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Die Schatten des Mars

Die Schatten des Mars

Titel: Die Schatten des Mars
Autoren: Frank W. Haubold
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war jedoch im Augenblick noch nicht zu denken, denn zunächst mußten die Halterungen montiert werden. Das Problem der Befestigungen bestand in erster Linie darin, daß die Vertikalbewegung des Flugkörpers nicht behindert werden durfte, wohl aber das seitliche Ausbrechen oder gar Umkippen während des Startvorgangs.
    Nach einer Vielzahl mehr oder weniger gelungener Versuche hatten sich die Jungen schließlich für die sogenannte »Federklauen-Methode« entschieden. Dabei saß das Heck der Rakete auf zwei fest angebrachten Halterungen, während ihr Oberteil durch konkav geformte Klauen stabilisiert wurde. Starke Spiralfedern preßten sie gegen den Rumpf und verhinderten so ein seitliches Ausbrechen. Wichtig war, daß die Klauen zurückgezogen werden konnten, wenn das Triebwerk die notwendige Schubkraft entwickelt hatte.
    Die Lösung des Professors war aus Sicht seiner Mitstreiter ebenso einfach wie genial: Die Spiralfedern befanden sich dabei in fest am Startgerüst montierten Rohren. An einer Seite des jeweiligen Rohres steckte der bewegliche Kolben der Klaue, auf der anderen der Anker eines Zugmagneten. Wurde nun die Spule des Magneten unter Spannung gesetzt, gab der Anker die Feder frei, und die Klaue zog sich zurück. Trotz des vergleichsweise einfachen Prinzips hatte es tagelanger Experimente bedurft, bis die Federklauen-Konstruktion auf Knopfdruck das Stück Rohr fallenließ, das die Rolle des Raketenrumpfes spielte.
    Ein anderer Aspekt des Problems entpuppte sich in diesem Zusammenhang als wesentlich heikler: Wer bestimmte eigentlich, wann die Rakete den genau richtigen Schub hatte, daß sie der stabilisierenden Wirkung der Federklauen nicht mehr bedurfte?
    Auf diese Frage wußte keiner der Jungen eine Antwort. Sie gingen einfach davon aus, daß derjenige von ihnen, der den Schalter zu betätigen hatte, wissen würde , wann der richtige Augenblick gekommen war. Martin hatte das ungute Gefühl, daß ihm diese Aufgabe zugedacht war, auch wenn sie noch nicht darüber abgestimmt hatten. Der Professor hatte bereits abgewinkt. Der fragliche Zeitpunkt sei nicht exakt berechenbar, deshalb müsse er die Verantwortung ablehnen.
    Martin hatte zwar vorgehabt, diesen Punkt noch einmal anzusprechen, doch im Augenblick war Jeff viel zu beschäftigt. Sichtlich aufgeregt kletterte er von einem Träger zum anderen, hantierte mit seinem Ultraschallmeßgerät und kommandierte Nik und die anderen herum. Obwohl seine Anweisungen prompt und widerspruchslos befolgt wurden, dauert es bis zum Abend, bis Halterungen und Federklauen zu seiner Zufriedenheit montiert waren.
    Erst jetzt konnten die Kabel verlegt, durchgemessen und an die »Zentrale« angeschlossen werden. Die »Zentrale« war ein winziges Schaltpult mit zwei Drucktastern und Signallämpchen, die mit »Zündung« bzw. »Freigabe« beschriftet waren. Als Stromversorgung diente eine Autobatterie, die nach Niks Aussage »so gut wie neu« war.
    Der abschließende Test der Mechanik verlief erfolgreich: Mit einem metallischen Klicken gaben die Zugmagnete die beiden Spiralfedern frei, die nach hinten herausschnellten und die Klauen entspannten.
    Jetzt blieben nur noch vierzig Minuten bis zum geplanten Starttermin, und noch immer lag die »Steve Mancuso« in ihrem Versteck unter dem Reisighaufen.
    »X+40«, verkündete Martin nach einem Blick auf seine Armbanduhr. »Wir liegen in der Zeit.« Dennoch beeilten sich die Jungen, den letzten und entscheidenden Teil der Startvorbereitungen in Angriff zu nehmen.
    Der Transport der Rakete zum Startplatz verlief unproblematisch. Die 180 Pfund Startgewicht ließen sich ohne weiteres bewältigen, solange alle mit anfassen konnten, um das zwölf Fuß lange Fluggerät an seinen Bestimmungsort zu bringen. Vorsichtig wurde die Rakete aufgerichtet, und dann begann der schwierigste Teil des Unternehmens.
    Pete und der Professor kletterten auf das Gerüst, um das seitliche Abkippen des Rumpfes beim Einhängen zu verhindern. Die anderen vier hatten die Aufgabe, die Rakete auf die vorgegebene Höhe zu bringen und sie dabei so genau zu positionieren, daß die Bolzen der Gerüsthalterung in die dafür vorgesehenen Bohrungen im Heck einrasteten. Es war vor allem Niks Einsatz zu verdanken, daß das Vorhaben trotz der Behinderungen durch die Heckflügel und das Gerüst selbst schließlich doch noch gelang.
    Schwer atmend und mit glänzenden Augen musterten die Jungen ihr Werk. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne tanzten wie Leuchtkäfer über die
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