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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage
Autoren: Brandon Mull
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abgesetzt hatte, ging er hinüber zum Fünften Königreich und begann, die kleinen Belagerungsmaschinen und Katapulte zu zerschmettern, unter deren Beschuss die Bauten der Stadt lagen, darunter auch der Königspalast.
    Seth beobachtete die Szene aufmerksam. Ein bisschen kam er sich vor, als sehe er einem verwöhnten Kind zu, das seine Spielzeuge zerstört. Doch als er genauer hinschaute, wurde ihm bewusst, auf wie viele Leben sich das Treiben des Satyrs auswirken würde – und auf welch drastische Weise: Aus der Perspektive der Nipsis polterte ein gut dreihundert Meter großer Riese durch ihre Welt und veränderte binnen Minuten den Verlauf eines erbitterten Krieges.
    Newel nahm mehrere hundert Soldaten aus dem Fünften Königreich auf seine Hände und setzte sie im Siebten wieder ab. Dann demolierte er die Brücken, die dem Sechsten Königreich Zugang zum Fünften gaben. Er stahl goldene Wappen und Schilde von den stolzen Türmen des Sechsten Königreichs und riss systematisch dessen Verteidigungswälle ein. Am Ende kehrte Newel zum Turm des Siebten Königreichs zurück, wo vor dem Eingreifen der Satyre noch das Megafon gewesen war.
    »Seid gewarnt!«, rief er. »Hört auf, Krieg zu führen, oder ich werde zurückkommen. Und beim nächsten Mal werde ich nicht so große Teile eures Königreichs unversehrt lassen.« Dann drehte er sich zu Doren und Seth um. »Kommt.«
    Die drei gingen zurück zum Dritten Königreich, das am Ausgang des Tunnels lag, vor dem Hugo Wache hielt. »Wir haben getan, was wir können, um diesem Krieg ein Ende zu setzen«, erklärte Newel.
    »Wir alle grüßen die unbesiegbaren, riesigen Oberherren!«, rief eine kleine Stimme durch die Megafonmuschel. »Von heut’ an bis ans Ende aller Zeiten soll zu dieser Stund’ ein Festtag abgehalten werden, zu Ehren eurer Ritterlichkeit! Wir werden eure Denkmäler zu noch nie dagewesener Pracht wieder aufbauen. Bitte, nehmt aus der königlichen Schatzkammer, was immer ihr wünscht.«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte Newel, drückte das Tor auf und holte winzig kleine Münzen aus Gold, Silber und Platin hervor, zusammen mit ein paar erstaunlich großen Edelsteinen. »Ihr Nipsis solltet auf der Hut bleiben. Irgendetwas stimmt nicht mit euren Freunden drüben in den Königreichen Sechs und Sieben, und das auf ganz üble Weise.«
    »Lang lebe Newel!«, rief die piepsige Stimme anerkennend. »Lang lebe Doren! Lang lebe Seth! Hört den weisen Rat unserer heldenhaften Beschützer!«
    »Sieht so aus, als wären wir fürs Erste hier fertig«, meinte Doren.
    »Gute Arbeit«, sagte Seth und schlug Newel auf den Rücken.
    »Kein schlechtes Tagewerk«, bemerkte Newel und klopfte auf seine prall gefüllten Beutel. »Mehrere Königreiche gerettet, einige gedemütigt und einen Schatz gewonnen. Und jetzt, lasst uns schnell die Beute zählen. Die Shows warten!«

KAPITEL 2
Ein Wiedersehen
    F ür Kendra Sørensen gab es so etwas wie vollkommene Dunkelheit nicht mehr. Sie saß im kühlen Hauptgang des Kerkers im Keller des Hauses in Fabelheim, den Rücken an die Mauer gelehnt, die Knie an die Brust gezogen. Sie schaute zu einem großen Schrank mit Goldrand hinüber, der Art Schrank, die ein Magier benutzen würde, um eine Assistentin verschwinden zu lassen. Obwohl hier unten kein Licht hereindrang, konnte sie die Umrisse der Stillen Kiste ohne weiteres ausmachen. Der Flur war düster, die Farben gedämpft, aber im Gegensatz zu den Goblins, die im Kerker Aufsicht führten, brauchte sie keine Kerze oder Fackel, um sich in den finsteren Korridoren zurechtzufinden. Ihre geschärfte Sehkraft war eine der vielen Folgen dessen, dass sie im vergangenen Sommer zu einer Elfe geworden war.
    Kendra wusste, dass Vanessa Santoro in der Kiste war. Ein Teil von ihr wünschte sich verzweifelt, mit der ehemaligen Freundin sprechen zu können, obwohl Vanessa die Familie verraten und beinahe ihren Tod verschuldet hätte. Dieser Wunsch hatte jedoch wenig mit wehmütigen Gefühlen zu tun oder damit, dass Kendra die Unterhaltungen vermisste, welche die beiden geführt hatten. Nein, sie wollte Klarheit über den letzten Brief, den Vanessa auf den Boden ihrer Zelle gekritzelt hatte, bevor sie zur Haft in der Stillen Kiste verurteilt worden war.
    Nachdem Kendra Vanessas Brief entdeckt hatte, hatte sie ihn sofort ihren Großeltern gezeigt. Opa Sørensen hatte im geisterhaften Licht einer Umitenkerze minutenlang auf die leuchtenden Lettern gestarrt und die beunruhigenden Anklagen erwogen, die eine
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