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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Deutschland gehen?«
    »Wer sagt das?«
    »Ich dachte es mir.«
    »Wenn Leila es will, bleibe ich in Ägypten.«
    »Leila …«
    Dr. Abdullah blickte seine Tochter an. Aus den Schläuchen tropften die Medikamente in die Venen.
    »Es liegt bei Allah, ob sie wieder einen Willen haben wird …«
    Luisa Alius stand an einem der großen Fenster und drehte sich um, als sie die Tür des Krankenzimmers leise klappen hörte. Ihr Kopf war noch verbunden. Es sah wie ein weißer Turban aus, den sie um ihre blonden Haare gewickelt hatte, und wirkte recht kleidsam.
    »Luisa!«
    Frank Herburg ging rasch auf sie zu und ergriff ihre beiden Hände.
    »Wie geht es dir?«
    »Gut! Und Leila?«
    »Weniger gut. Der Schock … Du mußt entschuldigen, Luisa, daß ich nicht mehr bei dir vorbeigesehen habe, aber seit drei Tagen sitze ich an Leilas Bett und warte, daß sie die Augen aufschlägt und mich erkennt. Professor Assy sagt, nur das könne sie noch retten. Sie muß sehen, daß ich lebe …«
    »Sie will sterben …«
    »Ja, weil sie glaubt, daß ich …« Er schluchzte krampfhaft. Luisa nickte verstehend und entzog ihm langsam ihre Hände.
    »Du mußt auch gleich wieder zu ihr zurück.«
    »Ihr Vater ist bei ihr.«
    »Ihr Vater – aber nicht du! Dich muß sie sehen!«
    Luisa lehnte sich gegen die Fensterbank und blickte hinaus in den herrlichen Palmengarten der Klinik.
    Im Schatten der großen breiten Blätter saßen die Patienten auf weißen Holzbänken, unterhielten sich oder spielten eines der alten ägyptischen Würfelspiele.
    »Ich weiß jetzt, wem ich unser Leben verdanke, Frank. Ohne Leila hätten sie uns nie gefunden. Und wir waren am Ende – das mußt du doch zugeben.«
    »Ich war wirklich am Ende, ja«, sagte Herburg leise. »Ich habe geglaubt, daß du verblutest. Als das Blut über meine Hände rann und rann … Ich konnte nur noch schreien.«
    »Und plötzlich war Harris da und trug mich weg. Aber ohne Leila wäre auch das nicht möglich gewesen, Frank …«
    »Ja, Luisa?«
    Sie sahen sich groß an. In ihren Blicken war Zuneigung und Abschied zugleich.
    »Ich habe – bitte, sage nichts – in diesen Tagen klar erkannt, daß du zu Leila gehörst. Euch verbindet eine Liebe, die mir … unsterblich erscheint.«
    Sie wandte sich erneut dem Fenster zu und blickte hinaus. Jetzt ganz festbleiben, dachte sie. Ganz tapfer … Wenn nur die Stimme nicht zittert! Man sollte beim Abschied eigentlich immer lachen, das macht alles leichter. Aber wer kann das schon …
    »In einem Monat geht es zurück nach Deutschland«, sagte Luisa. »Ich habe darum gebeten, mich aus dem Vertrag mit der Universität von Kairo zu entlassen.«
    »Und … und wo willst du hingehen?«
    »Nach München. Ich habe mit meinem alten Lehrer telefoniert. Man hat einen sehr interessanten, toxikologischen Forschungsauftrag für mich.«
    »Wie schön, Luisa.«
    »Ja, das sage ich auch. Wie schön! So etwas muß man ausnutzen. Und du … du bleibst in Ägypten?«
    »Wenn Leila es will …«
    »Natürlich. Wenn sie … Ich wünsche dir viel, sehr viel Glück …«
    »Jetzt schon?« Er faßte sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Du fliegst doch erst in vier Wochen …«
    »Ich nehme vorher noch meinen Urlaub. Ich fliege schon übermorgen nach Deutschland.«
    »Schon übermorgen …«
    »Ja.«
    »Und was … was ist mit Pernam?«
    »Harris begleitet mich … zuerst in den Urlaub und … auch später. Er … er will sich vielleicht auch nach München versetzen lassen. Es gibt da verschiedene Möglichkeiten, beruflich, meine ich …«
    »Gratuliere, Luisa!«
    Er griff nach ihrer schlaffen Hand und küßte sie. Es durchfuhr sie wie ein Blitzschlag, aber sie biß die Zähne aufeinander und beherrschte sich meisterhaft.
    »Harris ist ein schrecklich netter Kerl …«
    »Ja. Sehr nett.«
    Luisa blickte auf die große Uhr, die im Flur hing.
    »Ich glaube, du mußt zu Leila zurück. Wenn sie jetzt aufwacht, und du bist nicht gleich da … Sie wird ihrem Vater nicht glauben, daß du lebst. Ich täte es auch nicht … Sie muß dich sehen …« Sie zog ihre Hand wieder an sich und lächelte schwach. »Eine Frau liebt mit den Augen … Merk dir das, du selbstsicherer großer Mann!« Sie gab sich einen endgültigen Ruck, ihre Halsmuskeln strafften sich. »Und jetzt endlich: Leb wohl, Frank!«
    »Leb wohl, Luisa!«
    Sie umarmten sich, aber keiner wagte es, den anderen noch einmal zu küssen. Sie wußten beide, daß es sinnlos war, ihrer beider Leben noch komplizierter
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