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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Kadett, in dem zwei, drei oder fünf Personen saßen. Das Nummernschild deutete unmissverständlich darauf hin, dass es sich um eine hiesige Zulassung handelte, es sei denn, Haus Nummer zwei hatte recht. Dann wäre der Wagen aus Frankfurt gekommen. Allerdings durfte man bei der Analyse den Förster aus dem letzten Haus nicht ignorieren, der Stein und Bein schwor, dass es sich um ein Bremer Nummernschild gehandelt hatte, da er unzweifelhaft ein »B« erkannt hatte. Einige Zeugen hatten sogar die Ziffern parat, »die letzte Zahl war mit Sicherheit eine fünf«, »ich konnte zwar die Buchstaben nicht erkennen, aber hinten stand 318«, »die Ziffern konnte ich zwar nicht so schnell lesen, aber es waren zweifellos vier«.
    Deprimiert hockte ich mich ins Auto und legte eine Ramones-Kassette ein. Der einsetzende Schneefall verstärkte meine Stimmung.
    Nach dem vierten Song waren meine trüben Gedanken wie weggeblasen, und ich konnte mich konstruktiv mit dem Fall beschäftigen: Wenn Lienen vorsätzlich über den Haufen gefahren worden war, und davon musste man nach seinem hysterischen Verhalten ausgehen, würde der Mörder alles daransetzen, seinen Fehler auszubügeln und den Alten endgültig ins Jenseits zu befördern.
    Also Personenschutz für den ungeliebten Rentner. Verstand sich natürlich von selbst, dass ich wenig Lust verspürte, für unbestimmte Zeit auf einem harten Stuhl sitzend den Krankenhausmief einzuatmen, aber da mein Hirn auf Hochtouren lief, war eine Lösung schnell gefunden: Peter Gurkennase Grabowski, ein Kumpel aus Essener Tagen, mit dem ich so manche Kneipentour durch die Ruhrpottmetropole unternommen hatte. Man konnte ihn als liebenswerten Versager bezeichnen, der sich zu viel mit den falschen Sachen im Leben beschäftigte: zu viel Schnaps, zu viel Poker, zu viel Schulden, zu viel Pech. Da er jedoch aus besagten Gründen für Geld alles machte, war es keine Schwierigkeit, ihn für Aufgaben anzuheuern, für die mich jeder Normalsterbliche zum Teufel gewünscht hätte.
    Handy ans Ohr und die nächste halbe Stunde damit verbracht, Grabowskis mögliche Aufenthaltsorte abzugrasen. In einer Borbecker Spielhalle wurde ich fündig.
    »Klar ist der Pedder da, Moment ma«, dröhnte es mir entgegen. Nach einem kräftigen Kurssprung der Vodafone-Aktien hatte ich Gurkennase endlich am Apparat.
    »Wer auch immer dran ist: Du hast meine Gewinnsträhne unterbrochen, und das nehme ich dir verdammt übel«, wurde ich freundlich begrüßt.
    »Bist du vom gepflegten Poker zu den Niederungen der Daddelkisten herabgesunken ?«
    »Mensch, Dieter. Hab ja seit Adam und Eva nichts mehr von dir gehört. Was macht die Karnickelzucht ?« , konnte ich sein breites Grinsen förmlich sehen.
    »Habe ich auf den Hausgebrauch beschränkt. Ziegenmilch ist der Renner der Saison. Die Szeneclubs rennen mir die Bude ein .«
    »Grad gestern hab ich noch ’nen Eimer weggezogen. Übrigens, ich arbeite jetzt bei der Zeitung. Wir haben auch tolle Fachzeitschriften für Privatdetektive und Bauern im Programm. Wenn du willst, schick ich dir ein Probeexemplar .«
    Sein Job bestand also darin, von Haustür zu Haustür zu walzen und Heftchen zu verticken, die das Papier nicht wert waren. Für Peter bedeutete dies einen echten Karrieresprung.
    »Wie viel verdienst du ?«
    »Könnte mehr sein. Letzten Monat hatte ich ’ne Bänderdehnung und bin nur gekrochen .«
    »Ich biete dir zehn Euro die Stunde .«
    »Mann, dafür würde ich meine Mutter an den Leibhaftigen verscherbeln«, entfuhr es ihm. Dann wurde er vorsichtig: »Hat doch nichts mit Maloche zu tun ?«
    »Deine größte Anstrengung wird darin bestehen, die Beine hochzulegen und wachzubleiben .«
    »Prima.« Dann machte sich wieder Misstrauen in seiner Stimme breit. »Und dieser Job ist zehn Ocken die Stunde wert ?«
    »Meiner Mandantin. Aber genug gequatscht. In anderthalb Stunden erwarte ich dich vor dem Dülmener Krankenhaus .«
    Er handelte mich auf zwei Stunden herauf, da er noch einen fahrbaren Untersatz organisieren musste. Nach Beendigung des Gesprächs tippte ich Sarahs Nummer in die Tastatur und informierte sie über meinen Plan. Er fand ihre Zustimmung. Ihren Vorschlag, die Station von ihrem Bruder über Grabowskis Aufgabe ins Bild setzen zu lassen, nahm ich dankend an.

25

    Die Zeit bis zu Peters Ankunft verbrachte ich im Café gegenüber der Münsterlandklinik. Während ich eine Flüssigkeit in mich hineinschüttete, die bestenfalls neben Kaffeebohnen gestanden hatte, plärrten
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