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1560 - Ahnenfluch

1560 - Ahnenfluch

Titel: 1560 - Ahnenfluch
Autoren: Jason Dark
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Sie fragte sich, warum ihr Partner nicht mehr im Bett lag. Beunruhigt war sie nicht, denn Suko gehörte zu den Menschen, die einen beneidenswerten Schlaf besaßen. Da spielte es bei ihm auch keine Rolle, ob sie in einigen Stunden im Flugzeug sitzen würden oder nicht. Jeder Mensch steht in der Nacht hin und wieder auf. Und sei es nur, um seinen Durst zu löschen. Das konnte sie sich bei Suko auch vorstellen.
    Als er nach ungefähr einer Minute noch immer nicht zurückgekehrt war, drehte sich Shao zur Seite und schwang sich aus dem Bett. Das Hotelzimmer hatte zwei Räume.
    Ein Schlafzimmer und einen Wohnraum, den sie durch einen offenen Durchgang betreten konnten. Dort standen eine kleine Sitzgruppe und der Fernseher.
    Shao betrat den anderen Raum und sah sofort den Umriss ihres Partners, der sich vor dem Fenster abhob.
    Von draußen drang zuckende Helligkeit ins Hotelzimmer. New York schlief niemals, und so wurde es auch nicht richtig finster in der Stadt.
    Suko hatte Ohren wie ein Luchs, und er drehte den Kopf, als Shao den Raum betrat.
    »Hallo…«
    Sie machte sich keine Gedanken über die seltsame Art der Begrüßung, ging noch weiter und blieb so nah bei ihm stehen, dass sich ihre Körper berührten.
    »Kannst du nicht schlafen?«
    Suko hob als Antwort nur die Schultern.
    Damit gab sich Shao nicht zufrieden.
    »Warum kannst du nicht schlafen?«
    »Das ist schwer zu sagen.«
    Sie umarmte ihn. »Versuch es trotzdem. Vielleicht kann ich dir helfen.«
    »Danke, das ist nett, aber…«
    »Kein Aber, bitte. Was ist los? Du hast doch ein Problem, Suko.«
    Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort und ließ Shao zunächst mal im Unklaren.
    »Ich weiß nicht, ob es ein Problem ist«, sagte er schließlich mit leiser Stimme, »es ist nur ein ungutes Gefühl, das mich unruhig macht.«
    Shao nickte. »Meinst du damit so etwas wie eine Vorahnung?«
    »So ähnlich. Ich habe ein Gefühl, als ob da was auf uns zukommen würde.«
    Shao runzelte die Stirn. »Zukommen?«
    »Ja.«
    »Und was genau?«
    »Das weiß ich eben nicht.« Suko hob die Schultern. »Es ist nicht zu fassen. Es ist nicht konkret, aber ich weiß, dass es vorhanden ist. Das fühle ich.«
    »Und weiter?«
    Suko drehte sich in ihren Armen zu ihr um und legte ebenfalls einen Arm um sie.
    »Ich würde dir gern eine Antwort geben, aber dazu bin ich leider nicht in der Lage. Es gibt nichts Konkretes. Ich fühle es nur, und es bedrückt mich.«
    »Das sehe ich dir an.«
    »Ich kann nichts dagegen tun.«
    Shao ließ einige Sekunden verstreichen, bevor sie sagte: »Das erinnert mich an John. Der achtet auch immer stark auf sein Bauchgefühl.«
    »Und nicht zu Unrecht«, bestätigte Suko.
    Shao wusste auch nicht mehr, wie sie ihrem Partner helfen konnte.
    »Hat es vielleicht etwas mit den vergangenen Tagen hier in New York zu tun? Mit der Einladung?«, fragte sie.
    Suko schwieg, was seiner Partnerin nicht gefiel.
    »Es könnte sein«, bohrte sie nach, »oder?«
    »Ja, schon.«
    »Und weiter?«
    Suko nickte. »Ja, Shao, ich denke tatsächlich, dass es mit unserem Besuch zu tun hat.«
    »Mit dem Toten?«
    »Vielleicht.«
    Sie atmete tief durch. Es gefiel ihr nicht, dass Suko so wenig aus sich herausging.
    Sie wusste inzwischen, dass sie unter falschen Voraussetzungen nach New York geflogen oder gelockt worden waren. Offiziell hatten sie einen Geburtstag feiern wollen. Ein Chinese, der viel Einfluss besaß, war sechzig Jahre alt geworden, und das hatte gefeiert werden sollen. Sogar mit Gästen aus London, die man eingeladen hatte.
    Zu Lebzeiten hatten Suko und Shao mit Hai King nicht viel zu tun gehabt. Er residierte in New York, Suko und Shao lebten in London. Und doch gab es Verbindungen zwischen den chinesischen Bewohnern der beiden Städte. Die Verbindungen zwischen ihnen wurden auch durch den Tod nicht gelöscht, denn die Nachfolger führten sie fort.
    Und Hai King war gestorben. Urplötzlich. Dabei hatten Shao und Suko zu seiner Geburtstagsfeier kommen wollen, stattdessen war es eine Trauerfeier geworden.
    Sie hatten von einem Sarg gestanden, in dem Hai King bereits lag. Sie hatten ihn nicht einmal mehr zu Gesicht bekommen, denn der Sarg sollte nicht mehr geöffnet werden, das hatte man ihnen zu verstehen gegeben.
    Wenig später, nachdem die kleine Trauerfeier vorbei gewesen war, hatten sie den wahren Grund der Einladung erfahren. Es ging darum, dass Hai King seine letzte Ruhestätte in London finden wollte und nicht in New York. Er sollte überführt werden. Shao und Suko
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