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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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herrlicher Tag!« rief er und breitete die Arme weit aus. Dann küßte er Veronika auf die Haare und sagte das, was er jeden Morgen sagte: »Du siehst wieder bezaubernd aus, Vroni …«
    »Danke, Louis.« Veronika lächelte gönnerhaft. Sie nannte ihren Mann mit dem französischen Vornamen. Ludwig, das klingt nicht gut, hatte sie gleich nach der Hochzeit gesagt. Dr. Sassen hatte es sofort eingesehen. Was Vroni tat oder sagte, war für ihn über jede Kritik erhaben.
    »Guten Morgen, mein Sohn!« sagte Dr. Sassen fröhlich und gab Fritz die Hand. »Sabine?«
    »Beim Tennis.«
    »Einer fehlt immer! Es scheint unmöglich zu sein, die ganze Familie einmal geschlossen um den Tisch zu versammeln.« Er setzte sich und ließ sich von seiner Frau den Kaffee einschenken. »Hast du etwas vor, Fritz?«
    »Eigentlich nicht.« Fritz Sassen nahm ein Stück Sandkuchen. »Was wollte der Lagerleiter, Vater?«
    »Der … Ach so.« Dr. Sassen blickte fragend auf Veronika, die nickte.
    »Ich habe ihm von dem Telefonat erzählt, Louis.«
    »Ach, nichts Wichtiges.« Dr. Sassen bestrich ein Toaststück mit Butter und ließ von einem silbernen Löffel Honig darauftropfen. »Es geht um die Umstellung der Italiener. Klimatische Schwierigkeiten, weißt du. Auch Dr. Pillnitz hat mich darüber informiert. Einige der Leute haben Kopfschmerzen und Erbrechen. Auch die andere Ernährung …«
    Fritz Sassen schob seinen Teller etwas von sich weg. Sein Gesicht war ernst.
    »Nimmst du das nicht alles ein bißchen leicht, Vater?« fragte er.
    Dr. Sassen biß in den Toast.
    »Wieso?« Er kaute und zog die buschigen Augenbrauen zusammen. »Wenn ich nach Italien reise, habe ich auch in den ersten Tagen vom Olivenöl Durchfall.«
    »Die Ursache ist eine andere, Vater.«
    »Ich bitte euch, es ist Sonntag, und ich will wenigstens beim Frühstück nichts vom Betrieb hören.« Veronika hob beide Hände. Ihr Lächeln war gefroren. »Habt ihr keine anderen Themen?«
    »Ich habe gestern im Labor vierzehn Luftproben durchgerechnet.« Fritz Sassen sah an seiner Stiefmutter vorbei in das Gesicht seines Vaters. Es war abweisend. Vroni hatte um ein anderes Thema gebeten, und es war ungehörig, ihren Wunsch so zu ignorieren.
    »Na und?« fragte Dr. Sassen unfreundlich.
    »Der CO 2 -Gehalt der Luft ist höher als normal. Deshalb die Übelkeit der Männer, die Kopfschmerzen, das Schwindelgefühl. Nicht das Klima in Deutschland ist es, sondern unser Klima in Schacht V trägt die Schuld! Wir taufen jetzt in 800 Metern den Schacht ab und gehen auf die sechste Sohle. Der Wetterschacht aber, den wir haben, ist zu eng! Der Saugkanal und der Lüfter reichen nicht aus! Wenn wir das sechste Flöz aufbrechen, kann es zu einer Katastrophe kommen, Vater! Wir müssen größere Lüfter einbauen … von Sohle Vier ab automatische Absauger …«
    Dr. Sassen legte seinen Toast auf den Teller zurück. Veronika spielte mit ihrer Scheibe, sie war nervös und verärgert. Immer diese verdammte Zeche, dachte sie. Wie herrlich wäre es, gleich in den Wagen zu steigen und wegzufahren … zu Susanne, die eine Gartenparty gibt, oder zum Baldeney-See, auf dem die Segeljacht der Sassens schaukelt.
    »Überprüfe deine errechneten Werte noch einmal«, knurrte Dr. Ludwig Sassen.
    »Das habe ich. Dreimal! Sie stimmen! Wir brauchen …«
    »Was wir brauchen, mein Junge, weiß ich gut genug. Um Emma II auf den neuesten Stand zu bringen, ist eine Investition von 120 Millionen notwendig. Das ist an sich kein Problem … aber es wird eines, wenn man weiß, daß Flöz acht das letzte Flöz auf Schacht V ist! Danach ist Sense! In fünf oder acht Jahren wird Schacht V geschlossen werden, weil er nicht mehr rentabel ist. Das weißt du doch auch alles, Fritz!«
    »Aber die Sicherheit, Vater …«
    »Es ist bisher gegangen, es wird auch noch fünf Jahre so gehen!«
    »Und die Verantwortung dafür willst du übernehmen?«
    »Ich bin der Generaldirektion gegenüber verantwortlich, Emma II rentabel zu halten! Es wäre völlig sinnlos, 120 Millionen zur Modernisierung einer Anlage zu verlangen, die in der Planung bereits abgeschrieben ist.« Dr. Sassen griff wieder nach seinem Toast. »Reden wir nicht mehr darüber, mein Junge. Vielleicht hatte der Lüfter gerade eine Stromstörung, als du die Proben entnommen hast.«
    »Wäre es nicht besser, der Generaldirektion die Luftproben vorzulegen, Vater?«
    »Damit sie dort zu den Akten gelegt werden?«
    »Es nimmt die alleinige Verantwortung von uns.«
    »Nicht nötig,
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