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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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mich ein bisschen stolz. Dann löschte ich das Licht.
    »Wie liegt es sich in meinem Pyjama ?«
    »Er ist zu groß .«
    »Gute Nacht, Karin.«
    »Gute Nacht, Dieter. Tut mir leid, dass wir...«
    »Psst .« Ein Kuss brachte sie zum Schweigen.

23

    U m neun schlug ich die Äuglein auf; Karin schlummerte noch selig. Ich zog mich leise an, tätigte eine Katzenwäsche und krallte mir die Autoschlüssel.
    Dann ließ ich die Bulderner Geschäftswelt frohlocken: Bäckerei, Fleischerei und der Tante-Emma-Laden waren hocherfreut, Lebensmittel gegen Bares einzutauschen. Nachdem ich die Kofferraumklappe mit äußerster Mühe geschlossen hatte, fuhr ich bei Karin vorbei und warf den ausgehungerten Ziegen köstliche Heu- und Trockenfuttersnacks in die Tröge. Dermaßen in Schwung, erstickte ich wenig später etwaige Neidgefühle meiner Tiere im Keim, indem ich ihnen ein Gourmetfrühstück par excellence kredenzte. Pedder grunzte vor Freude, dass einem fast die Ohren abfielen. Anschließend riss ich mit knurrendem Magen die Fenster im Wohnhaus auf, beseitigte die Spuren des gestrigen Abends, deckte den Tisch, kochte eine Kanne Kaffee und entzündete den Kamin.
    Bevor ich Karin weckte, gestattete ich mir eine Zigarette, die erste an diesem Morgen. Seltsamerweise ging ich dafür sogar nach draußen.
    Als ich den Blick über die schneebedeckten Felder schweifen ließ, begann ich zu sinnieren: Was war aus dem eisenharten Schnüffler geworden? Ich war frühmorgens ins Dorf gefahren, um für Wurst und Käse anzustehen. Ich hatte Tiere versorgt, die nicht die meinigen waren. Ich hatte meine erste Kippe erst eine Stunde nach dem Aufstehen geraucht, dazu noch in eisiger Kälte. Ich hatte den Frühstückstisch gedeckt inklusive lustiger Weihnachtsservietten und freute mich darauf, eine Frau gleich mit einem Kuss zu wecken.
    Ich war eindeutig krank. Die andere Möglichkeit war, dass ich verlie... nein, das konnte nicht sein. Ich zermalmte die Kippe mit dem Absatz, putzte mir die Zähne und schlich ins Schlafzimmer.
    Schumann hatte ihre Position verändert, so dass ich problemlos ihren Mund erreichen konnte. Als unsere Lippen aufeinander trafen, schlug sie die Augen auf
    »Aufstehen, du Schlafmütze, Frühstück ist fertig .« Mein Gott, war die Braut schnucklig.
    »Guten Morgen. Dachte schon, du kommst nie mehr zurück .«
    »Du bist die ganze Zeit wach gewesen ?« War das zu fassen?
    »Ja. Du hast so süß ausgesehen, als du beim Sockenanziehen fast hingeflogen bist .«
    »Aha. Während ich durch die Weltgeschichte zuckel, drückst du deinen hübschen Kopf ins Kissen und gibst dich Tagträumen hin. Aber damit ist Schluss. Du stehst sofort auf und leistest mir beim Frühstück Gesellschaft .«
    Es bedurfte sechs weiterer Küsse und des Versprechens auf mehr in der Küche, sie aus dem Bett zu kriegen.
    »Was hast du heute vor ?« , ließ ich nach der Brötchenvertilgungsorgie meine Smalltalk-Künste aufblitzen.
    »Um zwölf treffe ich mich mit einem Pferdezüchter, der sich für ein Stück Land interessiert. Ich habe mehr Fläche, als ich bewirtschaften kann, und für einen guten Preis werde ich verkaufen .«
    »Es ist bereits Viertel vor«, zeigte ich auf das monströse Erbstück an der Wand.
    »Herrje, dann muss ich schleunigst los. Wann sehen wir uns wieder ?« , wollte sie wohl die Suppe löffeln, solange sie heiß war.
    »Ich ruf dich an, muss jetzt erst mal einen Mörder fangen .«
    »Heute Abend ?«
    »Müsste hinhauen«, war ich ob ihres Tempos ein wenig überrascht.
    Die Verabschiedung nahm weitere fünf Minuten in Anspruch, und es waren nicht die unangenehmsten. Als Schumann vom Hof fuhr, winkte ich ihr nach.

    Ich musste handeln. Vaganz hatte mich belogen, so viel stand nach der gestrigen Lektüre fest. Ich war richtig gespannt auf seine Ausrede, dachte ich, während ich seine Nummer in die Tasten hackte. Nach dem sechsten Läuten wurde das Freizeichen erlöst.
    »Bei Vaganz.« Eine weibliche Stimme, die die Ohren klingeln ließ.
    »Könnte ich bitte Herrn Vaganz sprechen ?«
    »Wer spricht denn dort ?« , ging mir das Frauenzimmer bereits nach wenigen Worten auf den Senkel.
    »Dieter Nannen, Privatdetektiv. Herr Vaganz hat mich engagiert .«
    »Tut mir leid. Herr Vaganz hält heute eine Dichterlesung an der Paderborner Universität und dürfte erst gegen Abend zurückkehren .«
    »Sind Sie seine Frau ?« , bereitete ich mich auf ein Gefühl des Mitleids vor.
    »Seine Haushälterin. Herr Vaganz ist Junggeselle .«
    »Könnten Sie
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