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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin
Autoren: Celeste Bradley
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den Saum ihres Unterrockes und ihres Kleides hoch zu ihren Ellenbogen schob, dann noch höher, sodass sie dieses Mal sogar ihr Gesicht und ihre Schultern befreite. Tief atmete sie die kühle Nachtluft ein und bedachte den Boden, der nur ein klein wenig zu tief unter ihr war, mit einem sehnsüchtigen Blick.
    Am schlimmsten war, dass alles umsonst gewesen war. Das Licht in dem Fenster war inzwischen längst verloschen, und sie hatte nichts Nennenswertes beobachten können.
    Sie holte tief Luft und schwang ihren Körper vor und zurück und reckte beim Wendepunkt eines jeden Bogens die Arme weit vor, um den Ast mit beiden Händen zu umklammern. Ihre Finger rutschten bei den ersten beiden Malen an der krümeligen Rinde ab. Noch einmal nahm sie Schwung.
    In diesem Moment gab der Ast ein bedrohliches Knacken von sich. Jane erstarrte. Dieser kurze Moment der Unachtsamkeit reichte aus, dass sie wieder von Lagen feinsten Musselins bedeckt wurde.

    Der dicke Ast hatte stabil ausgesehen, als sie auf ihn geklettert war. Wenn ihre Tanzschuhe nur nicht so glatt und unnütz wären und sie den Halt verloren hätte, wäre alles gut gegangen.
    Und auch jetzt ging es ihr noch gut. Ihre Beine waren vom Leben auf dem Land stark und muskulös, und in ihrem Kopf hämmerte es noch nicht allzu arg, aber wenn sie nicht bald eine Lösung ihres Problems fand, würde sie sich einem Schicksal stellen müssen, das ihr im Moment schlimmer vorkam, als zu sterben.
    Sie würde um Hilfe rufen müssen.
     
    Ethan Damont verließ Lord Maywells hübschen Ballsaal mit den Taschen voll von Lord Maywells hübschem Geld. Nachdem er aus verlässlicher Quelle erfahren hatte, dass Lord Maywell alles andere als ein redlicher Mensch war, hatte Ethan das abendliche Kartenspiel sogar genossen.
    Die erfrischende Aufregung eines Zeitvertreibs, der ihn im Laufe des letzten Jahres überwiegend kaltgelassen hatte, ließ ihn beschwingt Maywells ausgedehnte Gartenanlagen durchqueren. Er schlenderte gerade einen Kiesweg entlang, der zu einer Mauer an der Grundstücksgrenze führte, die für ihn hoffentlich nicht zu hoch war, als Ethan ein Geräusch hörte. Er hielt inne.
    Irgendwo, weniger als zehn Meter von ihm entfernt, fluchte eine Frau – leise und sehr einfallsreich.
    Eine Frau? Allein hier draußen im Dunkeln? Ethans Mundwinkel zuckten. Wer sagte, dass sie allein war?
    Er setzte seinen Weg fort. Es lag ihm fern, sich in die Angelegenheiten fremder Leute einzumischen. Er selbst würde in einem solchen Augenblick nicht gestört werden wollen.
Wenigstens meinte er sich zu erinnern, dass er in solchen Momenten nicht gestört werden wollte – es war schon sehr lange her.
    Weibliche Gesellschaft war auch so etwas, das im vergangenen Jahr seinen vormaligen Glanz für ihn verloren hatte. Zumindest die Art von Gesellschaft, die Ethan bisher bevorzugt hatte.
    Es hatte eine Zeit gegeben, zu der er sich schamlos der Unterhaltung hingegeben hatte – je mehr, desto besser. Wein, Weib und Gesang. Als das Geld ihm wie Honig durch die Finger rann, hatte er nie Probleme gehabt, zahllose Gespielinnen zu finden. Und wenn die Zeiten schlecht waren, dann hatte sein Charme für gelegentliche Amouren gereicht.
    Doch eines Tages war der Wein zu Essig geworden, die Frauen laut und vulgär und der Gesang disharmonisch. Plötzlich kam es ihm vor, als könnte er weit, weit in seine Zukunft blicken – und alles, was er dort sah, war nur ein schaler Abklatsch des bereits Erlebten.
    Er hatte eine Zeitlang den Schein gewahrt, aber dann hatte er selbst daran das Interesse verloren. Erst als er vor wenigen Wochen von einer dunkelhaarigen Schönheit aus seinem eigenen Haus gezerrt worden war, um einen Auftrag auszuführen, hatte er sein Herz wieder vor Aufregung pochen hören.
    Wer wollte ihm das verdenken? Sie war ein hübsches und belebendes Geschöpf, diese Rose Lacey – oder vielmehr Rose Tremayne, denn sie hatte geheiratet; ausgerechnet den wahrscheinlich letzten Freund, den Ethan auf dieser Erde hatte.
    Aber vielleicht war das auch gut so. Ethan besaß nichts, das ihn für eine so prinzipientreue Frau interessant machte.
Er konnte ehrlich behaupten, dass er sein Leben der Umverteilung von Reichtum gewidmet hatte – in seine eigene Tasche.
    Er fragte sich gerade ohne großes Interesse, ob es wohl ein sehr langes Leben sein würde.
    Dann hörte er sie schniefen.
    Oh, nein, stöhnte er bei sich. Nicht das noch. Sein Rückgrat gab nach. Er versuchte, sich mit purem Willen aufrecht zu
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