Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage
Autoren: Brandon Mull
Vom Netzwerk:
Doren.
    Seth reichte dem Satyr sein Vergrößerungsglas.
    Doren stieg über die Stadtmauer, ging auf einem leeren Platz in die Hocke und betrachtete die Gestalten auf dem Turm. »Ihr zwei solltet euch das mal ansehen«, sagte er schließlich ernst und trat ein Stückchen zur Seite.
    Zuerst warf Newel einen langen Blick durch das Vergrößerungsglas, dann Seth. Die winzigen Männer auf dem Turm sahen anders aus als jene, die Seth zuvor gesehen hatte: Ihre Haut war grau, ihre Augen blutrot, und sie hatten Reißzähne im Mund.
    »Warum seht ihr so merkwürdig aus?«, fragte Newel.
    »Unsere wahre Gestalt wurde offenbar«, antwortete die Stimme durch das Megafon. »So sehen wir aus, wenn alle Illusionen wegfallen.«
    »Sie sind irgendwie korrumpiert worden«, zischte Doren.
    »Ihr werdet ihnen doch nicht wirklich helfen?«, fragte Seth.
    Newel schüttelte den Kopf. »Nein. Aber es ist vielleicht auch nicht klug, Widerstand gegen sie zu leisten. Vielleicht sollten wir uns aus der Sache raushalten.« Er blickte Doren an. »Hatten wir nicht in Kürze andernorts einen dringenden Termin?«
    »Das ist richtig«, bestätigte Doren, »ich hatte unsere andere Verpflichtung beinahe vergessen. Und wir wollen die, ähm, Hamadryaden auf keinen Fall enttäuschen. Wir können es uns nicht leisten, zu spät zu kommen. Am besten, wir machen uns gleich auf den Weg.«
    »Ihr habt keinen Termin«, unterbrach Seth mit anklagender Stimme. »Wir können die guten Nipsis nicht einfach im Stich lassen. Das würde ihren sicheren Untergang bedeuten.«
    »Wenn du so auf Heldentum stehst«, sagte Newel, »geh du und halte diese Flotte auf.«
    »Mein Job war es, uns hierher zu bringen«, erwiderte Seth. »Wenn ihr die Batterien wollt, müsst ihr euch das Gold selbst verdienen.«
    »Da hat er nicht ganz unrecht«, gab Doren zu.
    »Wir brauchen uns gar nichts zu verdienen«, widersprach Newel. »Wir können uns aus der Schatztruhe des Dritten Königreichs nehmen, was wir brauchen, und verschwinden.«
    »Auf keinen Fall«, warf Seth ein und fuchtelte mit der erhobenen Hand. »Ich werde nichts Gestohlenes als Bezahlung akzeptieren. Nicht nach dem Vorfall mit Nero. Das Dritte Königreich hat uns eine ehrliche Belohnung versprochen, wenn ihr ihm helft. Ihr wart diejenigen, die behauptet haben, dass die Nipsis uns nichts tun können. Hat sich daran was geändert, nur weil ein paar von ihnen jetzt böse sind? Ich sag euch was: Ich werde sogar auf meine zusätzlichen fünfundzwanzig Prozent verzichten.«
    »Hmmm.« Newel rieb sich das Kinn.
    »Denk an all die Shows«, drängte Doren ihn.
    »Also schön«, sagte Newel. »Es wäre mir schrecklich, diese kleine Zivilisation zerstört zu sehen. Aber gebt mir nicht die Schuld, wenn die unheimlichen Nipsis und ihre ruchlosen Herren Jagd auf uns machen.«
    »Ihr werdet eure Entscheidung noch bedauern«, riefen die feindseligen Nipsis durch das Horn.
    »Ach ja?«, fragte Newel und trat mit einem Huf gegen die Stadtmauer. Er riss das Megafon vom Turm und warf es über den Rand eines Tals, das durch den ausgehöhlten Hügel verlief.
    »Ich werde der Belagerung des Fünften Königreichs ein Ende machen«, erbot sich Doren.
    »Du bleibst, wo du bist«, befahl Newel. »Nicht nötig, dass sie anschließend eine Rechnung mit uns beiden zu begleichen haben.«
    »Die Sache geht dir wirklich unter die Haut, wie?« Doren kicherte. »Was sollen sie schon tun?«
    »Hier ist ein dunkler Einfluss am Werk«, meinte Newel düster. »Aber wenn ich ihnen schon trotzen will, kann ich es ebenso gut gründlich tun.« Er riss das Dach eines solide aussehenden Gebäudes ab, griff sich eine Handvoll winziger Goldbarren und ließ sie in einen Beutel an seiner Hüfte fallen. »Hier ist eine Lektion für euch«, sagte Newel und griff ein zweites Mal in das Schatzhaus. »Versucht nicht, die unbesiegbaren, riesigen Oberherren zu bedrohen. Wir tun, was uns gefällt.« Dann stolzierte er in den Teich hinein, der ihm selbst an den tiefsten Stellen nur bis zu den behaarten Schienbeinen reichte. Er trieb die Flotte von Schiffen zusammen und trug sie in den Hafen zurück, wo er die Masten abbrach und die manövrierunfähigen Wracks überall in der Stadt verteilte.
    »Pass auf, dass du keinen von ihnen tötest«, ermahnte Doren ihn.
    »Ich bin vorsichtig«, erwiderte Newel und watete durch den Teich auf die zerbrechlichen Docks zu, die unter den von ihm ausgelösten Wellen erzitterten. Nachdem er auch die letzten Schiffe auf einem leeren Marktplatz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher