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PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not
Autoren: Leo Lukas
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»Wer Erfahrung hat mit heißer Suppe,
    bläst auch auf Fischsalat.«
    Japanisches Sprichwort
     
    »Erfahrungen bezahlt man selbst teuer,
    obwohl man sie beim Nachbarn billiger haben könnte.«
    Armenisches Sprichwort
     
    »Der Weise kratzt sich auch dann,
    wenn ihn fremde Erfahrungen jucken.«
    Sprichwort aus Java
     
    »Erfahrung ist ein Kamm, den dir das Leben schenkt, wenn du bereits glatzköpfig bist.«
    Argentinisches Sprichwort
     
     
    Prolog
    Unter den Ästen des Reiherbaums
     
    Ende April des Jahres 2037 saß ein unauffällig gekleideter Mann mit kurzen schwarzen Haaren im Gastgarten eines Bistros am Place de l'Arbre aux Hérons von Nantes und rührte versonnen in seinem Milchkaffee. Der Mann war mittelgroß und sehnig, fast ausgemergelt; das schlanke, kantige Gesicht hätte zu einem Langstreckenläufer gepasst oder zu einer anderen Art von Asketen. Sein Blick ging ins Leere beziehungsweise nach innen; das Spektakel auf dem weitläufigen Platz, der im milden Licht der Nachmittagssonne lag, schien ihn nicht zu interessieren.
    Dabei hätte es viel zu sehen gegeben. Ein gewaltiges Gebilde, zugleich Bau- wie Kunstwerk, dominierte das gesamte Areal: ein Baum aus Stahl, 35 Meter hoch und 50 Meter durchmessend, mit 22 Ästen, zwischen denen sich blühende, hängende Gärten spannten. Hunderte Menschen tummelten sich in der Baumkrone und bestaunten eine Vielzahl überlebensgroßer, mechanischer Tiere. Manche davon kreisten als Gondeln unter den beiden riesigen, hölzernen, auf den höchsten Spitzen thronenden Reihern, deren Schwingen sich majestätisch langsam hoben und senkten.
    Auch am Fuße des Baums herrschte reges mechanisches Leben. Eine dreizehn Meter lange Spinne aus Metall und Pappelholz umkreiste den Stamm. Auf den Rücken nicht viel kleinerer Ameisen und Skorpione ritten jauchzende und winkende Kinder, jeweils ein halbes Dutzend. Das fröhliche Chaos wurde noch verstärkt durch zahlreiche Straßenmusiker und Akrobaten, darunter ein Mann mit Halbglatze, der trotz seines sichtlich fortgeschrittenen Alters auf einem fast vier Meter hohen Einrad fuhr und mit brennenden Fackeln sowie einer laufenden Kettensäge jonglierte.
    So bunt gestaltete sich das Treiben, dass die aus einer Seitengasse gekommene Gruppe, die soeben im Halbkreis um eine Fremdenführerin Aufstellung nahm, nicht sonderlich hervorstach – obwohl die rund fünfzehn Personen allesamt blauhäutig waren und Raumfahreroveralls trugen. Mancher Beobachter mochte sie für weitere, dunkelblau geschminkte Schauspieler halten; aber die meisten wussten wohl, dass es sich um Ferronen handelte, bis auf die Hautfarbe und einige kleinere physiologische Unterschiede frappierend menschenähnliche Außerirdische, die aus dem 27 Lichtjahre entfernten System der Sonne Wega stammten.
    Außerirdische! Noch vor einem knappen Jahr hatten die meisten Erdenmenschen die Existenz von intelligentem Leben anderswo im Kosmos für extrem unwahrscheinlich gehalten. An die Möglichkeit einer tatsächlichen Begegnung mit Fremden von einer anderen Welt hatte sowieso kaum jemand geglaubt. Wie sollten die interstellaren Distanzen bewältigt werden? Galt denn die Schranke der Lichtgeschwindigkeit nicht als unüberwindbar?
    Nicht mehr.
    Und das war beileibe nicht das einzige Dogma, das sich als falsch entpuppt hatte. Die Welt hatte sich radikal verändert, beinahe über Nacht, in einem Ausmaß wie vielleicht noch niemals zuvor. Seit Perry Rhodan von seiner Mondmission zurückgekehrt war, zusammen mit dem Arkoniden Crest da Zoltral, konnten nur noch die allerverbohrtesten Anhänger der allerkrudesten Verschwörungstheorien leugnen, dass es Außerirdische gab und dass diese leibhaftig unter den Menschen wandelten.
     
    Die Fremdenführerin, eine zierliche, doch energisch wirkende Frau mit weinrot gefärbten, zu einem Pagenkopf geschnittenen Haaren, erläuterte den Ferronen, dass der Reiherbaum nach jahrzehntelangen Vorarbeiten 2029 fertiggestellt worden war, als vorerst letztes und größtes Projekt der in Nantes ansässigen Kunstwerkstatt »Les Machines de l'île«. Die mechanische, 37 Tonnen schwere Riesenspinne, genannt »La Princesse«, war eine frühere Schöpfung des Zusammenschlusses von Künstlern, Ingenieuren und Handwerkern, ebenso wie eine Fülle kleinerer kybernetischer Tiere und das »Karussell der Meereswelten«, ein vierstöckiges 360-Grad-Theater aus begehbaren Skulpturen am Ufer der Loire, direkt gegenüber dem Jules- Verne-Museum.
    »Die Imaginären Kreaturen und
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