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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund
Autoren: Margit Sandemo
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retten. Liv sah es ein und gab am Ende diese Möglichkeit auf.
    Auch ein anderer bat für sie. Der Henker. Er war im Gefängnis und sprach mit ihr. Als er jedoch ihre feste Entschlossenheit sah, begriff er, daß auch er nichts ausrichten konnte. Sie bat ihn nur darum, es so schnell und so human wie möglich zu machen. Das versprach er ihr. Zu Hause auf Grästensholm, wo sich alle versammelt hatten, war Klaus genauso aufgeregt wie alle anderen. Schaffte es nur mit knapper Not, ein Wort herauszubringen. »Ich weiß, wo sie ist. Auf dem Hof des Lehnsherren, dort werfen sie die schlimmsten Hexen in einen Keller, in den niemand hineingelangen kann. Aber ich weiß, wie man dort hineinkommt.«
    »Nun widersprichst du dir aber selbst«, sagte Tengel, angespannt und weiß im Gesicht.
    »Wie gelangt man hinein?«
    »Nicht durch den Eingang. Aber auf der Hinterseite verläuft zwischen Kellermauer und Wall ein schmaler Gang. Am Ende ist eine Luke. Dahinter sitzen die Verurteilten.« »Dann fahre ich hin.«
    »Nein, das geht nicht, Ihr seid zu groß und kommt niemals dort durch. Ich auch nicht.«
    »Aber vielleicht ich?« sagte Are.
    »Und ich«, sagte Meta.
    Klaus schaute beide prüfend an. »Meta, ja. Und vielleicht Herr Are. Ich weiß nicht.«
    Are war sich nicht sicher. »Aber können wir den Hof jetzt verlassen? Es kommt ein Sturm auf.«
    »Was kann jetzt noch schiefgehen, mitten im Winter?« sagte Silje.
    Tengel legte einige Sachen zurecht, die er mitnehmen wollte. Dann nahm er Klaus, Are und Meta mit und ritt in der Dämmerung in Richtung Akershus. Liv und Dag wollten auch mit, doch Tengel riet ihnen davon ab. Je weniger sie waren, desto weniger Aufsehen würden sie erregen. Der Sturm peitschte den Schnee vom Boden auf, so daß er wie Rauch über dem Weg lag. Tengel hatte Meta vor sich sitzen und zog ihre Mütze sorgfältig hinunter.
    »Sol hat vor dem Scheiterhaufen keine Angst, das weiß ich«, rief er Are zu, während sie in dem beißenden Wind ritten. »Auch nicht vor der Folter. Aber sie weiß nicht, wie das ist. Weiß nicht, wie die Folterwerkzeuge den Willen, den Verstand und die Selbstachtung des Opfers zermalmen. Das Feuer kann sie auf sich nehmen, aber wir müssen sie vor den fürchterlichen Geräten retten.« »Morgen geht es los, nicht wahr?«
    »Ja, und auf den Scheiterhaufen kommt sie übermorgen.« »Das darf nicht geschehen«, sagte Are verbissen. Um Mitternacht, als alles dunkel auf dem Hof des Lehnsherren war, kamen sie an. Nur der Sturm heulte um das Haus in den Bäumen. Sie stiegen von ihren Pferden, und Klaus zeigte ihnen vom Wald aus den Weg in den Kellergang.
    Als sie ihr Ziel erreicht hatten, blieben die beiden älteren Männer stehen, Are und Meta erhielten genaue Instruktionen, bevor sie sich in den engen Gang schlichen. Are kam mit knapper Not hinunter.
    Ziemlich schnell erblickten sie die Luke und riefen leise nach Sol.
    »Are?« hörte man ihre Stimme flüstern. »Und Meta? Was macht ihr hier?«
    »Kommen mit einer Botschaft von Vater. Er und Klaus sind draußen. Er fragt, ob du Hilfe haben willst. Um dem Ganzen zu entgehen. Wir haben alle Mittel hier.« Der junge Bursche konnte die Tränen nicht zurückhalten. »Liebster kleiner Bruder!« war Sols Stimme von unten zu hören.
    »Grüß Vater und sag ihm, daß ich es so will. Ich möchte dem nicht entgehen.«
    Meta begann zu schluchzen. Are versuchte, sie zum Schweigen zu bringen.
    »Das haben wir uns gedacht, Sol. Aber Vater wollte trotzdem noch einmal gefragt haben. Und wir haben Kuchen dabei und Wein.«
    »Das nehme ich gern«, sagte Sol. »Denn ich habe weder etwas Flüssiges noch etwas Festes bekommen, und sich für den morgigen Tag zu stärken, ist bestimmt nicht verkehrt.« »Dann schickt Vater dir diese Birkenschachtel«, sagte Are, er konnte nicht mehr richtig sprechen, so heftig weinte er. »Er hat gedacht, daß du dir gerne diese Nacht verkürzen würdest.«
    »Hexensalbe!« Sol nahm sie begierig entgegen. »Ja, diese Nacht könnte schon lang werden.«
    »Dann soll ich… von allen grüßen«, schluchzte Are. »Sie lieben dich, Sol. Mama Silje läßt grüßen. Und Tengel. Und Liv und Dag. Dag ist so verzweifelt darüber, daß er dich nicht retten konnte. Sie lieben dich unendlich.« »Ich auch«, schniefte Meta.
    »Und Klaus. Und Tante Charlotte und Jacob. Und ich natürlich. Und alle, alle Bediensteten auf beiden Gutshöfen.« »Bewahre mich«, lachte Sol unsicher. »Anscheinend habe ich viele Freunde!«
    Are mußte längere Zeit
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