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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage
Autoren: Brandon Mull
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erwiderte Seth. Der Golem hatte erst vor kurzem begonnen, sich an einfachen Worten zu versuchen. Er verstand alles, was man ihm sagte, machte sich aber selten die Mühe, selbst verbal zu kommunizieren.
    »Schön dich zu sehen, Großer«, meinte Doren mit einem strahlenden Lächeln und winkte.
    »Wird er kooperieren?«, fragte Newel aus dem Mundwinkel.
    »Hugo braucht mir nicht zu gehorchen«, erklärte Seth. »Ich habe keine offizielle Befehlsgewalt über ihn wie Oma und Opa. Aber er lernt, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, und wir haben im Laufe des Sommers einige Abenteuer miteinander erlebt. Normalerweise fügt er sich allem, was ich vorschlage.«
    »In Ordnung«, meinte Doren. Er klatschte und rieb sich aufgeregt die Hände. »Newel, alter Kampfgefährte, es sieht so aus, als wären wir wieder im Geschäft.«
    »Werdet ihr mir jetzt endlich erklären, worum genau es geht?«, bettelte Seth.
    »Hast du jemals von den Nipsis gehört?«, fragte Newel.
    Seth schüttelte den Kopf.
    »Winzig kleine Kreaturen«, führte Doren näher aus, »die kleinsten aller Feenvölker.« Die Satyre schauten Seth erwartungsvoll an.
    Seth schüttelte abermals den Kopf.
    »Sie sind sehr eng verwandt mit den Wichteln, bringen es aber nur auf einen Bruchteil von deren Körpergröße«, erklärte Newel. »Wie du weißt, sind Wichtel Experten, wenn es darum geht, Dinge zu reparieren, aufzuräumen und alles Nützliche einfallsreich wiederzuverwenden. Nipsis sind ebenfalls Meisterhandwerker, aber sie fangen eher bei Null an und nutzen natürliche Rohstoffe als Ausgangsmaterialien für ihre Arbeit.«
    Doren beugte sich ganz dicht an Seth heran und sagte in vertraulichem Tonfall: »Nipsis sind fasziniert von glänzenden Metallen und Steinen, und sie haben den Bogen raus, sie zu finden.«
    Newel zwinkerte.
    Seth verschränkte erneut die Arme vor der Brust. »Und warum sollten sie ihre Schätze rausrücken?«
    Newel und Doren brachen in Gelächter aus, und als Seth die Stirn runzelte, legte Newel ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Seth, ein Nipsi ist ungefähr so groß.« Der Satyr hielt Daumen und Zeigefinger etwa anderthalb Zentimeter auseinander.
    Doren versuchte schnaubend, sich weiteres Gekicher zu verkneifen. »Sie können nicht fliegen, und sie besitzen auch keine Magie, um uns irgendwie anzugreifen oder sonst wie Schaden zuzufügen.«
    »In diesem Fall verstehe ich nicht, warum ihr meine Hilfe braucht, um an das Gold heranzukommen«, beharrte Seth.
    Das Lachen verstummte. »Eines können Nipsis tun: Fallen stellen und sich gefährliche Pflanzen zu ihrem Schutz dienstbar machen«, erklärte Doren. »Diese kleinen Nipsis haben anscheinend Anstoß an den Steuern genommen, die Newel und ich von ihnen verlangt haben, also haben sie Verteidigungsmaßnahmen ergriffen, um uns fernzuhalten. Für Hugo allerdings dürfte es kein Problem sein, uns sicher in ihr Gebiet zu bringen.«
    Seth kniff die Augen zusammen. »Warum holen die Nipsis Opa nicht zu Hilfe?«
    »Nichts für ungut«, erwiderte Newel, »aber viele Geschöpfe in Fabelheim würden beträchtliche Härten auf sich nehmen, um menschliche Einmischung zu vermeiden. Und mach dir keine Sorgen, dass die kleinen Würstchen sich an Stan wenden könnten. Er wird von ihnen nicht das Geringste über diese Angelegenheit erfahren. Was sagst du? Wollen wir uns ein wenig leicht verdientes Gold holen?«
    »Geht voran«, antwortete Seth und drehte sich zu dem Golem um. »Hugo, bist du bereit, uns bei einem Besuch bei den Nipsis zu helfen?«
    Hugo hob eine irdene Hand – Daumen und Zeigefinger berührten einander beinahe – und nickte kaum merklich.
    Sie trotteten durch das Unterholz, bis Newel plötzlich eine Faust hob.
    Vom Rand der Lichtung aus sah Seth eine breite Wiese mit einer grasbewachsenen Erhebung in der Mitte. Der Hügel war etwa sieben Meter hoch, und die steilen Flanken endeten abrupt, als wäre die Kuppe der kleinen Anhöhe vollkommen flach.
    »Wir werden Hugo brauchen, um in den Hügel zu kommen«, flüsterte Newel.
    »Würdest du das für uns tun?«, fragte Seth den Golem.
    Hugo hob Newel mühelos auf eine Schulter, Doren auf die andere und setzte Seth auf seinen gesunden Arm. Dann machte er sich auf den Weg über die Wiese und näherte sich mit langen Schritten dem Hügel. Schon bevor der Golem ihn erreicht hatte, begannen die Gräser zu seinen Füßen, sich zu winden und um sich zu schlagen. Seth sah, wie sich dornige Kletterpflanzen um Hugos Knöchel schlangen und
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