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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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Aufgabe, an der man lernen und wachsen kann.
    Das Höhere Selbst strahlt Liebe aus. Es erinnert und beseelt den Lichtfunken in unserem Bewußten Selbst, entzündet ihn immer wieder von neuem und zieht ihn zum Geist empor. Es akzeptiert den Entwicklungsprozeß des Bewußten Selbst und wartet, stets geduldig und verständnisvoll.
    Jedes der drei Selbste ist dazu da, den anderen beiden zu helfen und mit ihnen zusammen ein Ganzes zu bilden, das größer ist als die bloße Summe seiner Teile.«
    Dann hatte ich vor meinem inneren Auge eine mystische Vision. Es war wie ein Film, der mir Mama Chias Worte noch einmal illustrierte: Ich sah einen Mönch, der im Spätherbst durch die Ausläufer eines Gebirges wanderte. Bunte Blätter – rot, orange, gelb und grün – regneten von den Zweigen und flatterten in dem eiskalten Wind davon. Der Mönch zitterte vor Kälte. Dann entdeckte er eine Höhle und ging hinein, um Schutz vor den Elementen zu suchen.

    In der Höhle stand ihm plötzlich ein großer, hungriger Bär gegenüber. Die beiden starrten sich an. Ein paar spannungsgeladene Sekunden lang wußte der Mönch nicht, ob er lebend aus dieser Höhle herauskommen würde. Als der Bär langsam näher kam, sagte der Mönch zu ihm: »Wir wollen uns gegenseitig helfen, Bruder Bär. Wenn du mich hier mit dir in dieser Höhle wohnen läßt und Holz für das Feuer sammelst, backe ich dir dafür jeden Tag Brot.« Der Bär war einverstanden, und die beiden wurden Freunde – und so hatte der Mann es immer warm, und der Bär war nie mehr hungrig.
    Der Bär stand für das Basis-Selbst und der Mönch für das Bewußte Selbst. Das Feuer, das Brot und die schützende Höhle waren die Wohltaten, die das Höhere Selbst uns beschert. Jeder der drei Aspekte diente den beiden anderen.
     
    Nach vielen Tagen des inneren Reisens, auf denen ich mich oft sehr weit entfernte, kehrte ich auf die Erde und in meine menschliche Gestalt zurück. Ich war zufrieden.
    Dann erinnerte ich mich an die letzte Gabe des Schicksalsengels. Ehe ich schlafen ging, bat ich mein Basis-Selbst, mir zu enthüllen, was damit wohl gemeint war – und zwar so, daß ich es verstand.
    Am nächsten Morgen hatte ich die Antwort. Mir war geraten worden, die Figur, die ich in der Höhle unter Wasser gefunden hatte, einmal genauer zu untersuchen. Nun wußte ich also, daß es an der Zeit war, die Hütte zu verlassen.
    Ich trat hinaus und kniff die Augen zusammen. Sonnenlicht überflutete mich, stach mir in die Augen, strömte durch mich hindurch. Ich roch den Duft des Waldes kurz nach dem Regen. Ich hatte einundzwanzig Tage allein in dieser Hütte verbracht.
    Geschwächt, da ich nichts gegessen hatte, streifte ich durch die Hügellandschaft. Mir war, als sei ich nicht aus Fleisch und Blut. Ich fühlte mich wie ein neugeborenes Kind, das gerade erst aus dem strohgedeckten Mutterleib geschlüpft war. Ganz tief atmete ich ein, ließ meine Blicke über eine neue Welt schweifen und nahm ihre ungewohnten Klänge in mich auf.

    Ich wußte, daß die Intensität, der Friede und die Seligkeit, die ich jetzt empfand, vorübergehen würden. Sobald ich in die Alltagswelt zurückkehrte, würden auch die Gedanken wiederkommen – aber das war auch ganz richtig so. Ich akzeptierte es, ein Mensch zu sein. Wie Mama Chia würde ich intensiv leben bis zur letzten Sekunde. Doch im Augenblick badete ich mich glücklich in der Ekstase dieser bewußten Wiedergeburt.
    Ich ging an einem Papaya-Baum vorbei, und eine Frucht fiel herunter. Lächelnd fing ich sie auf und dankte dem Geist für all seine Wohltaten, die großen und die kleinen. Langsam kaute ich die Frucht und sog ihren süßen Duft in mich hinein.
    Da entdeckte ich in der Nähe einen winzig kleinen Keimling, der sich durch die rote Erde der Sonne entgegenschob. In dem Samen dieses kleinen Schößlings war bereits der ausgewachsene Baum angelegt – alle Gesetze der Natur. Und so wie dieser Samen wachsen würde, so würden wir alle uns weiterentwickeln: Das Basis-Selbst würde sein Bewußtsein immer mehr erweitern und verfeinern und zum Bewußten Selbst werden; und das Bewußte Selbst würde sich den Gesetzen des Geistes unterwerfen, sich durch das Herz emporschwingen und zum Höheren Selbst werden. Und das Höhere Selbst schließlich würde im Licht des Geistes aufgehen.
    Jedes höherliegende Selbst leitet das darunterliegende, hebt es empor – und wird gleichzeitig von ihm gestützt.
    Wenn ein winziger Schößling mir das offenbaren konnte,
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