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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin
Autoren: Celeste Bradley
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auf sie. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt. »Mir wäre ein ehrliches ›Hau ab!‹ lieber als dieses widerwillige ›Danke!‹, Gazelle«, sagte er mit tiefer Stimme.
    Janes Mundwinkel zuckten. Sie hatte einen langen Abend hinter sich und war nicht in der Stimmung, sich die Meinung dieses Mannes anzuhören. »Und mir wäre es lieber, Sie wären gegangen, als dass Sie zurückkommen und sich über mich lustig machen.«
    »Aua!« Er lächelte leicht. »Sie haben Zähne. Vielleicht sind Sie doch gar keine Gazelle.« Er neigte den Kopf dicht an den ihren, bis sie, wenn sie sich bewegen würde, mit ihren Lippen seine Wange berühren müsste. »Sind Sie eine Raubkatze?« Seine Stimme war weich und sanft wie Federn an ihrem Ohr. »Waren Sie deshalb oben auf dem Baum? Warteten Sie darauf, sich auf einen nichtsahnenden Mann zu stürzen?« Dem Tonfall seiner Stimme war anzumerken, dass er nur allzu gern ebenjener Mann wäre.
    O je! Er war einer von denen! Jane schnaubte. »Haben Sie mit diesem Haufen Pferdeäpfeln wirklich Erfolg bei Frauen? Oder bin ich die Erste, bei der Sie es ausprobieren?« Sie verschränkte die Arme. »Ich muss Ihnen nämlich leider sagen, dass es nie funktionieren wird.«
    Er zog den Kopf zurück, um sie anzusehen. Seine Augen lagen im Schatten. Jane konnte nicht sehen, wie er reagierte. War er betroffen? Aber was kümmerte es sie?
    »Natürlich nicht«, sagte er tonlos, fast gelangweilt. »Was dachte ich mir bloß dabei? Wie auch immer, ich werde zu Hause erwartet.«

    Dann pflückte er ein Blatt aus ihrem Haar und steckte es in seine Westentasche. »Mein Andenken, holde Dame«, sagte er spöttisch.
    Er wandte ihr den Rücken zu und ging davon. Gerade als er in die tiefere Dunkelheit des hinteren Gartens trat, drehte der Fremde sich noch einmal nach ihr um, warf ihr über die Schulter ein unverschämtes Grinsen zu und deutete auf »ihren« Baum.
    »Nette Glieder«, rief er ihr zu. »Unter denen könnte ein Mann eine ganze Nacht verbringen.« Mit einem unbekümmerten Gruß wandte er sich wieder von ihr ab und war in der Dunkelheit verschwunden.
    Jane schlug sich bestürzt über diesen schockierenden Scherz eine Hand vor den Mund – und musste gegen ihren Willen doch lachen. Er war ein ganz, ganz ungezogener Bursche.
    Sie raffte die Röcke und rannte zum Haus. Sie hoffte, es in ihr Zimmer zu schaffen, bevor irgendjemandem auffiel, in welcher Verfassung sie war. Während sie durch die Dämmerung eilte, dachte sie über ihren attraktiven, unverschämten Retter nach …
    Vielleicht würde sie Mutter lieber nicht von ihm erzählen.

2
    Ethan wurde zu Hause nicht erwartet. Er hatte gelogen. Es gab da niemanden außer seinem grauhaarigen Butler und seinem riesenhaften, missmutigen Koch. An der Treppe zu seinem
stattlichen Haus in Mayfair stieg Ethan Damont aus der Mietsdroschke. Obwohl es bereits spät war, brannte hinter den Fenstern im Erdgeschoss Licht, und auch hinter der bereits geöffneten Eingangstür.
    Wenn er sich nicht täuschte, dann hatte sein neuer Butler aus irgendeinem Grund bereits gewusst, dass die Tür zu öffnen war, noch bevor Ethan überhaupt die Auffahrt hochgefahren war. Ein derartig eifriges Erfüllen von Pflichten war leicht alarmierend. Ethan hoffte sehr, dass nicht von ihm erwartet wurde, es durch pünktliche Bezahlung oder eine Weihnachtsgratifikation zu belohnen. Das Kartenspiel war eine recht wechselhafte Einkommensquelle. Wenn überhaupt.
    Im Moment ging es ihm gut. Selbst ein ausgesprochener Hedonist wie Ethan würde lange brauchen, um die großzügige Belohnung aufzubrauchen, die er für seine Mithilfe bei der Rettung von Collis Tremaynes stämmigem alten Onkel erhalten hatte.
    Zum ersten Mal fiel Ethan auf, dass er den Namen des Onkels nie erfahren hatte. Dann schüttelte er den Gedanken aus seinem benebelten Gehirn. Selbstverständlich war er nicht betrunken. Man konnte nicht gut betrügen, wenn man trank.
    Nun, das stimmte nur bedingt. Ethan konnte es, und er hatte es mehr als einmal getan, aber es war schlechter Stil. Die Mitspieler mochten es nicht, wenn sie ihre Verluste nicht ihrem eigenen relativen Unvermögen zuschreiben konnten. Es weckte Zweifel, und das war schlecht fürs Geschäft.
    Aber heute Nacht war er nicht betrunken. Nur müde. Er war des ganzen verdammten Spiels müde.
    Er seufzte und stieg seine Treppe mit viel weniger Freude hinauf, als das Haus verdiente. Er hatte es gewonnen, als
er noch jung und unerfahren war – von einem Mann, der so reich war,
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