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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Marianne und Michael ein Geburtstagslied für Oma. Beim Studium des Sportteils versuchte ich, die Ohren auf Durchzug zu stellen.
    Nach gefühlten 800 Volksliedern fand die Qual ein Ende. Ein Taxi mit Essener Nummernschild kam mit quietschenden Bremsen und qualmenden Reifen zum Stehen, und Grabowski schwankte heraus. Schien während der Fahrt ordentlich mit Johnny Walker geplaudert zu haben. Ich drückte der Bedienung zehn Euro in die Hand, verbunden mit dem Ratschlag, das Trinkgeld in neue CDs zu investieren.
    »Und mit Taxi fahren — gewusst wie steigere ich meinen Umsatz um 300 Prozent ?«
    »Wenn Onkel Peter das sagt. Hab selber jahrelang Leute durch die Gegend kutschiert. Mit Hilfe des Heftes habe ich fünf Scheine am Tag kassiert .«
    »Wow.« Der Taxifahrer, ein junger Türke mit umgedrehter Baseballkappe und exotisch rasiertem Bart, wirkte beeindruckt. »Dann will ich den Wisch mal ausfüllen .«
    Grabowski reichte ihm ein Formular und einen Kugelschreiber: »Zweimal Achmed drunterschreiben, und in einem Jahr hast du dein eigenes Taxiunternehmen .«
    Erst jetzt bemerkte er mich: »Hallo, Dieter. Bezahlst du den Kollegen? Hatte leider so schnell kein Auto am Mann .«
    Zähneknirschend drückte ich dem Fuhrparkeigentümer in spe sechzig Euro in die Hand.
    »Alles klar, Cheffe, und heißen Dank für den Tipp .« Und los ging’s, einer goldenen Zukunft entgegen.
    »Da bin ich also«, klopfte Gurkennase mir auf die Schulter.
    »Grabowski, du bist stinkbesoffen«, schob ich seine Pranke weg.
    »Mensch, Alter, du spuckst doch selber nicht ins Glas .«
    Er zog eine Flasche Wodka aus der Manteltasche und nahm einen kräftigen Hieb. Blitzschnell sackte ich die Pulle ein und ließ den Inhalt auf den Asphalt plätschern.
    »Hey, was soll das? Das Teil hab ich dem Achmed aus dem Kreuz geleiert. Schon heftig, was die Mohammeds alles trinken dürfen .«
    »Wenn du den Job erledigt hast, gibt’s ’ne neue. Während der Arbeit bleibst du nüchtern .«
    »Drecksjob«, quetschte er zwischen den Zähnen hervor, folgte mir aber zum Krankenhaus.
    »Was hast du da eigentlich für einen Koffer in den Knochen? Du wechselst die Wäsche doch nur wöchentlich«, deutete ich auf das schweinelederne Etwas in Peters Hand.
    »Alles voll mit Heften, Kollege, und deine Probeexemplare sind auch dabei«, machte er Anstalten, die Schnallen zu lösen.
    »Jetzt nicht, komm mit«, schob ich ihn durch den Haupteingang.
    Bis auf einen Hundertjährigen, der sich mit einem Gehwagen über den Flur quälte, war Lienens Station wie leergefegt. Im Schwesternzimmer arbeitete sich die Spätschicht mit der Vernichtung von Kaffee und Zigaretten tot. Zum Glück fehlte Mathilde in der trauten Runde. Auf die Frage nach der diensthabenden Schwester drückte eine Brünette ihre Fluppe aus und bat uns in den Nebenraum.
    »Hat Dr. Müller Sie unterrichtet ?«
    »Ja. Entsetzlich, was mit Connie passiert ist. Ich hoffe, Sie schnappen den Mistkerl .«
    »Ich gebe mein Bestes .«
    Nachdem ich mehrfach versichert hatte, dass für die anderen Patienten keine Gefahr bestehe, schleppten wir einen Stuhl vor Lienens Zimmer. Die Schwester zog ab, und ich gab Gurkennase die letzten Instruktionen.
    Dann ging’s nach Hause zur Viehfütterung. Ich selbst gönnte mir chinesische Gemüsesuppe aus der Dose und haute mich eine Weile aufs Ohr. Um Mitternacht holte ich meine Allzwecktasche aus dem Schrank, ein unfreiwilliges Geschenk eines Einbrechers, den ich auf frischer Tat ertappt hatte. Für Detektivarbeit war die Tasche nicht weniger geeignet.
    Eine Tagesschaulänge später war ich in Buldern-City. Während ich im Café auf Gurkennase gewartet hatte, war mir der grandiose Gedanke gekommen, Lienens Haus einer genaueren Untersuchung zu unterziehen.
    Ich parkte den Wagen in der Kapellenstraße und gelangte durch den Garten zur Terrassentür, die erstaunlicherweise nicht verriegelt war.
    Den Grund erfuhr ich, als ich ins Haus schlüpfte und den Strahl der Taschenlampe durch den Raum wandern ließ: Lienens Wohnzimmer glich meinem nach Kinkers Stippvisite. Das Bücherregal stand entblößt an der Wand, der Inhalt war im ganzen Zimmer verstreut. Nachdem ich einige Einbände studiert hatte, steckte ich nichts für die eigene Bibliothek ein.
    Der Einbrecher schien nicht nur eine starke Abneigung gegen die Literatur zu hegen, auch die Malerei stand nicht hoch im Kurs. Alle Bilder waren aus den Rahmen gerissen und konnten höchstens einen Anhänger des Destruktionismus erfreuen, falls es
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