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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe
Autoren: Margit Sandemo
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Landsknechte auf dem Weg nach Löwenstein sind, und daß ich tun werde, was ich kann. Ich heiße Tarjei.«
    Der Junge saß bereits auf dem Pferd und galoppierte in Richtung Stadt.
    Tarjeis Herz hämmerte. Er hatte nie große Lust verspürt, den Helden zu spielen - die intellektuellen Herausforderungen sagten ihm mehr zu. Und es waren viele Söldner. Sie waren schon durch das Schloßportal verschwunden. Er war allein…
    Aber er dachte an die Unglücklichen dort drinnen. Obwohl er nur äußerst wenig für sie tun konnte, war es doch seine Pflicht, es zu versuchen.
    »Nur Mut, Tarjei«, ermahnte er sich selbst und holte zitternd Atem.
    Es war nicht schwer, ungesehen hineinzukommen. Er konnte das Grölen der Söldner schon von weitem hören - anscheinend waren sie dabei, den Rittersaal zu plündern. Tarjei schlich an der inneren Schloßmauer entlang. Wäre er nicht so aufgeregt gewesen, hätte er sich ziemlich albern gefühlt.
    Er versuchte jemanden von den Bewohnern zu finden. In dem Moment hörte er den verzweifelten Schrei eines jungen Mädchens.
    »O mein Gott, Cornelia!« flüsterte er entsetzt. In diesem Augenblick wurde ihm die Ursache seiner tiefen Angst bewußt. Cornelia… das arme, hilflose Geschöpf.
    Cornelia, meine Liebste, meine Liebste, hämmerte es in ihm, während er in Richtung der Schreie lief.
    Wenn er genauer hingehört hätte, wäre ihm wohl aufgefallen, daß diese klagenden, ängstlichen Schreie nicht von Cornelia stammen konnten. Aber Tarjei war wie von Sinnen vor Angst.
    Er war jetzt in unmittelbarer Nähe, in einem langen Gang mit Holzdielen. Und er war nicht so dumm, sich einzubilden, daß er allein etwas gegen die Landsknechte ausrichten könnte, bei allem Mut, den er in sich fühlte, wenn es um Cornelias Leben und Ehre ging. Statt dessen griff er nach einer Hellebarde, die als Dekoration an der Wand hing, und pochte damit auf den Dielenboden, während er mit den Stiefeln aufstampfte, so daß es sich in dem hallenden Gang anhörte wie viele trampelnde Füße. »Hierher, Herr Oberkommandant«, rief er. »Hier ist das Gesindel. Schießt sie nieder - ohne Gnade!«
    Es gelang ihm tatsächlich, die Söldner zu erschrecken, die kopflos durch den Rittersaal rannten und dabei riefen und schrien.
    »Der Oberkommandant mit seinen Männern! Wir müssen raus!«
    Tarjei stampfte noch eine Weile energisch mit den Füßen, bis er annahm, daß die Luft rein war und zu dem Mädchen stürzte, das weinend auf dem Boden lag. Er entdeckte seinen Irrtum sofort, aber die Erleichterung, die er unwillkürlich verspürte, ertrank in Mitgefühl.
    »Mein liebes Kind«, sagte er. »Komm, stütz dich auf mich. Wo ist deine Herrin?« »Im Turm«, schluchzte sie. »Sind alle dort?«
    »Nein. Comtesse Cornelia nicht. Ich sollte sie suchen, und dann… sind die gekommen.«
    »Rasch, lauf zum Turm, ich werde die Comtesse finden«, sagte Tarjei, und die Angst zerriß ihm schier die Brust. Er konnte sich denken, wo Cornelia war. Sie hatte ihm einmal ihr heimliches kleines Versteck in der zweiten Etage des Schlosses gezeigt, unmittelbar neben der großen Wendeltreppe, die hinauf zum Wehrgang führte. Tarjei hetzte wie ein Wahnsinniger durch das Schloß, nahm sich nicht einmal Zeit, einen Blick hinaus zu werfen. Sonst hätte er sehen können, wie die fliehenden Söldner den Männern des Oberkommandanten mitten auf der Brücke über den Schloßgraben in die Arme liefen. Denn der Graf hatte die Nachricht bereits erhalten und sich eilig auf den Weg zum Schloß gemacht - und als er den jungen Reiter traf, der ihm die Botschaft von Tarjei überbrachte, trieb er seine Männer zu noch größerer Eile an.
    Die Söldner versuchten kehrt zu machen, aber einer der Schloßdiener hatte rasch das eiserne Brückengitter heruntergelassen, und nun waren die Landsknechte auf der Brücke gefangen. Viele sprangen in den Schloßgraben, aber nur wenige kamen bei dem Kampfgetümmel mit dem Leben davon.
    Einige Landsknechte befanden sich allerdings immer noch im Schloß - sie waren zu weit entfernt gewesen, um die Alarmrufe zu hören. Als Tarjei sich Cornelias Versteck näherte, hörte er eine beißend zornige, zeternde Frauenstimme, und diesmal war kein Irrtum möglich. Das war Cornelia, wie sie leibte und lebte.
    »Nimm sofort deine haarigen Affenpfoten weg«, sagte sie in einem Ton, der eiskalte Wut ausdrücken sollte, aber vor lauter Ekel ins Falsett kippte. »Glaubst du etwa, ich lasse mich von so etwas Häßlichem und Schmutzigem anfassen? Und das
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