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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schalke hat 2 : 0 gewonnen. Er war gar nicht in Gelsenkirchen. Was verheimlicht er? Wo war er den ganzen Tag? Warum hat er es nötig, seinen Vater zu belügen? Das hat er doch bisher nicht getan. Nie war es zwischen uns wie zwischen Vater und Sohn gewesen, sondern immer wie zwischen zwei Freunden. Man konnte sich alles sagen. Und plötzlich log er …
    Irritiert ging Hans Holtmann in sein Häuschen. Der Duft von Bratkartoffeln mit Speck kam ihm entgegen. Und Quark, angemacht mit Zwiebeln, Pfeffer, Salz, Paprika sowie Schnittlauch gab es. Dazu eine Flasche Pilsener Bier. Ein richtiges Sonntagsessen. Wo war der Junge den ganzen Tag, dachte Holtmann und zog an seiner Pfeife. Warum belügt er mich?
    Um die gleiche Zeit verabschiedete sich Dr. Fritz Sassen von Dr. Waltraud Born. Sie standen unweit der Villa in dem Birkenwäldchen und küßten sich.
    Oben auf dem Hügel lag Luigi Cabanazzi im Gras und stieß einen leisen Pfiff durch die Zähne. Er lag auf dem Bauch und kaute ein Sauerampferblatt.
    Sieh an, dachte er, so ist das also. Den einen wirft man hinaus, und den anderen küßt man. Eine Hexe, diese signorina dottore. Aber der Gedanke schmerzte ihn nicht mehr. Cabanazzi hatte inzwischen auch Veronika Sassen gesehen und konnte ihr Bild nicht mehr vergessen, gegen welches das der signorina dottore verblaßte … Eine Frau in einer schillernden, silbernen Haut. Und darüber wehende rote Haare, die in der Sonne leuchteten wie Flammen. Der Anblick hatte Cabanazzi ins Herz getroffen.
    Am Mittwoch kam, von wenigen beachtet, ein neuer Dauergast nach Buschhausen. In einem alten Wägelchen hielt er Einzug in dem Ort und stoppte vor dem katholischen Pfarrhaus. Zwei Koffer wurden ausgeladen, dann das Wägelchen in den Hof gefahren und mit einer Plane überdeckt, als sollte sein Anblick niemanden verletzen.
    Und doch war mit diesem Zuwachs über die Gemeinde Buschhausen eine Art heilige Revolution hereingebrochen: Pater Paul Wegerich war eingetroffen.
    Dr. Ludwig Sassen war äußerst erstaunt, als man ihm einen Priester meldete, der ihn zu sprechen wünschte … außerhalb des für Wochen ausgearbeiteten Besuchsplans.
    »Bitte …«, sagte er mit freundlicher Reserve und wies auf einen der großen Ledersessel in dem pompösen Chefzimmer. »Was führt Sie zu mir, Pater? Meine Sekretärin sagte mir, daß es dringend sei. Sie wissen ja, wir armen Industriellen haben alles, nur keine Zeit …« Er lachte etwas gezwungen und präsentierte Pater Wegerich ein Kistchen mit Zigarren.
    Pater Paul Wegerich blieb stehen. Er trug Zivil und unterschied sich in nichts von einem normalen Bürger. Er war von mittlerer Größe, schlank, fast zierlich, mit schmalen, langen Händen und einem verträumten Gesicht.
    »Was ich zu sagen habe, ist schnell gesagt.«
    Dr. Sassen war verblüfft. Die Stimme des Paters klang sonor und kraftvoll, sie paßte gar nicht zu dessen Äußerem. »Ich bitte Sie, in den Schacht einfahren zu dürfen …«
    Dr. Sassen stutzte, nickte aber dann zustimmend. »Warum nicht? Wenden Sie sich bitte an den Betriebsleiter. Er wird Ihnen einen guten Steiger mitgeben, der Ihnen alles zeigt …«
    »Wir mißverstehen uns, Herr Dr. Sassen.« Pater Paul Wegerich faltete die Hände vor der Brust. »Ich möchte nicht nur besuchsweise einfahren. Ich möchte vor Ort arbeiten.«
    »Was wollen Sie?«
    Dr. Sassen starrte den schmächtigen Priester an.
    »Arbeiten! Ich will ein Kumpel unter Kumpeln sein.«
    »Aber warum denn?«
    »Ich will denen helfen, an die Kraft Gottes zu glauben.«
    »Dazu ist – soviel ich weiß – Ihr Pfarrkollege in der Kirche da.«
    »Über Tage, ja. Aber es gibt Dinge, die man unter Tage besser versteht …«
    »Verzeihen Sie, Pater, aber irgendwie sehen Sie mich jetzt hilflos.« Dr. Sassen steckte sich eine Zigarre an und sah dem Rauch nach. »Verstehen Sie mich nicht falsch, aber Bergmanns-Arbeit, unter Tage, vor Ort … das ist kein Zuckerlecken! Ich wüßte keinen Beruf, der ihm an Härte gleichkäme. Und wenn ich Sie so ansehe, lieber Pater …«
    Dr. Sassen blickte auf die zarten Hände des Priesters, musterte dessen gelockten, braunen, jungenhaften Kopf. Der Schutzhelm allein wird ihm schon zu schwer werden, dachte er. Was glauben die Leute eigentlich, wie es in 800 Meter Tiefe aussieht? …
    »Ich habe bereits in französischen und belgischen Gruben gearbeitet«, sagte Pater Wegerich schlicht. »Und es hat mich nicht umgeworfen …«
    Dr. Sassen schwieg beeindruckt. Er sog an seiner Zigarre und kam sich
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