlt er dir?« fragte sie leichthin.
    »Wieso?«
    »Als Heiratsvermittler.«
    Er konnte nicht mehr antworten. Irgendwo in der Grabanlage erschütterte ein Schlag die Felsen. Der Schall pflanzte sich fort bis in die goldene Grabkammer des Menesptah.
    Herburg riß den Kopf hoch, Luisa umklammerte die Kante des Sarkophags.
    »Was war das nun wieder?« stammelte sie.
    »Du lieber Himmel, das klang wie ein harter Aufprall. Sie arbeiten also doch weiter … Sie sind ganz in der Nähe …«
    Ein zweiter Schlag. Noch deutlicher, in den Felsen widerklingend, als schwinge das Gestein …
    »Sie kommen!« schrie Herburg. »Sie sind schon irgendwo über uns! Du lieber Himmel … und unsere Lunte glimmt … sie können mit in die Luft gehen, die da oben …«
    Luisa sah, wie er zögerte. Ihr Blick hielt ihn fest, als er sie anstarrte.
    »Nein!« sagte sie hart. »Nein, du gehst nicht und siehst nach, wie weit der Strick abgebrannt ist. Es ist zu spät, Frank …«
    »Wenn nun da oben Leila steht und zusieht …«
    »Sie hätte wenig davon, wenn du dich mittlerweile hier unten zerfetzen läßt …«
    »Drei Stangen … und sie stehen über uns …«
    In diesem Moment erschütterte eine ungeheure Explosion die unterirdischen Labyrinthe.
    Der Druck war jetzt so stark, daß Herburg und Luisa von der Explosionswelle gegen den Sarkophag geschleudert wurden und daß die als Sterne in die Himmelsdecke eingelassenen Kristalle auf sie regneten. Ein großer Bergkristall traf Luisa genau auf den Kopf.
    Sie spürte noch, wie ihre Kopfhaut platzte, wie das Blut warm und klebrig über ihr Gesicht floß, und sie konnte noch denken: Halb so schlimm, Frank! Kopfverletzungen bluten anfangs immer so stark, glaub es einer alten Ärztin …
    Dann verließ sie das Bewußtsein, und sie fiel neben Herburg hinter den großen Frosch.
    Frank Herburg fing sie auf, starrte wie betäubt den blutenden Kopf an und begann dann zu schreien, sinnlos, hell zu schreien. Dann schleifte er die Bewußtlose in die Mitte der Grabkammer und drückte das im Blut unkenntlich gewordene Gesicht gegen seine Brust.
    Die Greifer des großen Baggers krachten mit ihrem vollen Gewicht mitten auf die stählerne Platte. Ein heller, metallener Laut ließ die Umstehenden erschrecken.
    Aber die Stahltür hielt.
    Dort, wo sie im Rahmen einbetoniert war, zeigten sich die ersten Risse und bröckelte der Beton ab. Die Tür hing schon etwas durch, ein Beweis, daß unter ihr ein Hohlraum sein mußte: der Einstieg in das Grab!
    Pernam und Leila standen sehr nahe an der Stahlplatte und warteten. »Noch einmal!« befahl Dr. Pernam und winkte dem Baggerfahrer mit beiden Armen zu. »Es ist richtig! Hier ist der Stollen! Noch einmal und gleich dabei zugreifen!«
    Der Stahlarm hob sich. Der Greifer klappte auf, und mit weit auseinandergerissenen Zähnen krachte das tonnenschwere Maul erneut auf die Stahltür.
    Diesmal knickte die Tür nach links ein, die Greifer nahmen sie zwischen sich und rissen sie nach oben aus allen Verankerungen.
    Dann schwenkte der Baggerarm zur Seite. Vor Pernam und Leila gähnte ein Loch. Sie erkannten eine große Röhre aus Beton, mit Trittklammern in der Wand.
    Mit einem Satz war Harris Pernam am Einstieg und schwang sich in die Röhre.
    Fast gleichzeitig schrie Dr. Abdullah: »Zurück, Leila!«
    Pernam blickte nach oben. Er war schon drei Meter tief eingestiegen, als sich Leila gleichfalls in den Einstieg gleiten ließ.
    »Bleiben Sie oben!« schrie auch er. »Leila, das ist Wahnsinn! Zurück!«
    Er sah, wie vier Soldaten, die Abdullah herangewinkt hatte, sie aus der Betonröhre ziehen wollten. Sie wehrte sich verzweifelt, schlug um sich, biß und kratzte nach allen Seiten.
    »Allah verdamme euch!« rief sie hinauf. »Ihr wagt es, mich anzufassen?« Ihr rechtes Bein tastete sich tiefer zum nächsten Steigeisen, aber die Soldaten hatten sie unter die Achseln gepackt und zogen mit aller Kraft. Leilas um sich schlagende Faust ignorierten sie.
    In diesem Augenblick brach die Erde von unten auf.
    Eine dichte Wolke aus Steinen, Sand, Geröll und Staub zischte mit ohrenbetäubendem Krachen aus der Betonröhre wie ein heißer Geysir. Die Druckwelle erfaßte sofort Leila und trug sie aus dem Einstieg empor, als sei sie eine Feder. Sie wurde den Soldaten förmlich aus den Händen
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