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Die Schatten des Mars

Die Schatten des Mars

Titel: Die Schatten des Mars
Autoren: Frank W. Haubold
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weit draußen auf dem Meer, und dann tauchte ein weißer Lichtpunkt über den Uferfelsen auf und jagte mit zunehmender Geschwindigkeit auf die »Steve Mancuso« zu.
    Der Lichtpunkt war eine lasergesteuerte Stormrider-Rakete des neuen SEABAD – Sea-Based-Air-Defence – Systems der US-Navy, aber das wußten die Jungen natürlich nicht, und so verfolgten sie den Flug des leuchtenden Objekts mit ungläubigem Staunen – bis es ihr Raumschiff traf.
    Dort, wo sich die Bahnen der beiden Flugkörper gekreuzt hatten, entfaltete eine leuchtende Blüte ihre Flammenblätter, gefolgt von einem berstenden Donnerschlag. Augenblicke später löste sich das strahlende Gebilde auf und verglomm in einem glitzernden Funkenregen.
    Der Sternenflug der »Steve Mancuso« war zu Ende.
     
    Die sechs Jungen wurden noch in der Nacht festgenommen. Man beschuldigte sie, einen Raketenanschlag geplant und durchgeführt zu haben. Da sich der Verdacht zunächst nicht erhärten ließ und sie noch minderjährig waren, ließ man sie zwar kurz darauf wieder laufen – allerdings mit der Auflage, die Stadt nicht zu verlassen und sich zur Verfügung zu halten.
    Reporter und Kamerateams fielen wie Heuschrecken in die kleine Stadt ein und übermittelten die aktuellen Nachrichten zum »Terroranschlag in New Hampshire« in die entlegensten Winkel des großen Landes. Es war eine Zeit, an die sich Martin später nur sehr ungern erinnerte ...
    Erst als Wrackteile gefunden wurden und sich herausstellte, daß ihre Rakete kein Gramm richtigen Sprengstoffs enthalten hatte und den Namen eines Jungen trug, der zusammen mit seinen Eltern bei einem Terroranschlag ums Leben gekommen war, wendete sich das Blatt.
    Von einem Tag auf den anderen wurden die Ausgestoßenen zu Helden. Die Stadt schwamm auf einer Woge patriotischer Begeisterung, und es fehlte nicht viel daran, daß man die Jungen im Triumphzug durch die Straßen getragen hätte. Die renommiertesten Anwälte rissen sich um ihre Verteidigung, doch die Staatsanwaltschaft verzichtete von sich aus darauf, Anklage zu erheben.
    Ein paar Tage später verschwanden die Reporter aus der Stadt, das »Holiday Inn« entließ das zusätzlich eingestellte Personal, und alles war wie immer.
    Nein, alles doch nicht.
    Nikos, der Grieche, zum Beispiel trug neuerdings ein verklärtes Lächeln auf den Lippen, und das hatte einen besonderen Grund. Der Grund hieß Melissa Landers, von Eingeweihten auch »Matratzen-Lissy« genannt. Besagte Dame hatte sich kurzfristig entschlossen, dem Werben des jungen Helden nachzugeben, und so hatte Nik als erstes Mitglied des Teams seine Unschuld verloren.
    Aber es war ja auch Frühling in Stormfield, New Hampshire, und die Saison hatte noch nicht begonnen.
     

Der Ei n zelgänger
     
    Schon als Kind hatte sich Julius Fromberg vornehmlich für jene Arten von Spielzeug begeistert, die Menschen oder Tiere imitierten. Sprechende Puppen und tanzende Teddybären faszinierten ihn vor allem deshalb, weil er ahnte – lange bevor er das erste Exemplar mit einem Küchenmesser aufgeschlitzt hatte –, daß irgendein Trick dahinterstecken mußte. Die Enttäuschung über seinen Fund (ein paar Drähte und Blechplättchen, die keinen Ton mehr von sich gaben, nachdem er sie sorgfältig herausoperiert hatte) wich schon bald dem Vorsatz, es besser zu machen, wenn er groß wäre. Schließlich sprachen selbst Kinder mit dem Mund und nicht mit dem Bauch und vermochten auch sonst eine Menge Dinge zu tun, die die augenrollenden Sprech- und Pinkelpuppen seiner Schwester Therese nicht einmal im Ansatz beherrschten.
    Mit den Jahren wurden seine Untersuchungen zielgerichteter, und schon bald wußte er genug über das Innenleben elektronischer Geräte, um zu anspruchsvolleren Experimenten überzugehen. Sein Gesellenstück war der ausgestopfte Papagei aus dem Nachlaß seines verstorbenen Großvaters, dem er zwar nicht das Fliegen beibrachte, wohl aber das Nachsprechen ausgewählter Kraftausdrücke, wobei eine geschickt ausgetüftelte Mechanik die Schnabelbewegungen steuerte.
    In der Folgezeit überraschte er seine Umgebung mit weiteren Proben seines Geschicks, die allerdings nicht immer ungeteilten Beifall fanden. So stakste eines Tages eine ferngesteuerte Riesenspinne zielstrebig über die Terrasse des Nachbarhauses und trieb die dort versammelte Geburtstagsgesellschaft in die Flucht, und als nur Wochen später eine Silikongummi-Kobra aus seiner Schultasche kroch und sich zischend auf den Weg zum Lehrerpult machte, hielten
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