Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatten des Mars

Die Schatten des Mars

Titel: Die Schatten des Mars
Autoren: Frank W. Haubold
Vom Netzwerk:
Müllschlucker anvertraute.
    »Ich hab’s eilig«, murmelte der Junge abwehrend, schulterte seinen Rucksack und machte sich auf den Weg zur Haltestelle des Schulbusses.
    Endlose sechs Stunden Unterricht lagen vor ihm, Pausen, in denen er aus Gründen der Geheimhaltung nicht mit den anderen Mitgliedern des Teams sprechen durfte, und schließlich die obligatorische Zivilschutzübung mit all ihren lächerlichen Verhaltensmaßregeln für den »Ernstfall«. Als der Ernstfall für seinen Freund Steve eingetreten war, hatten ihm die guten Tips der Ausbilder jedenfalls verdammt wenig genutzt ...
    Martins Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, und das flaue Gefühl in seiner Magengrube hatte bereits um die Mittagszeit die Grenze zum Unwohlsein überschritten.
    Als sich die Jungen schließlich Punkt zwei Uhr am Rastplatz »Raven‘s Creek« trafen, war Martin nicht der einzige, dem man die Aufregung ansah.
    Nur Nikos, der Grieche, stellte sein gewohnt zuversichtliches Grinsen zur Schau. Mit knapp vierzehn Jahren war er älter als die anderen Jungen, weil er schon einmal »hängengeblieben« war. Für das Team war er allerdings unverzichtbar, denn er war der einzige, der mit Schneidbrennern und Schweißgeräten umzugehen wußte. Der Schrottplatz seines Vaters bot zudem die besten Voraussetzungen für mechanische Arbeiten und dazu sichere Verstecke für die fertigen Teile.
    Nik, der Professor und Martin bildeten den harten Kern des Teams. Die anderen drei Jungen waren dabei, weil sie Steve gemocht hatten und das Ganze für eine »verdammt großartige Idee« hielten. Martin war überzeugt davon, daß er sich auf sie verlassen konnte, auch wenn sie im Augenblick vielleicht genau so weiche Knie hatten wie er selbst.
    »Na los, Jungs!« rief Nikos übermütig. »Dann wollen wir’s mal ordentlich krachen lassen.«
    »Immer mit der Ruhe, Nik«, dämpfte Martin die Euphorie des Älteren. »Alles läuft nach Plan.« Er hatte gesehen, wie der Professor bei Niks Worten leicht zusammengezuckt war. Für Jeff Greenwood stand eine Menge auf dem Spiel. Wenn die Sache schiefging, würde man vor allem ihm die Schuld geben. Er hatte die Konstruktionszeichnungen besorgt, nach denen die Rakete gebaut worden war. Von ihm stammten sämtliche Berechnungen und nicht zuletzt die Rezeptur für den Treibstoff. Heute wirkte er noch blasser und unscheinbarer als sonst, und seine dunklen Augen lagen tief in den Höhlen.
    »Okay, wir müssen los«, übernahm Martin das Kommando, und die Jungen beeilten sich, ihm zu folgen. Auf dem schmalen Forstweg hinüber nach Howard’s Green begegneten sie keinem Menschen. Es war noch früh in der Saison, und die ersten Ausflügler würden nicht vor dem Wochenende in der Gegend auftauchen. Gefahr drohte einzig von Waldarbeitern oder Forstbeamten, die ihr Versteck durch Zufall hätten entdecken können, aber auch das war nicht sonderlich wahrscheinlich. Dennoch geriet die Unterhaltung der Jungen ins Stocken, als sie sich ihrem Ziel näherten, und verstummte schließlich ganz.
    Doch ihre Sorge erwies sich als unbegründet. Niemand hatte das Versteck aufgespürt. Das Felsplateau lag nur einige Dutzend Meter vom Weg entfernt auf einer kleinen Lichtung. Die beiden Reisighaufen, unter denen die Rakete und Teile des Startgerüstes versteckt lagen, schienen unberührt.
    Martin sah auf die Uhr: kurz nach drei. Ihnen blieben knapp vier Stunden, um die Rakete startklar zu machen.
    Zuerst scharrten sie die Winkeleisen frei, die sie am letzten Wochenende einbetoniert und zur Tarnung mit Erde bedeckt hatten. Dann wurden die beiden Trägereinheiten aufgerichtet, die vom Ausleger eines verschrotteten Kranes stammten, und mit den Winkeln verschraubt. Die aufwendigste Arbeit war die Einrichtung der Träger und ihre Befestigung vermittels seitlich angebrachter Stützstreben. Pete Sterling, genannt »das Pfund«, und Martin hielten die Träger senkrecht, während der Professor die Wasserwaage anlegte und die notwendigen Korrekturen vornahm. Zum Abschluß bohrte Nik die Löcher für die Verschraubung der Streben.
    Nach zwei Stunden schweißtreibender Arbeit stand das Startgerüst – zwei vertikale Stahlkonstruktionen, die mit jeweils einer Stützstrebe seitlich fixiert waren und auf diese Weise stabile Dreibeine bildeten. In Anbetracht der aufgewendeten Mühe wirkte die knapp zehn Fuß hohe Startvorrichtung ein wenig primitiv und alles andere als beeindruckend, aber das würde sich sicher ändern, wenn sie erst die Rakete trug.
    Daran
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher