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Stille Gefahr #2

Stille Gefahr #2

Titel: Stille Gefahr #2
Autoren: Shiloh Walker
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1
    »Die Frau ist krank, fürchte ich.«
    Remington Jennings rieb sich die Nasenwurzel und versuchte, nicht an Hope Carsons traurige grüne Augen und ihr seidiges braunes Haar zu denken. »Was meinen Sie mit ›krank‹? Können Sie mir nicht ein bisschen weiterhelfen, Detective Carson?«
    Der Mann am anderen Ende der Leitung seufzte. »Tja, eigentlich nur ungern. Sehen Sie, wenn alles in bester Ordnung wäre, hätte ich wohl kaum einen Staatsanwalt an der Strippe, der mich wegen meiner Frau ausquetscht. Ich will sie nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    »Sie ist Ihre Ex frau, und sie steckt bereits in Schwierigkeiten. Sie möchten doch sicher auch, dass ihr geholfen wird, oder?«, fragte Remy, wobei seine Stimme einen scharfen Unterton bekam. Verdammt, man musste nicht Psychologie studiert haben, um zu sehen, dass diese Frau keiner Fliege etwas zuleide tun könnte, es sei denn, sie geriet in Bedrängnis …
    »Sie wollen ihr also helfen, Jennings, ja?« Der Detective lachte, doch es klang ganz und gar nicht fröhlich, sondern traurig und bitter.
    »Sonst hätte ich Sie wohl kaum angerufen. Ich will sie ja nicht einsperren und den Schlüssel wegwerfen. Kommen Sie, helfen Sie mir, Detective.« Verflucht, Carson, stellen Sie sich nicht so an.
    »Ich soll Ihnen helfen? Sie meinen, Ihnen dabei helfen, Hope zu helfen.« Wieder seufzte Joseph Carson. Er war Hopes Exmann, ein Bulle irgendwo im Westen. Außerdem stellte er sich gerade als absolutes Arschloch heraus.
    Im Hintergrund hörte Remy ein leises Knarren. »Mr Jennings, lassen Sie es mich mal ganz deutlich sagen: Sie können Hope nicht helfen, weil sie keine Hilfe will , verdammt noch mal. Die Frau ist ziemlich durcheinander. Sie … Scheiße, das kommt mir wirklich schwer über die Lippen, aber kurz nach unserer Hochzeit wurde bei ihr eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Sie ist manipulativ, ein regelrechtes Chamäleon. Was auch immer die Leute in ihr sehen wollen, sie gaukelt es ihnen vor. Sie glauben vielleicht, vor einer Frau zu stehen, der Sie helfen können – wenn sie es nur zulässt . Aber so ist es nicht. Ihr Bild von ihr entspricht lediglich dem, das Sie haben sollen .«
    Remy presste die Zähne aufeinander und ballte die Faust so fest um seinen Bleistift, dass er zerbrach.
    Scheiße – das … Nein. Das stimmte nicht. Alles in ihm sträubte sich gegen diese Vorstellung. Sie kam ihm so verkehrt vor. Das konnte einfach nicht wahr sein.
    Doch seine Stimme klang kühl und gefasst, als er nachfragte: »Borderline, sagten Sie? Ist sie in der Vergangenheit jemals gewalttätig geworden?«
    Es gab einen langen, unangenehmen Moment des Schweigens, bis Carson schließlich antwortete. »Ja, schon. Allerdings nur gegen sich selbst … und gegen mich. Ich habe es für mich behalten, weil ich nicht wollte, dass die Leute schlecht von ihr denken. Und was mich angeht … na ja, ich habe mich geschämt – für sie, für mich, für uns beide. Als es dann aber richtig schlimm wurde, konnte ich es nicht mehr verbergen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass sie Ihnen Gewalt angetan hat?« Remy wusste, eigentlich hätte er sich Notizen machen sollen, mit dieser Information arbeiten müssen.
    Doch er konnte nicht, er konnte es einfach nicht glauben, es nicht einmal verstehen. Diese Frau sollte jemanden geschlagen haben?
    Nein. Das ergab für ihn einfach kein stimmiges Bild.
    »Genau das.« Wieder seufzte Carson.
    »Sie sagen also, dass sie tatsächlich gewalttätig war?«
    »Verdammt, habe ich Ihnen das nicht gerade erklärt?«, knurrte der Detective.
    Remy umfasste den Hörer so fest, dass das Plastik eigentlich hätte knacken müssen. Diese ganze Sache stank – stank zum Himmel, und er wusste es, spürte es instinktiv.
    Sie ist manipulativ, ein regelrechtes Chamäleon. Was auch immer die Leute in ihr sehen wollen, sie gaukelt es ihnen vor. Sie glauben vielleicht, vor einer Frau zu stehen, der Sie helfen können – wenn sie es nur zulässt . Aber so ist es nicht. Ihr Bild von ihr entspricht lediglich dem, das Sie haben sollen .
    Verflucht noch mal, ließ er sich die ganze Zeit von ihr an der Nase herumführen?
    Im Augenblick war er sich da wirklich nicht sicher.
    Er holte einmal tief Luft und konzentrierte sich wieder auf das Telefongespräch. »Können Sie mir einige Beispiele nennen? Beschreiben, was passiert ist?«
    »Beispiele, Herrgott.« Carson fluchte. »Warum sollte ich Ihnen das überhaupt erzählen? Verraten Sie mir das mal«, forderte er
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