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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe
Autoren: Margit Sandemo
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Gottesdienstes und schlich sich erst davon, als er hörte, wie das Gesinde sich dem Hof näherte. Er konzentrierte sich vor allem auf den alten Teil des Hauses. Aber nirgends gab es Anzeichen für einen Schatz. Wütend und enttäuscht kehrte er zurück in sein angebliches Krankenbett.
    Erfurt war so weit weg, daß er nicht einmal ahnte, wo das liegen mochte. Es war unmöglich, dort hinzufahren und dem verräterischen Tarjei das Messer an die Kehle zu setzen.
    Aber etwas anderes konnte er tun! Etwas, zu dem er schon seit vielen Jahren Lust hatte…
    Er konnte endlich den loswerden, der sein Rivale auf so vielen Gebieten war. Und jetzt auch noch sein Rivale um das Begehrenswerteste überhaupt: den Zauberschatz! Sie sollten schon noch merken, wen sie da übervorteilt hatten!
    Kolgrim bereitete alles äußerst sorgfältig vor. Vielleicht saß in ihm noch eine ferne Erinnerung an Cecilies Erzählungen über den Großen Troll, der es nicht duldete, daß die kleinen Trolle ihren jüngeren Geschwistern ein Leid zufügten. Auf jeden Fall zog er einen direkten Mord nicht in Betracht. Aber es gab ja schließlich andere Wege.
    Er bettelte so lange, bis er Großvater eines Tages im Juli nach Christiania begleiten dufte. Er nahm seine Sparbüchse mit, die er viele Jahre lang versteckt hatte. Sie war voller kleiner Münzen, die wohlmeinende Tanten und Onkel ihm hin und wieder zugesteckt hatten. Jetzt würde das Ersparte endlich von Nutzen sein können.
    Er kaufte im Laden eines Silberschmieds eine feine Trachtenbrosche. Aber die zeigte er niemandem.
    In den nächsten Tagen traf er weitere Vorbereitungen. An einem Tag war er zum Beispiel viele Stunden zu Pferd unterwegs, ohne nähere Erklärungen. Er hörte das klagende Brausen des Windes in den Baumkronen und grinste böse. Dann war er bereit.
    Eines Abends, als die Halbbrüder in dem Raum, den sie miteinander teilten, in ihren Betten lagen, flüsterte Kolgrim dem kleinen Mattias zu:
    »Hast du schon mal gesehen, wie die Fische tanzen?« »Nein«, sagte Mattias nichtsahnend. »Können Fische denn tanzen?« »Und ob! Willst du es sehen?« Das wollte Mattias sehr gerne.
    Kolgrim wisperte geheimnisvoll: »Aber es geschieht an einem verhexten Ort. Und nur zu einem bestimmten Zeitpunkt. Wir müssen uns hinschleichen. Und niemand darf etwas davon erfahren.« Mattias zögerte: »Auch Mutter nicht?«
    »Die schon gar nicht! Dann wäre alles umsonst!« Der kleine Bruder nickte nachdenklich.
    »Ich zeige dir die Stelle, wo sie tanzen. Morgen noch nicht, dann sind sie nicht da. Übermorgen. Ich werde frühmorgens losreiten und nachsehen, ob es wirklich der richtige Tag ist, und du kommst hin und triffst mich am Waldrand an der großen Eiche um… sagen wir um neun Uhr. Weißt du, wann das ist?« »Ich kann Papa fragen.«
    »Nein, du Dummerjan, das sollst du doch- gerade nicht! Wenn die Mägde anfangen, den Frühstückstisch abzuräumen, schleichst du dich hinaus. Keiner darf dich sehen, vergiß das nicht! Wir sind bald zurück, deshalb braucht niemand etwas davon zu wissen.«
    »Ich mache alles so, wie du gesagt hast«, sagte Mattias mit dem reinen Herzen.
    Am nächsten Tag sagte Kolgrim beiläufig zu seinem Vater:
    »Kann ich morgen nach Christiania reiten, Vater? Als wir neulich dort waren, habe ich bei einem Silberschmied eine schöne Brosche gesehen. Ich möchte sie so schrecklich gerne Großmutter Liv schenken. Damit sie sich richtig feinmachen kann für den Gottesdienst am St. Olavstag.«
    Kolgrim selbst machte sich nichts aus Kirchenbesuchen. Manchmal war er gezwungen hinzugehen, aber meistens fand er irgendeinen scheinbar einleuchtenden Grund, um daheim zu bleiben.
    Gerührt über die Feinfühligkeit seines Sohnes sagte Tarald: »Aber du hast doch gar kein Geld dafür, Kolgrim?«
    »Ich habe gespart«, lächelte der Sohn geheimnisvoll.
    »Na schau mal einer an, das lob ich mir! Aber du solltest nicht allein reiten. Vielleicht kann ich mir frei nehmen… « »Vater, ich bin zwölf Jahre alt! Ich bin ein guter Reiter, das weißt du, und ich weiß mich vor Räubern und Betrügern in acht zu nehmen.«
    Ja, davon war Tarald überzeugt. Zögernd willigte er ein. Am nächsten Morgen winkte Kolgrim seiner besorgten Familie zum Abschied zu und machte sich auf den Weg nach Christiania.
    Sobald er außer Sichtweite von Grästensholm war, bog er vom Weg ab und ritt auf verborgenen Pfaden einen Halbkreis um das Kirchspiel.
    Etwas später saß er hoch zu Roß neben der großen Eiche und beobachtete
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