Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Schmutz. Dazwischen ein schmaler Wasserlauf, oft verschlammt, ölig und ohne Leben in seinen Fluten.
    Aber hier, geschützt von Baumgruppen, befand man sich in einem kleinen Paradies. Die neue Villa hatte Dr. Sassen vor acht Jahren bauen lassen, als er zum zweitenmal geheiratet hatte. Seine erste Frau war plötzlich an einem Herzschlag gestorben, weit weg von Gelsenkirchen, in einer Bucht von Ischia. Erhitzt war sie ins Wasser gesprungen, hatte noch einmal die Arme emporgeworfen und war dann versunken. Als zwei Sporttaucher sie aus dem Meer zogen, waren alle Wiederbelebungsversuche schon sinnlos. Fünf Jahre hatte Dr. Sassen dann als Witwer gelebt, bis er auf einem Empfang die junge und attraktive Veronika Bender kennengelernt hatte. Noch einmal begann sein Herz zu glühen, und kurzentschlossen heiratete er sie. Ein Jahr später kam Oliver zur Welt, heute noch mit seinen sieben Jahren der Mittelpunkt der Familie Sassen. Seine Geschwister aus Dr. Sassens erster Ehe, die schwarzhaarige Sabine mit ihren 21 Jahren und Dr. Fritz Sassen, 26 Jahre alt, benutzte er als Quelle guter Nebeneinnahmen, denn immer dort, wo er nicht sein sollte, tauchte Oliver auf und wechselte Beobachtungen in klingende Münze um. Dr. Fritz Sassen nannte seinen Halbbruder deshalb ein ›geborenes Finanzgenie‹.
    Veronika Sassen, mit ihren 28 Jahren, war es gewohnt, daß man sich nach ihr umdrehte. Groß, schlank, mit rötlich gefärbten Haaren, dem Schritt einer Society-Prinzessin und der spöttischen Überlegenheit einer Frau, die weiß, daß ihre Gegenwart Unsicherheit bei anderen hervorruft, zog sie allen Glanz auf sich, den Dr. Ludwig Sassen zu vergeben hatte. Sie war Mittelpunkt der Gesellschaften und Empfänge, Mittelpunkt der Familie und das große Glück des alternden Dr. Sassen. Noch spürte er den Altersunterschied von 27 Jahren nicht so sehr, zumindest zeigte er es nicht. Er hatte sich im Garten eine Sauna gebaut, in der er sein Gewicht drückte und um eine sportliche Figur kämpfte. Er lernte die neuesten Tänze und hielt wacker durch, wenn die Gesellschaften bis in den Morgen hinein dauerten. Er tat überhaupt alles, um seiner jungen Frau Veronika das Leben zu bieten, das sie sich ersehnte. So hart Dr. Sassen als Industrieller war, so weich war er als Ehemann einer viel jüngeren Frau, die er anbetete mit der stummen Ergebenheit eines Tieres, das glücklich über jedes Streicheln, über jede kleine Liebkosung ist.
    Sein Sohn Fritz war anders. Braungebrannt, sportlich und hochintelligent, begegnete er seiner Stiefmutter, die nur zwei Jahre älter war als er, zwar mit der gebührenden Höflichkeit, – aber reserviert. Man sprach miteinander wie unter guten Freunden, doch innerlich, das spürte jeder von ihnen, lauerte eine gegenseitige Abwehr, ein Harren auf den Moment, in dem etwas Greifbares eine Explosion auslösen konnte. Worauf jeder wartete, war keinem klar; man wußte nur, daß es einmal kommen würde.
    An diesem schönen Frühlingsmorgen trat Veronika Sassen in einem engen, silberglänzenden Hausanzug auf die Terrasse. Ihr rötliches Haar hatte sie frei über die Schulter fallen. Die Verbindung von Silber und Rot war faszinierend und atemberaubend. Dr. Sassen jr., der aus einem anderen Trakt der langgestreckten Villa zur Terrasse kam, küßte Veronika die Hand und schob ihr einen der Gartensessel zu.
    »Sabine läßt sich entschuldigen«, sagte er. »Sie ist schon zum Tennis gefahren. Kommt Papa auch zum Kaffee?«
    »Er telefoniert gerade.« Die Stimme Veronikas war melodiös. »Irgend etwas wegen der Italiener. Der Lagerleiter, glaube ich …«
    Dr. Sassen setzte sich. »Da sind überhaupt mancherlei Probleme …«
    »So?«
    »Du wirst verzeihen, wenn ich nachher mit Papa über diese Dinge spreche …«
    »Aber bitte. Ich bin es ja gewöhnt …« Es klang höflich, doch der Vorwurf war nicht zu überhören. Veronika goß sich Kaffee ein und suchte unter den abgedeckten Toastschnitten nach einer besonders braunen, knusprigen Scheibe.
    Zusammen mit dem kleinen Oliver kam Dr. Ludwig Sassen aus dem Haus. Er hatte sich sportlich-jung gekleidet. Weiße Hosen, weißer Pullover mit blauem Rollkragen, die ergrauten Haare glatt zurückgekämmt, weiße Schuhe. Sein energisches Gesicht mit den lebendigen blauen Augen waren gebräunt. Gesundheit, gespendet von der Strahlkraft der Höhensonne, unter der er jeden Tag eine Viertelstunde lang lag. Auch das gehörte zu seinen Bemühungen, an der Seite Veronikas nicht abzufallen.
    »Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher