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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund
Autoren: Margit Sandemo
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draußen bleiben.«
    Sol ging hinaus und kam mit einem kleinen Bündel wieder zurück, das sie unsicher vorzeigte. »Das ist Sunniva«, sagte sie mit einem gequältem Lächeln. »Kann sie hier bleiben?« Silje war, als werde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. »Dein Kind?«
    »Ja, sie ließ sich nicht töten, Vater. Ich habe es mit allen Kräutern, die ich hatte, versucht, aber sie wollte leben.« Silje schluckte. »Willkommen soll sie sein«, sagte sie mit einem Zittern in der Stimme. »Unser zweites Enkelkind.« »Zweites?«
    »Ja, Liv und Dag haben einen Jungen bekommen. Fast genauso alt, würde ich meinen.«
    »Sunniva ist am 29. August geboren«, sagte Sol schnell. »Und Tarald am 24. August«, sagte Silje übers ganze Gesicht lächelnd. »Und es war eine schreckliche Aufregung, denn die Frau auf Eikeby lag auch im Wochenbett, und das Kind lag falsch, so daß Tengel zwischen Eikeby und Grästensholm immer hin und her reiten mußte.«
    »Ja, aber auf Eikeby? Daß ist doch wirklich nichts Neues, daß da ein Kind kommt! Sie kriegt doch dreimal im Jahr ein Kind! Wofür hält der Bauer sich eigentlich? Für ein Karnickel? Naja, ging es denn gut?«
    »Doch, es kam am Ende ein kümmerliches, kleines Mädchen dabei heraus. Du hast also deine Tochter Sunniva genannt. Das war nett von dir.« »Ja, nach meiner Mutter. Und nach dir Silje.«
    »Danke«, sagte Silje gerührt. »Oh, wie niedlich sie ist! Wie eine kleine Elfe! Hast du Anzeichen entdeckt, Tengel? Aber wem sieht sie ähnlich?«
    »Ihrem Vater«, antwortete Sol trocken.
    »Ich hatte doch gleich das Gefühl, daß mir das Gesicht bekannt vorkommt«, sagte Silje. »Wo in aller Welt habe ich es nur schon einmal gesehen?«
    »Sie ist sehr schön«, sagte Tengel, der endlich seinen Schock überwunden hatte. »Aber daß du eine so blauäugige und blonde Tochter bekommen würdest, Sol, das hätte ich nicht gedacht.«
    »Kann sie hier bleiben?« fragte Sol ruhig. »Ich weiß keinen Ort auf der Welt, wo sie eine bessere Erziehung bekommen könnte. Auch wenn ich damit nichts zu tun haben werde. Aber das kann man von mir wohl auch nicht verlangen.« Sie schauten sie verwundert an.
    »Aber wir müssen doch hier nicht rumstehen«, sagte Silje.
    »Komm herein und setz dich an den Kamin! Und erzähl uns alles!«
    »Kann sie hier bleiben?«
    »Das weißt du doch«, sagte Tengel. »Aber jetzt wollen wir wissen, wie es dir ergangen ist.«
    »Zuerst muß ich etwas essen«, sagte Sol. »Ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, was Essen ist.« »Oh, du Liebe«, sagte Silje und lief zur Küche. »Was ißt die Kleine?« »Milch… Egal was.«
    Als der schlimmste Hunger gestillt und das Pferd versorgt war, erzählte Sol. Sie saß behaglich nach hinten an das Schaffell auf der Bank gelehnt, während die satte und müde Sunniva in Ares alter Wiege schlief.
    »Sie sind jetzt hinter mir her«, sagte Sol müde. »Sie sind mir auf der Spur. Deshalb bin ich mit der Kleinen hergekommen. Ich wollte dafür sorgen, daß sie es gut hat.« Tengels Gesicht war unergründlich. »Vielleicht solltest du von Anfang an erzählen?«
    »Ja. Schon auf dem Weg von hier traf ich einen Mann, vom dem ich dir erzählt habe, Tengel. Erinnerst du dich?« »Ja, natürlich. Den einzigen, bei dem du Ruhe und Glück finden könntest.«
    Sol lachte finster. »Ja, wahrscheinlich sagte ich Glück! Jedenfalls ist er Sunnivas Vater. Möge er in der Hölle schmoren!« »Dann ist er also tot?« sagte Tengel leise.
    »Ja. Ich habe ihn umgebracht, und dabei ist er langsam gestorben. Ich habe noch nie solchen Haß empfunden, Vater. Und ich habe es genossen!«
    »Sol«, flehte Silje erschrocken. »Ich bitte dich! Er ist trotz allem der Vater deines Kindes.«
    Sol wandte sich ihr zu. »Ja. Dank seiner kann ich für meine Tochter nur tiefe Zärtlichkeit empfinden. Lieben kann ich sie nicht. Und er ist mein Todesurteil. Irgendwer wird seine Leiche gefunden haben, und dann wird sich jemand erinnern, daß er uns zusammen in einem Wirtshaus gesehen hat. Sich erinnern, daß er mit der 'Hexe mit den Katzenaugen' zusammen war, die der Landvogt schon so lange jagt.«
    »Aber warum hast du ihn umgebracht, Sol!« klagte Silje. Sol antwortete gereizt: »Weil der einzige Mann, den ich glaubte lieben zu können, den Namen trug, den ich am meisten auf dieser Welt verabscheue. Er hieß Heming Vogtmörder.« »Was?« Tengel schoß hoch.
    Silje schlug die Hände vor den Mund. »Oh, nein! Sol, sag, daß das nicht wahr ist!«
    »Es
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