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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Einbildung, oder vernahm meine Ohrmuschel ein erleichtertes Seufzen?
    »Als ob mich interessiert, was deine Ex macht. Jetzt noch mal von vorne: Was hast du da von einem Buch gefaselt? Ist doch bestimmt nur ein Vorwand, mich zu dir zu locken und zu verführen ?«
    »Würdest du kommen, wenn ich diese Frage bejahen würde ?« , ging ich auf den Flirtversuch ein.
    »Nein.«
    »Hatte ich befürchtet. Pass auf: Wie du selbst live und in Farbe mitbekommen hast, muss ich den Tod eines berühmten Dichters aufklären. Jetzt ist mir das brandaktuelle Manuskript zugespielt worden, wo wichtige Anhaltspunkte versteckt sein könnten. Somit hast du die einmalige Chance, als Erste sein neuestes Werk zu lesen und zugleich bei der Aufklärung mitzuhelfen .«
    Ich legte eine Kunstpause ein, da Schumann jedoch ebenfalls schwieg, fuhr ich fort: »Ich hatte an einen beschaulichen Abend mit Glühwein, Kerzen, schöner Musik und hoher Literatur gedacht. Wenn du jedoch keine Lust auf deinen Nachbarn und vielgeplagten Schnüffler hast, muss ich mich anderweitig umsehen .« Kunstpause zweiter Teil.
    »Du hast Glück«, beließ sie es dieses Mal nicht bei einem Schweigen, »zum einen möchte ich mich persönlich überzeugen, wie es Henry geht, zum anderen stehe ich auf Gedichte. Sagen wir, um acht bei dir .« Hatte irgendeiner was von Gedichten gesagt?
    Ich schlinzte auf die Uhr: noch zwei Stunden. Zeit genug, ein bisschen aufzuräumen, den Tieren und da vor allem der Ziege genügend Futter in den Trog zu werfen und mich frisch zu machen.
    »Dann bis gleich«, drückte ich das Gespräch weg und marschierte in den Keller, wo ich eine Kiste Glühwein und Kerzen aus dem selbstgezimmerten Regal befreite. Jawoll, selbstgezimmert! Bevor jetzt aber meine Leser in Ehrfurcht erstarren, muss ich ehrlicherweise gestehen, dass meine handwerklichen Fähigkeiten in diesem Fall zur Folge hatten, dass ich acht Konservendosen und eine 10er-Packung Toilettenpapier nicht herausziehen durfte, sonst wäre das komplette Konstrukt in sich zusammengefallen. Das hatte aber wiederum zur Folge, dass ich in vierzig Jahren meine Rente erheblich aufbessern konnte, indem ich bei eBay Unox-Suppen für vierstellige Beträge vertickte. Bekloppte Sammler gab es schließlich zur Genüge.
    Genug abgeschweift. Im Vorratsschrank steckten zwei Tüten Erdnüsse und ein Paket Spekulatius, Überbleibsel vom letztjährigen Weihnachtsfest. Ich schaffte alles nach oben und verbrachte die nächste Dreiviertelstunde mit Aufräumarbeiten. Anschließend ging es in den Stall. Die Schufterei heute Morgen hatte sich gelohnt. So sauber waren die Boxen höchstens beim Bau des Stalles im 19. Jahrhundert gewesen, und Henry bekundete dies durch freudiges Meckern. Dafür bekam er die doppelte Futterration, und auch bei den Kaninchen und Pedder ließ ich mich nicht lumpen. Um halb acht stand ich unter der Dusche, und zwanzig Minuten später präsentierte das Spiegelbild einen wohlduftenden und blendend aussehenden Privatdetektiv. Als Kleidung wählte ich eine schwarze Jeans und ein modisches Hemd im Knitterlook, dazu Sneakers von Doc Martens.
    Nachdem ich die aktuelle Katatonia -CD und zwei weitere Holzscheite aufgelegt hatte, war ich bereit für den hohen Besuch. Prompt klingelte es.
    Beim Offnen der Tür glaubte ich zunächst meinen Augen nicht zu trauen. Karin sah umwerfend aus. Sie trug ein enganliegendes dunkelblaues Kostüm und hochhackige Pumps. Stilvoll, was man über ihren früheren Geschmack nicht gerade hätte sagen können. Damals hatten die wildesten Kombinationen meine zarten Augen geblendet. Für die größte Veränderung hatte jedoch ihr Friseur gesorgt. Das Gros der vormals halblangen Haare war der Schere zum Opfer gefallen, wodurch ihre wunderschönen Augen noch stärker zur Geltung kamen. Ich musste mich stark zurückhalten, um ihr nicht sofort um den Hals zu fallen und einen Heiratsantrag zu machen.
    »Du siehst toll aus. Womit hat ein durchschnittlicher Schnüffler einen solchen Anblick verdient ?«
    »Du alter Charmeur. Wüsste ich nicht, dass du ein Schablonenschwätzer bist, würde...«
    »Jedes einzelne Wort war ernst gemeint«, ließ ich ihr keine Chance auf Diskreditierung.
    »Meinst du wirklich, dass mir die neue Frisur steht ?«
    »Aber absolut. Wer sich bei diesem Anblick nicht sofort in dich verliebt, ist entweder blind oder schwul .«
    »Wie poetisch. Dein neuer Fall hat Spuren hinterlassen .«
    »Geht das wieder los? Ich tue alles für einen harmonischen Abend, und du
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