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Die Schlacht von Trident

Die Schlacht von Trident

Titel: Die Schlacht von Trident
Autoren: Sascha Vennemann
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Reich der Menschen geflüchtet und sich ihnen angeschlossen. »Affe zu Affe«, lautete eine Spottschrift, die ein unbekannter Priester zu diesem Thema im kridanischen Mediennetz verbreitet hatte und die sich großer Beliebtheit erfreute. Aber man hatte schon seit längerem nichts mehr von den Affenartigen gehört. Gerüchte besagten, sie hätten die Menschen im Stich gelassen und wären wieder einmal mit Sack und Pack verschwunden. Weder Mensch noch Kridan schienen genau zu wissen, warum das geschehen war. Vielleicht lag es einfach in der Natur der Xabong, nun als Weltraumnomaden vom einem Planeten zum nächsten zu ziehen. Wer wusste das schon?
     
     
    Sun-Tarin tauchte aus seinen Gedanken wieder auf und war für einen Moment verwirrt. Wie war er denn jetzt überhaupt auf die Sharaan und Xabong gekommen? Er hangelte sich an seinen Gedanken zurück zu jener Stelle, die der Ausgangspunkt für seine gerade angestellten Überlegungen gewesen war. Jenes Zitat aus den Schriften des Ersten Raisa.
    An jenem Morgen war Sun-Tarin gerade im Gemeinschaftsraum des Wohnheims für alleinstehende Kugelraumer-Kommandanten dabei, die morgendliche Getreidemischung aus einer Schale zu knabbern, als der Text von den in dem großen Raum platzierten Bildschirmen verschwand und das von unzähligen Kämpfen gezeichnete Gesicht des Mar-Tanjaj erschienen war. Seine Miene drückte wie immer eine feierliche Ernsthaftigkeit aus, sein vom Alter gelb gewordener Schnabelrücken war von unzähligen kleinen Rillen und Rissen durchsetzt – ein Anblick der jedem Kridan unwillkürlich Respekt abringen musste.
    Fidgen-Bor, der Kommandant der TODESKRALLE und ein Zimmernachbar Sun-Tarins, unterbrach das frühmorgendliche leise Gekrächze im Gemeinschaftsraum. »Ruhe! Der Mar-Tanjaj wird sprechen!«
    Schlagartig war es totenstill. Über dreißig männliche Kridan hielten bei ihrem Frühstück inne, trauten sich kaum, die an die Schnäbel gehobenen Schüsseln geräuschlos auf den Tischen vor ihnen abzustellen. Alle Augen waren auf den Bildschirm gerichtet.
    Nach etwa einer halben Minute, die der Mar-Tanjaj schweigend in die Kamera geblickt hatte und sich nun wohl der ungeteilten Aufmerksamkeit jedes Kridan sicher sein konnte, begann er zu sprechen.
    »Ich, der Mar-Tanjaj, ergebener Diener des einzig wahren Gottes und Oberbefehlshaber der kridanischen Flotte, spreche heute zu euch als Gesandter seiner Heiligkeit des Raisa. Volk der Kridan, hört nun, was unser erhabener Stellvertreter Gottes uns mitzuteilen hat.« Der Mar-Tanjaj stieß ein kurzes stakkatoähnliches Trillern aus, eine Bitte um besondere Aufmerksamkeit. »Heute Nacht hat mich der Raisa zu sich gerufen und mich mit der heiligen Aufgabe betraut, den ehrlosen Menschen ein für alle Mal in ihrem gottlosen Treiben Einhalt zu gebieten!«
    »Ja!«, entfuhr es Fidgen-Bor, und er reckte seine rechte Krallenhand zur Faust geballt in die Höhe. Zustimmendes Schnabelschaben erklang von den Tischen, gefolgt von der gezischten Bitte um Ruhe, die Sun-Tarin von irgendwo hinter sich hörte.
    »Unsere Bemühungen, die Verteidigung und das errichtete Bollwerk der Menschen an der Grenze zu unserem Reich am Niemandsland und durch unseren Brückenkopf bei Tau Ceti zu schwächen, tragen nun endlich die gewünschten Früchte. Die Ungläubigen sind verzweifelt und versuchen unseren Plan zu durchschauen, aber das können sie nicht. Zwar sind sie nicht dumm, aber sie haben nicht den Willen zum Sieg und sie haben nicht das Wohlwollen des einzig wahren Gottes auf ihrer Seite!«
    »Ehrlose Schnabellose!«, wetterte Fidgen-Bor weiter in die Sprachpause des Mar-Tanjaj, bis dieser fortfuhr.
    »Jetzt ist es an der Zeit, das Reich der Menschen zu zerschlagen. Sie sind unkoordiniert und geschwächt. Unsere Aufklärer haben das bestätigt und unsere Strategen haben berechnet, das wir nun die Chance haben, aus diesem Krieg siegreich hervorzugehen. Wenn wir unsere Anstrengungen in einem System konzentrieren, in dem die Menschen nie mit einem Angriff unsererseits rechnen würden, und das noch dazu, unerreichbar weit entfernt für ihre zahlreichen an den Grenzen der Solaren Welten stationierten Einheiten, näher an der Mitte ihres Reiches liegt, können wir sie in einer einzigen gewaltigen Schlacht schlagen, zur Erde durchbrechen und haben sie dann in unseren Krallen!«
    Jubel brandete in dem kleinen Gemeinschaftsraum auf. Durch die geöffneten Fenster hörte Sun-Tarin ebenfalls Hunderte von zustimmenden Krächzstimmen aus den
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