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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
Autoren: Michaela B. Wahl
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Kapitel 1

    Rupert Grint,
oder der Nabel der Welt: Ich.

    London, 2013

    I ch stoße ein ärgerliches Zischen aus. Das wütende, katzenähnliche Fauchen klingt so gar nicht nach meiner samtartigen Stimme. Doch egal in welchem Körper ich stecke, meine Stimme verfehlt niemals ihre Wirkung: Der Junge, keine zwei Meter von mir entfernt, erstarrt zu einer Salzsäule.
    Das gibt mir die Zeit, meine Umgebung zu erkunden: Holzboden, Dachschräge, ein winziges Fenster, stickige Luft und muffelige Utensilien. Muss es wirklich die Bartimäus-Version sein?
    »Du … du bist gebannt!«, presst er schließlich hervor. Seine Stimme zittert leicht, aus Furcht? Ich kann den Angstschweiß riechen, der plötzlich aus all seinen Poren strömt. Das Bernsteinmedaillon, das mich in diesen neuen Körper gezwungen hat, baumelt in der Hand meines Banners.
    Ich kann mir ein kleines, spöttisches Grinsen nicht verkneifen. Gebannt. Unglaublich. Ich wurde tatsächlich gebannt. Von einem Jungen, kaum älter als fünfzehn. Ausgerechnet ein Rotschopf, der Rupert Grint aus dem Gesicht geschnitten ist. Kinnlange Haare, schmächtige Figur, breite Lippen. Hätte es nicht gleich Harry Potter sein können?
    »Du bist gebannt!«, wiederholt er fest. Sein Akzent klingt stark, britisch, wie mir scheint. Großbritannien! Na toll. Sein Blick jagt über meinen Körper hinweg, bestürzt, so als stehe ein Geist vor ihm. Seine Lippen beben, und das Bernsteinmedaillon schwankt in seiner Linken hin und her. Herrje, er wird sich doch wohl nicht bepissen vor Angst?
    »Das hast du bereits gesagt.«
    Meine Stimme hat ihren durchdringenden Klang nicht verloren. Mein drahtiger Oberkörper, die sehnigen Hände und die leichte Brustbehaarung verhüllen nicht meine Nacktheit. Hätte der Junge sich nicht wenigstens noch passende Kleidung vorstellen können? Immerhin, ich bin männlich, das ist gut. Keiner von den dicken Typen, die ihre Freizeit bei McDonalds verbringen. Ich habe genug Oishine gesehen, die sogar ihre Erfahrungen in einem Frauenkörper gemacht haben.
    Mein Blick wandert zu dem zitternden Jungen. Die Sommersprossen um seine Nase tanzen im Sonnenlicht, das durch das winzige Fenster im Dachgeschoss scheint. Die dicken Holzbalken, die zentimeterdicke Staubschicht, die das Atmen erschwert, und der penetrante Geruch tragen nicht gerade zur Besserung meiner Laune bei. Auf dem Boden ist der weiße Kreis mit Kreide eingezeichnet und schließt das gewaltige Pentagramm ein, in dem ich gerade stehe.
    Lässig verschränke ich die Arme vor der Brust. Ich habe Zeit, massig sogar. Um genau zu sein, sind es zweiundzwanzig Tage. Zweiundzwanzig lange Tage dauert nämlich die Beschwörungsformel, es sei denn, ich sterbe früher. Das kann allerdings nur geschehen, wenn der Typ schon einen Pakt mit einem anderen Dämon geschlossen hat. Richtig, Oishine sind Dämonen. Der Junge hat dieses vorwitzige Kinn, das auf Entschlossenheit hindeutet, keine Ahnung, warum er dann einen Oishine braucht. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe schließlich lang genug als richtiger Dämon gearbeitet. »Was willst du jetzt tun?«, frage ich ihn gerade, als ein strenger Geruch in meine Nase steigt.
    Der Raum stinkt. Nach Mensch, Rattenkot und alten Klamotten, in denen sich die Motten eingenistet haben. Ich mache mir nicht die Mühe, mich noch weiter umzusehen, sondern lasse den Jungen nicht aus den Augen. Dieser atmet tief durch, strafft die schmalen Schultern und sieht mich direkt an.
    »Ab jetzt bist du mein Oishine.«
    Was für ein dünnes, hohes Stimmchen. Ich rolle die Augen. »Was du nicht sagst.«
    »Du kannst mir meine Wünsche erfüllen.«
    »Dann leg mal los«, erwidere ich trocken. »Aber erst, wenn du fein säuberlich deine schmutzigen Geheimnisse in das Buch geschrieben hast. Sieben Stück, für jeden gefallenen Engel eines.«
    Ich frage mich, wie er vom Buch der Oishine erfahren hat. Vererbt? Ich mustere sein Gesicht. Nichts. Kein Glockengeläut, das losschrillt. Dabei erinnere ich mich eigentlich an alle Gesichter, denen ich jemals begegnet bin. Keines hatte diese vergissmeinnichtblauen, fast unschuldig wirkenden Augen.
    Kleine Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn, er knabbert an seiner Unterlippe.
    »Und was hast du jetzt vor?«, versuche ich es ein zweites Mal.
    Seine schmalen Schultern sacken nach vorne.
    »Keine Ahnung.«
    Was für ein Jammerlappen. Ich beschließe, ihn direkt nach dem Buch zu fragen. Wer weiß, vielleicht ist er ja so dämlich und gibt mir eine
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