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Die Schatten des Mars

Die Schatten des Mars

Titel: Die Schatten des Mars
Autoren: Frank W. Haubold
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Welt.
     

Von Büchern und Träumen
     
    Dieses Buch hat eine lange Geschichte, die fast vierzig Jahre zurückreicht. Damals – Ende der Sechziger – hielt ich in der Bibliothek meiner Heimatstadt zum ersten Mal Ray Bradburys »Mars-Chroniken« in den Händen – ein Buch, das mich von der ersten Seite an in seinen Bann zog. In der Folgezeit habe ich es sicher ein halbes Dutzend Mal ausgeliehen und danach immer mit mir gekämpft, ob ich es zurückgeben oder als verloren melden sollte, um es endlich selbst zu besitzen. Furcht vor Strafe war es wohl weniger, die mich das Buch am Ende jedesmal zurückbringen ließ, als vielmehr die Ahnung, daß mir das schlechte Gewissen die Freude an seinem Besitz nehmen würde.
    Der zweite Wunsch, der sich aus der dauernden Beschäftigung mit diesen wunderbar atmosphärischen Texten ergab, war noch etwas vermessener: So möchte ich eines Tages auch schreiben können!
    Das war in vielerlei Hinsicht illusorisch. In einem Land, in dem sich der schriftstellerische Nachwuchs seine Sporen zumeist durch Erstlingswerke über die Heldentaten realer oder fiktiver Arbeiterführer verdiente, war kein Platz für melancholische Dystopien, und für andere Themen, die mich interessiert hätten, auch nicht.
    Das änderte sich, wie so vieles, mit dem Mauerfall. Buchstäblich von einem Tag auf den anderen konnte jeder, der sich dazu berufen fühlte, schreiben und zur Publikation anbieten, wonach ihm der Sinn stand.
    Natürlich fing ich sofort damit an und hatte – was mir im Nachhinein selbst ein wenig merkwürdig erscheint – fast umgehend bescheidenen Erfolg. Einem Redakteur der hiesigen Regionalzeitung gefielen meine Geschichten so gut, daß er im Lauf der Zeit ein halbes Dutzend davon unter der Rubrik »Literatur-Werkstatt« (honoriert!) veröffentlichte – immerhin in einer Hunderttausender Auflage. Derartiges sollte mir später nie wieder passieren. Schließlich erschien sogar ein Sammelband im Chemnitzer Verlag, der den eingängigen Titel »Der Himmel dort oben auf dem Regal« trug und unter anderem eine phantastische Erzählung von mir enthielt. Jetzt war ich also Schriftsteller, und es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Leute Haubold statt Bradbury lesen würden. Immerhin hatte ich die Zukunft noch vor mir, während der alte Mann jenseits des Ozeans sich längst in der Endlosschleife der Selbstreferenzierung verloren hatte.
    Natürlich kam es anders. Die »Literatur-Werkstatt« wurde eingestellt, und der Chemnitzer Verlag, dem ich hoffnungsfroh ein mittlerweile vollendetes Manuskript anvertraut hatte, lehnte dankend ab. Er hatte zwischenzeitlich sein Programm auf Erzgebirgsfolklore, Regionalia und Kochrezepte umgestellt. Im Gegensatz zu melancholischen Dystopien läßt sich so etwas recht gut verkaufen ...
    Ich war am Boden zerstört, erst recht, als mir zwei Dutzend weiterer Absagen klarmachten, daß es mit einer Karriere als Bestsellerautor wohl nichts werden würde. Doch auch die Konfrontation mit der Realität änderte nichts an dem Wunsch, unbedingt dieses Buch zu schreiben, hatte ich mich in meiner Phantasie doch mittlerweile schon ganz häuslich auf dem roten Planeten eingerichtet. Eine Handvoll Geschichten war bereits fertig, so daß ich ja eigentlich nur noch zwei, drei weitere Episoden und ein paar Zwischentexte benötigte, um aus dem Ganzen einen ordentlichen Episodenroman zu machen.
    Seitdem sind zehn Jahre ins Land gegangen, und etwa genausoviel zusätzliche Episoden sind in der Zwischenzeit entstanden. Andere Geschichten schrieb ich natürlich auch, und die meisten davon sind mittlerweile in Sammelbänden und Anthologien erschienen. Berühmt bin ich damit nicht geworden und reich erst recht nicht, dennoch habe ich mich über jede einzelne dieser Publikationen gefreut. Schriftsteller sind wie Kinder – narzißtisch, ungeduldig und süchtig nach Lob. Und sie benötigen wie Schauspieler eine Bühne: das gedruckte Buch. Sonst verlieren sie irgendwann den Mut. Ich hatte das Glück, auf Herausgeber und Kollegen wie Franz Schröpf (Fantasia), Ronald M. Hahn und Michael K. Iwoleit (NOVA), Helmuth W. Mommers (Visionen), Heidrun Jänchen und Armin Rößler (Wurdack), Alisha Bionda, Wilko Müller jr. und viele andere (darunter auch den gestrengen Wolfgang Jeschke) zu treffen, die dazu beitrugen, daß ich den Mut zum Weiterschreiben nicht verlor.
    An dieser Stelle möchte ich all jenen danken, die zum Gelingen des Buches beigetragen haben. Hier wäre vor allem Heidrun
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