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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe
Autoren: Margit Sandemo
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sich oft in die Unterhaltung ein, mit felsenfesten Behauptungen, die Tarjei zum Schmunzeln brachten.
    Eines Tages sagte Cornelia zu ihrem Onkel:
    »Tarjei hat eine große Zukunft, nicht wahr?« »Eine strahlende, möchte ich meinen.« »Dann wäre er also eine gute Partie?«
    »Für das passende Mädchen aus seinem Stand, ja. Aber nicht für dich, wenn es das ist, woran du denkst.« »Aber warum nicht?«
    »Weil du eine Gräfin bist, liebe Cornelia. Und Tarjei ist nicht einmal adelig.«
    »Aber der Name Lind vom Eisvolk würde doch jeden der alten Mummelgreise, die über die Eintragungen im Gothaer Adelsalmanach entscheiden, täuschen.«
    »Cornelia, eine Ehe zwischen dir und Tarjei kommt auf keinen Fall in Frage! Hat er dir denn einen Antrag gemacht?« »Nein, aber… «
    »Da siehst du! Vielleicht will er dich nicht einmal!« »Natürlich will er! Gut, dann brenne ich eben mit ihm durch.«
    »Sei nicht töricht, Cornelia! Damit würdest du nur seine Zukunft zerstören.«
    »Aber könnt denn nicht Ihr, Onkel, ihn in den Adelsstand erheben?«
    Graf zu Löwenstein und Scharffeneck schüttelte den Kopf. »Das kann nur ein fürstliches Oberhaupt tun.« »Fürstlich?« sagte Cornelia nachdenklich. »Tarjei hat eine Cousine, deren Gemahl ein Fürst ist.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, oder jedenfalls beinahe, um ganz ehrlich zu sein. Er heißt Paladin und ist wohl eher ein Markgraf. Aber seine Großmutter oder so war eine Fürstin.«
    Der Oberkommandant von Erfurt nickte. »Paladin ist ein guter Name. Das müßte das Fürstenhaus Schwarzburg sein.« »Ja, genau! Ich werde ihn fragen.«
    Ihr Onkel lächelte. »Ich glaube nicht, daß er viel tun kann. Und wäre es nicht besser, du fragtest zuerst Tarjei?«
    »Das werde ich tun, da könnt Ihr sicher sein!« Aber Tarjei waren ihre Pläne ziemlich gleichgültig. »Warum in aller Welt sollte ich denn in den Adelsstand erhoben werden?«
    Cornelia war baff. Einen Moment lang hatte sie sogar die Sprache verloren. Nichtsahnend fuhr Tarjei fort:
    »Und Alexander kann ich schon gar nicht mit einem solchen Ansinnen kommen, das versteht Ihr doch sicher! Selbst wenn er seine fürstlichen Verwandten des Hauses Schwarzburg überreden könnte, würde ich mich über eine so dreiste Bitte zu Tode schämen! Also wirklich, Comtesse Cornelia, ich verstehe Euch nicht.«
    Wütend machte sie auf dem Absatz kehrt. »Oh, wie seid Ihr dumm! So dumm!« schluchzte sie beinahe und marschierte davon, bebend vor Zorn.
    »War ich denn jemals etwas anderes für Euch als dumm?« rief er ihr nach.
    Danach sprach sie viele Wochen lang nicht mit ihm, zeigte sich auch nicht, wenn er zu Besuch kam. (Obwohl sie oben auf der Galerie stand, hinter einem Vorhang verborgen, und ihn heimlich beobachtete.) Ein Unglück kam ihr zu Hilfe.
    Tarjei wußte eigentlich gar nicht recht, warum er sich auf Löwenstein so wohl fühlte. Er verstand auch nicht, warum er die letzten Male so irritiert war, begriff nicht, was er vermißte. Das wurde ihm erst klar, als das Unglück geschah.
    Ein großer Haufen von ehemaligen, jetzt entlassenen Söldnern Wallensteins, die ihrer Tatenlosigkeit überdrüssig geworden waren und nun kampflustig und plündernd umherstreiften, kam nach Erfurt. Der Oberkommandant rief eilig die Schutzwehr der Stadt zusammen und rückte aus, den marodierenden Truppen entgegen.
    Damit überließ er Löwenstein schutzlos ihrem Angriff. Er hatte nicht damit gerechnet, daß sie diesen Weg nehmen würden. Das Schloß lag weit außerhalb der Stadt, von der er annahm, daß sie das lohnende Ziel ihres Raubzuges wäre.
    Löwenstein war praktisch ohne Verteidigung. Nur eine Handvoll Bedienstete und seine eigene Familie befanden sich dort.
    Die Landsknechte fielen wüst über das Schloß her. Gräfin Juliana versteckte sich mit den Kindern und einigen anderen Frauen in einem der Schloßtürme, aber Cornelia war nicht unter ihnen. Juliana schickte ein Dienstmädchen aus, um nach der Nichte zu suchen, aber zu ihrem Entsetzen hörte sie, wie die Landsknechte sich das Mädchen griffen und sich an ihr vergingen. Sie selbst konnte Marca Christiana nicht allein lassen.
    Tarjei befand sich auf dem Weg zum Schloß, als er bemerkte, daß er nicht allein dort hin wollte. Der Söldnerhaufen lärmte auf der Straße vor ihm. Ein Junge von etwa fünfzehn Jahren hatte sich erschrocken in den Graben geworfen.
    »Rasch, nimm mein Pferd«, rief Tarjei. »Reite zum Oberkommandanten, er ist jetzt bestimmt in der Stadt. Sag ihm, daß die
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