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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin
Autoren: Celeste Bradley
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Abend noch nie in ihrem Leben auch nur einen Tropfen Wein zu sich genommen hatte, verträumt zu dem funkelnden Kronleuchter über ihren Köpfen hinauf.
    »Sieh nur, Jane«, sagte sie, als Jane neben sie trat. »Es wirft
kleine Regenbogen an die Decke!« Sie hickste, dann kicherte sie. »Ist Champagner nicht göttlich?«
    Oje! Jane zog ihre Kusine von dem Quell ihrer Begeisterung fort und die Länge des Ballsaales hinunter. »Du solltest jetzt ein bisschen frische Luft schnappen, Liebes. Es ist hier drinnen viel zu warm.«
    Augusta blinzelte und ließ sich widerstandslos führen. »Mir ist tatsächlich ein wenig schwindlig.«
    »Hast du heute irgendwas gegessen?«
    Augusta schüttelte tapfer den Kopf. »Oh, nein. Ich wollte doch in mein Kleid passen. Seh ich nicht gut aus?«
    Jane seufzte. Das hier würde noch schlimmer werden, bevor es besser wurde. »Du siehst entzückend aus, Schatz. Hier entlang jetzt. Noch durch diese Tür …«
    Einige Minuten später war der Champagner im Gebüsch und Augusta in Begleitung einer Kammerzofe auf dem Weg zu ihrem Schlafzimmer. Plötzlich war sie liebend gerne bereit gewesen, den Abend zu beschließen. Katastrophe abgewendet.
    Jane blieb draußen auf der Terrasse und sog die kühle Abendluft ein. Auch ihr selbst lag nichts daran, wieder in den stickigen Ballsaal zurückzukehren. Sie tat es nur Mutter zuliebe.
    » Folge deinem Onkel und deiner Tante gewissenhaft. Du hast so wenig Erfahrung in diesen Dingen.«
    Nun ja, das war damals gewesen. Jetzt hatte sie drei Monate lang ihre Erfahrungen gemacht, und alles, was sie darüber sagen konnte, war, dass sie sich niemals zuvor so sehr gelangweilt hatte. Ihre Tage waren angefüllt mit mädchenhaftem Kichern und ihre Abende mit wunden Zehen und falschen Schmeicheleien.

    Sie berichtete in allen Einzelheiten davon in ihren täglichen Briefen an Mutter, obgleich sie sich kaum vorzustellen vermochte, warum Mutter daran Interesse haben sollte.
    Sie nutzte es aus, für einen kurzen Augenblick völlig unbeobachtet zu sein, und streckte sich ausgiebig. Während sie sich den Nacken rieb und den Kopf von der einen zur anderen Seite rollte, fragte sie sich, ob sie ihrer Pflicht, zum Wohle ihrer Kusinen junge Männer anzulocken, für diesen Abend Genüge getan hatte. Sie war müde, und irgendjemand musste sich um Augusta kümmern …
    Am Rand ihres Gesichtsfeldes flackerte etwas auf. Sie schaute am Haus hinauf, beschattete mit der Hand ihre Augen vor dem gleißenden Licht aus den Fenstern des Ballsaales. Da war es wieder.
    Hoch oben, hinter einem Fenster im zweiten Stock, dem zweiten von links, flackerte ein Kerzenlicht. Irgendetwas an dessen Schein war geheimnisvoll. War das nicht das Zimmer, das ihr Onkel unter dem Hinweis, der Schornstein sei einsturzgefährdet, abgesperrt hatte?
    Von dort, wo sie stand, machte der Schornstein einen durchaus soliden Eindruck, aber Lord und Lady Maywell waren immer noch in der Lage, sich den Anschein von Wohlstand zu geben. Das Haus wirkte elegant und kostbar ausgestattet, obgleich Jane aus erster Hand wusste, dass es sich dabei eher um einen bröckelnden Steinhaufen handelte.
    Wenn das Zimmer also gefährlich war – was tat dann jemand mit einem geheimnisvollen Kerzenlicht darin?
    Jane machte ein paar Schritte zurück und versuchte, durch das Fenster ins Haus zu schauen. Die Terrasse wurde von einer Balustrade begrenzt, die nach rechts und links in einer geschwungenen Treppe auslief. Mit einer Hand raffte Jane
ihre Röcke und hüpfte leichtfüßig die Stufen hinunter auf den Rasen, wobei sie das Fenster immerzu im Auge behielt.
    Der Winkel war immer noch zu spitz. Jammerschade! Einen kurzen Augenblick lang hatte sie gedacht, Mutter einmal etwas wirklich Interessantes erzählen zu können.
    Sie warf einen Blick hinter sich. Am Rande des Rasens, etwas außerhalb des Lichtkreises, der aus den Fenstern des Ballsaales und von den Lampen auf der Terrasse fiel, stand eine große, alte Ulme.
    Jane mochte den Baum, denn es war das Einzige im formalen Garten ihrer Verwandten, das sie an die alten, ungezähmten Haine Northumbriens erinnerte.
    Vor vielen Jahren war sie im Aufbäumeklettern einmal recht geübt gewesen. Sie warf einen letzten, nachdenklichen Blick in Richtung Fenster. War die Kerze noch da?
    Ein Flackern im oberen Fenster ermutigte sie. Die Äste der Ulme machten einen stabilen Eindruck; sie schienen sie geradezu einzuladen.
    Jane lächelte still vor sich hin und lief quer über den Rasen zu dem
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