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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage
Autoren: Brandon Mull
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könnten wir beginnen, falls sie nicht kooperieren sollten.«
    Inmitten der prachtvollen Gebäude der Sieben Königreiche, dessen höchstes Seth kaum bis an die Knie reichte, huschten Tausende winziger Gestalten umher. Auf den ersten Blick sahen sie aus wie Insekten. Nachdem Seth seine Notfallausrüstung durchstöbert hatte, hockte er sich in der Nähe des Tunneleingangs auf den Boden, wo ein Trupp Nipsis mit Ausgrabungsarbeiten beschäftigt war, und betrachtete die winzigen Arbeiter durch ein Vergrößerungsglas. Sie trugen adrette Kleidung, und obwohl sie nur etwa einen Zentimeter groß waren, sahen sie genauso aus wie Menschen.
    Die Mitglieder der Gruppe, die Seth beobachtete, machten lebhafte Gesten in seine Richtung, während sie davonhuschten. Klitzekleine Glocken begannen zu läuten, und viele der Nipsis flohen in Gebäude oder in Löcher im Boden.
    »Sie haben Angst vor uns«, merkte Seth an.
    »Die sollten sie auch haben«, meinte Newel großspurig. »Wir sind die unbesiegbaren, riesigen Oberherren, und sie haben versucht, uns mit räuberischen Pflanzen und fleischfressendem Schleim auszusperren.«
    »Seht mal, dort drüben, an dem spiegelnden Teich!«, rief Doren keuchend und streckte eine Hand aus. »Sie haben unsere Statuen niedergerissen!«
    Bemerkenswerte Abbilder von Newel und Doren, ein jedes über dreißig Zentimeter hoch, lagen umgestürzt vor ihren verwaisten Sockeln.
    »Irgendjemand ist da viel zu groß für seine Hosen geworden«, knurrte Newel. »Wer hat das Denkmal der Oberherren geschändet?«
    In den belebten Straßen war weiterhin die Hölle los. Hektische Mengen drängten in die Gebäude. Dutzende von Nipsis kletterten verwegen an dem Gerüst eines Hauses herunter, das soeben erbaut wurde. Mit winzigen Waffen ausgerüstete Nipsis versammelten sich auf dem Dach der königlichen Schatzkammer.
    »Ich sehe eine Delegation, die sich rund um das Horn schart«, sagte Doren und deutete auf einen knapp fünfzig Zentimeter hohen Turm, auf dessen Spitze sich ein großes, muschelartiges Megafon befand.
    Newel zwinkerte Seth zu. »Zeit, die Verhandlungen zu eröffnen.«
    »Seid ihr sicher, dass das richtig ist?«, fragte Seth. »Die kleinen Burschen zu bestehlen, meine ich?«
    Doren schlug Seth auf den Rücken. »Nipsis leben dafür, Erzadern aufzuspüren. Wenn wir sie um einen Teil ihres gehorteten Reichtums erleichtern, geben wir ihnen damit nur etwas zu tun!«
    »Seid uns gegrüßt, Newel und Doren«, zirpte eine winzige Stimme. Selbst durch das perlmuttfarbene Megafon verstärkt klang sie piepsig und war kaum zu verstehen. Seth machte einen vorsichtigen Schritt, und die Satyre beugten sich tiefer über das Horn. »Wir, die Nipsis des Dritten Königreichs, sind überglücklich über eure lang ersehnte Rückkehr.«
    »Überglücklich seid Ihr, ja?«, fragte Newel. »Giftpflanzen sind nicht direkt die Art von Begrüßung, die wir uns vorgestellt haben.«
    Die Nipsis auf dem Turm berieten sich miteinander, bevor sie antworteten. »Es tut uns leid, wenn die Verteidigungsmaßnahmen, die wir in jüngster Zeit ergreifen mussten, sich als problematisch erwiesen haben sollten. Wir hatten jedoch das Gefühl, dass der unmoralische Charakter gewisser potentieller Plünderer zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen rechtfertigte.«
    »Der kleine Dreikäsehoch lässt es beinahe so klingen, als meine er nicht uns«, murmelte Doren.
    »Wenn es um Diplomatie geht, sind sie ziemlich gewieft«, stimmte Newel ihm zu. Dann hob er die Stimme. »Mir ist aufgefallen, dass unsere Denkmäler zerstört wurden. Und die Steuern sind lange überfällig.«
    Wieder kauerte sich die Delegation auf dem Turm zusammen, bevor der Sprecher antwortete. »Wir bedauern den Mangel an Ehrerbietung, den ihr womöglich darin zu sehen vermeint«, piepste die Stimme. »Doch ihr trefft zu verzweifelter Stunde ein. Wie ihr wisst, haben die Nipsis der Sieben Königreiche seit unvordenklichen Zeiten in Frieden und Wohlstand gelebt, gestört nur durch die schimpflichen Ansinnen gewisser großgewachsener Fremdländer. Aber unlängst sind dunkle Zeiten über uns hereingebrochen. Das Sechste und Siebte Königreich haben sich zusammengetan, um gegen uns übrige Krieg zu führen. Erst jüngst haben sie das Vierte Königreich dezimiert. Wir und das Zweite Königreich beherbergen Tausende von Flüchtlingen. Das Fünfte Königreich steht unter Belagerung, und im Ersten Königreich ist die Rede von Rückzug, von einem Massenexodus in ein neues Heimatland. Wie euch
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