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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe
Autoren: Margit Sandemo
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Verzweiflung nicht so sehr anmerken, aber wenn er allein war, ging er in Mattias' Zimmer und berührte seine Sachen, die jetzt so verlassen wirkten, und dann wurde er vom Weinen geschüttelt.
    Das gesamte Kirchspiel hatte nach dem kleinen, lieben Jungen von Grästensholm gesucht, und alle sorgten sich um ihn und trauerten mit den Angehörigen.
    Einmal hatte Kolgrim sich vergessen und gewagt zu lachen - über irgend eine Kleinigkeit. Da hatte Yrja ihn angefaucht wie eine Furie, ihn geschüttelt und gerüttelt. »Ja, du bist froh!« schrie sie gellend. »Du freust dich, weil du endlich deinen Bruder losgeworden bist, so daß du alles allein erben kannst.«
    Wie nahe Yrja damit der Wahrheit kam, konnte sie nicht ahnen. Nur im Hinblick auf das, was Kolgrim wirklich erben würde, irrte sie sich.
    Ein glühender Haß erfüllte ihn. »Laß mich los, du Drecksweib«, flüsterte er lautlos mit katzengelben Augen. Dann hob er die Stimme zu einem gehässigen Murren. »Jetzt hast du dich verraten! Aus mir hast du dir nie etwas gemacht, nur aus deinem Goldjungen!«
    Liv sagte scharf: »Jetzt reicht es, Kolgrim! Kein mutterloses Kind hat jemals mehr Liebe und Zuwendung erhalten, als du sie hier bekommen hast. Wir alle haben dich mit Liebe überschüttet. Alle, angefangen von deinem Großvater, dem Amtsrichter, bis hin zum jüngsten Stallburschen haben wir dich lieb gehabt und dich verwöhnt. Großvater und ich haben einmal um dein Leben gebettelt, als du gerade geboren warst und man dachte, du wärest zu… zu schwach, um leben zu können. Wir haben dich gewollt, und wir haben dich immer lieb gehabt, nicht zuletzt Yrja! Ich glaube nicht, daß deine arme Mutter Sunniva dich inniger hätte lieben können. Das solltest du dir merken!«
    Yrja hatte sich rasch wieder gefaßt. »Verzeih mir, Kolgrim, ich weiß schon gar nicht mehr, was ich sage.« »Ach, geh doch zum Teufel«, zischte er so leise, daß nur Yrja es hören konnte, und entfernte sich.
    Aber Liv hatte bange Ahnungen. Sie schrieb an Cecilie. Über die abgrundtiefe Verzweiflung, die sie alle befallen hatte. Über die kleine, rasch dahinschmelzende Hoffnung, daß Mattias vielleicht doch noch am Leben wäre. Über die Angst, daß er vielleicht irgendwo hilflos läge - und daß sie ihn nicht rechtzeitig finden würden.
    Kannst Du nicht heimkommen, meine liebste Cecilie? schloß sie. In uns verstärkt sich immer mehr der Verdacht, daß Kolgrim etwas weiß. Du bist die einzige, die einen Zugang zu ihm hat. Ich bitte Dich so sehr! Unser geliebter kleiner Mattias ist jetzt seit fünf Wochen fort, Yrja verliert ernstlich den Verstand, und auch wir anderen können diesen Zustand nicht länger ertragen.
    Cecilie war gerade von Anne Catherines Totenlager heimgekehrt und wünschte sich nichts sehnlicher, als sich bei ihrer eigenen kleinen Familie ein wenig zu erholen. Aber sie entschied sich sofort für die Reise.
    »Nein, Alexander, ich nehme die Zwillinge nicht mit, nicht nach Grästensholm. Auch ich habe einen gewissen Verdacht, daß Kolgrim dahinter steckt. Und ich werde Gabriella oder Tancred unter keinen Umständen seinen raubgierigen Augen aussetzen!« »Aber er wird doch sicher nicht…«
    »Kolgrim hatte eine sehr enge Beziehung zu mir, wie du weißt. In seinen Augen habe ich ihn verraten, als ich eigene Kinder bekam. Ich habe seinem wohlwollenden Verhältnis zu Mattias sowieso nie recht getraut. Und du weißt, daß ich unsere Kinder niemals mitgenommen habe, wenn ich nach Hause fuhr, wie gerne ich es auch getan hätte. Vater und Mutter waren hier und haben sie gesehen, Tarjei auch, aber der Rest meiner Familie kennt unsere beiden Kinder nicht. Und das nur wegen Kolgrim.«
    »Ich finde, du bist dem Jungen gegenüber ein wenig ungerecht. Aber du kennst ihn schließlich besser als ich. Nun gut, dann müssen wir dich eben noch eine Weile länger entbehren. Ich hoffe nur, du findest Mattias! Er war so ein lieber kleiner Junge.«
    Cecilie seufzte. »Ach, wenn nur Großvater Tengel noch hier wäre! Oder Sol. Die beiden hatten die Gabe, verschwundene Menschen wiederzufinden. Obwohl Sol vielleicht ihr Enkelkind Kolgrim in Schutz nehmen würde. Wie auch immer, ich werde eine Woche dort bleiben, und anschließend muß ich mich ausruhen. Anne Catherines Tod ist mir doch sehr nahe gegangen. Und falls Mattias… Ach, der liebe kleine Mattias!«
    Eine Woche später traf sie auf Grästensholm ein. Sie war entsetzt darüber, wie tiefe Spuren Angst und Trauer bei allen hinterlassen
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