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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin
Autoren: Celeste Bradley
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ganzer Körper schmerzte schrecklich, und es gelang ihr nur mit größter Mühe, sich wieder aufzurichten.
    Einen Augenblick später fragte sie sich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn sie aus der Kutsche gefallen wäre. Ihr geschundener Körper protestierte, als der Surrey weiter diese endlose, verlassene Straße hinunterrumpelte … Wohin fuhren sie?
    Im schwachen Licht der Kutschlampen konnte Jane nur große, konturlose, dunkle Gebäude erkennen, die nah an der Straße standen. Sie hatten riesige, einfache Türen, fast wie eine Scheune. Nirgendwo brannte Licht, und es hatte den Anschein, als wohnte hier niemand.
    Vielleicht war das hier eine Art Lager oder ein Großmarkt, wie unten an den Docks. Gebäude, die aus kaum mehr als festen Wänden mit einem Dach darüber bestanden, in denen
die Waren vor der Witterung geschützt waren, bis sie auf die Schiffe verladen werden konnten …
    Oje. Schiffe …
    Zum ersten Mal verspürte sie große Angst. »Wohin bringen Sie mich? Warum machen Sie sich selbst das Leben schwer, indem Sie eine -« Geisel. Sie hielt inne, biss sich auf die Lippe. Sie sollte den Kerl nicht noch auf dumme Gedanken bringen. »- indem Sie einen unfreiwilligen Begleiter mitschleppen?«
    Der kleine Mann schnalzte dem Pferd zu, das ihn jedoch weitestgehend ignorierte und nur abwehrend mit dem verdreckten Schweif schlug. Jane beneidete das Tier um seine Unbekümmertheit. Schließlich würde der kleine Mann nicht sein einziges Transportmittel umbringen. Sie wünschte nur, sie könnte sich über ihr eigenes Schicksal auch so sicher sein.
    »Ich muss ein Schiff erreichen – oder vielmehr müssen wir ein Schiff erreichen. Eine Kabine nur für uns allein, bis nach San Sebastian. Dort in der Nähe gibt es jemanden, der dich sicher gerne kennen lernen würde.«
    Jane verlor den Mut. San Sebastian lag an der spanischen Küste, fast an der Grenze zu Frankreich. Er bringt mich auf direktem Weg zu Napoleon höchstpersönlich. Der Gedanke, dass man Informationen aus ihr herauspressen könnte, erhielt eine völlig neue, schreckliche Dimension.
    »Ich habe einiges in Gang gebracht, während ich hier war, aber einige Ziele, die man mir gesetzt hatte, habe ich nicht erreicht. Ich denke, mit dir lässt sich einiges wiedergutmachen, wenn wir nach Paris kommen.« Er gluckste trocken. Das Geräusch war wie Sandpapier auf ihren Nerven. »Weißt du, das Schiff hier liefert Waffen an die britischen Truppen.«

    Er lächelte sie an. »Na, gefällt dir die Ironie?« Als sie nicht antwortete, zuckte er die Schultern. »Ich musste eine ziemlich hohe Summe als Bestechung zahlen, damit wir an Bord gehen können«, sagte der kleine Mann und legte die Zügel in eine Hand, um mit der anderen auf seine Tasche klopfen zu können. »Ich war gezwungen, den Tresor Seiner Lordschaft auszuräumen, um unsere Schiffspassage bezahlen zu können. In Kriegszeiten wird alles schrecklich teuer, findest du nicht auch?«
    Jane gefiel das ganz und gar nicht. Onkel Harold war so geizig, wie es nur ein Mann sein konnte, der selbst ein ausschweifendes Leben führte. Er gab zwar ein Vermögen beim Kartenspiel aus, aber für seine Töchter durften es nur die billigsten Schuhe sein. Lord Maywells Tresor auszuräumen musste notwendigerweise bedeuten, dass Lord Maywell tot war.
    »Oh, die arme Tante Lottie«, murmelte Jane.
    Der kleine Mann lachte hämisch. »So ist sie besser dran, und ich gehe jede Wette ein, dass sie das auch so sieht.«
    Das erinnerte Jane an etwas. Alle Mitglieder der Familie mussten den kleinen Mann irgendwann einmal zu Gesicht bekommen haben. Eine schreckliche Vorstellung kam ihr. »Sie haben ihnen doch nichts getan, oder? Tante Lottie und den Mädchen?« Plötzlich fühlte sich Jane sehr wohl in der Lage zu töten. Sie empfand das als irgendwie beruhigend.
    Aber der kleine Mann schnaubte nur. »Warum sollte ich? Viel zu viel Arbeit, wenn sie sich sowieso nicht an mehr erinnern können als daran, dass ich weder groß noch gut aussehend noch besonders gut gekleidet war.«
    Leider war Jane klar, dass ihre Kusinen genau das sagen
würden. Wenn ein Mann kein potenzielles Zielobjekt bei der Jagd nach einem Ehemann war, konnte er genauso gut auch gar nicht existieren.
    »Die englischen Adligen sind nichts als Idioten«, fuhr der Mann fort. Er zog die Schultern hoch und machte ein nörgeliges Gesicht. Sofort verwandelte er sich in einen jungen Kerl von nicht mal zwanzig mit der entsprechend gelangweilten Art. »Was sehen Sie mich so
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