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Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut
Autoren: Catherine Coulter
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mit Pfeil und Bogen umgehen. Kannst du es mir beibringen, damit ich dann den bösen Mann erschießen kann?«
    Ihm gefror das Blut in den Adern.
    >>Natürlich«, sagte er. »Erzähl mir alles.«
    Sie ließ sich nicht lange bitten. Wenn er nicht so wütend gewesen wäre, hätte er bei der Vorstellung, daß die Kinder heulende Wölfe gespielt und den Bastard in die Flucht geschlagen hatten, bestimmt gelacht. Sie hatten ihre Sache wirklich gut gemacht, auch Sinjun mit ihrem Bogenschuß. Trotzdem hätte er seine Schwester erwürgen können.
    Und ebenso seine liebe Frau.
    »Jenny, wo bist du? Jenn ...« Sinjun blieb wie angewurzelt auf der Schwelle stehen. »Nanu, Ryder, was machst du denn hier? Das ist doch Sophies Zimmer und ...«
    Ryder starrte seine Schwester nur an. Ihm fehlten einfach die Worte.
    Sinjun seufzte. »Hat Jenny etwas gesagt?«
    »Gott sei Dank bist du wenigstens nicht schwer von Kapee, Sinjun, denn ich hasse langwierige Erklärungen. O ja, Jenny möchte Bogenschießen lernen, damit sie den bösen Mann erschießen kann.«
    »Ojemine! Es tut mir leid, Ryder, aber ...«
    Er hatte sich inzwischen wieder unter Kontrolle. Behutsam löste er Jennys Ärmchen von seinem Hals. »So, mein Schatz, Sinjun wird dir jetzt Limonade und Kekse geben. Papa hat noch zu arbeiten. Einverstanden?«
    »Papa«, rief Jenny, lief aber sofort zu Sinjun.
    »Verschwinde!« knurrte Ryder seine Schwester an. »Und halt ja den Mund meiner Frau gegenüber!«
    »In Ordnung«, murmelte Sinjun, und ihre Stimme war so leise und demütig, daß er fast geschmunzelt hätte.
    Am Donnerstag band Ryder um halb drei sein Pferd etwa dreißig Meter von der Scheune entfernt an. Er hoffte, daß der Hengst sich am Geißblatt gütlich tun und darum ruhig sein würde.
    Sein Zustand war eine seltsame Mischung aus Zorn,
    Aufregung und freudiger Erwartung. Er wollte David Lochridge zu Brei schlagen.
    Während er hinter den dicken Ulmen wartete, die um die Scheune herum wuchsen, stieg seine Spannung ins schier Unerträgliche. Er konnte es kaum erwarten, Sophie und Lochridge auftauchen zu sehen.
    Statt dessen hielt völlig unerwartet ein altmodischer Einspänner vor der Scheune. Eine Frau stieg aus und führte das Pferd hinter den Schuppen, so daß das Gefährt nicht mehr zu sehen war. Irgendwie kam die Frau Ryder bekannt vor, aber er wußte nicht, wo er sie schon einmal gesehen haben könnte. Sie war korpulent, trug ein teures Kleid und eine Haube, die für ihr Alter — sie mußte mindestens Mitte Vierzig sein — viel zu jugendlich war. Verdammt, was hatte sie hier zu suchen? War dies etwa ein Treffpunkt für Schmuggler?
    Sophie und Lord David trafen zur selben Zeit, aber aus verschiedenen Richtungen ein. Ryder beobachtete von seinem Versteck aus, wie Sophie abstieg und mit gefährlich ruhiger Stimme sagte: »Ich bin hergekommen, Lord David, um dir ein letztes Mal zu erklären, daß ich nichts mit dir zu tun haben will.«
    »Ah, es macht dir also immer noch Spaß, einen Mann etwas zappeln zu lassen«, erwiderte er, sah sich aber mißtrauisch nach allen Seiten um, so als könnten wilde Hunde oder Wölfe im düsteren Gebüsch lauern, und behielt sodann die Reitpeitsche in Sophies rechter Hand im Auge.
    »Nein, das ist kein Spiel. Bei unserer letzten Begegnung habe ich dir die volle Wahrheit gesagt. Alles, was auf Jamaika passiert ist, war das Werk meines Onkels, und ich hatte in der Hütte nie Intimverkehr mit dir, weder mit dir noch mit einem der anderen Männer. Und wenn du mir immer noch nicht glauben willst, bleibt mir wohl keine andere Wahl als dich zu erschießen.«
    Ryder traute seinen Augen kaum. Sie zog eine kleine Derringer aus ihrer Tasche und richtete die Waffe auf seine Brust.
    Lord David lachte. »Ah, eine Dame mit Pistole! Was soll das, meine Liebe? Wir wissen doch beide, daß du nie auf den Abzug dieses Spielzeugs drücken wirst.«
    »Du hast doch selbst gesagt, daß du mich für die Mörderin meines Onkels hältst. Wie kannst du dann so sicher sein, daß ich nicht abdrücken werde?«
    Lord David sah sich in einer verzwickten Lage. Er rutschte nervös im Sattel hin und her, fluchte laut und beschloß einzulenken. »Komm, laß uns in Ruhe darüber reden. Es gibt gar keinen Grund zur Gewaltanwendung. Ich biete dir doch nur meinen Körper an, um dir Lust zu bescheren, wie schon auf Jamaika. Warum bist du so unvernünftig?«
    »Unvernünftig? Und was ist mit dem lieben Charles Grammond? Will auch er weiterhin an euren törichten Illusionen
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