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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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einen Ersatz dafür. Die Welt, die wir wahrnehmen, liefert uns lediglich Symbole für das, was wir suchen. Die heilige Reise findet im Inneren statt. Ehe du das, wonach du suchst, in der Welt finden kannst, mußt du es erst einmal in dir selbst entdecken. Sonst kann es passieren, daß ein Meister dich grüßt – aber du gehst an ihm vorbei, ohne ihn zu hören.
    Wenn du das innere Reisen durch die psychischen Räume der Welt erlernst, dann wird dein Bewußtsein nie wieder durch Raum oder Zeit oder die Grenzen deines physischen Körpers eingeschränkt sein.«
    Das hatte Mama Chia zwar schon vor längerer Zeit gesagt – aber ich begriff es erst jetzt. Bevor ich meine Reise in der äußeren Welt fortsetzen konnte, mußte ich zuerst die Reise durch meine eigene Seele antreten. Ob ich das schaffen würde? Konnte mein Bewußtsein sich so tief versenken, daß es das Tor finden würde, das über meine physischen Sinne hinausführte?
    Über diese Frage dachte ich in dieser Nacht und auch noch am nächsten Tag intensiv nach. Schließlich hatte ich Mama Chia einmal im Wald gefunden, ohne zu wissen, wo sie war. Ich wußte also, daß ich verborgene Fähigkeiten besaß – wie wir alle. Aber wo lagen sie? Wie sahen sie aus, und wie fühlten sie sich an?
    Socrates hatte einmal angedeutet, daß »unsere Vorstellungskraft mehr vermag, als wir glauben«. Er hatte gesagt, sie sei »die Brücke zum Hellsehen – ein erster Schritt. Und sobald sie sich erweitert«, hatte er fortgefahren, »verwandelt sie sich in etwas anderes. Unser Vorstellungsvermögen ist wie eine Raupe – wenn sie sich aus ihrem Kokon befreit, kann sie fliegen.«
    An dieser Stelle wollte ich nun ansetzen. Ich schloß die Augen und ließ Bilder an mir vorüberziehen: Kukui-Bäume und Kimos Höhle unter Wasser, die Palme vor Mama Chias Hütte und den dicken, gewundenen Stamm des Banyan-Baums. Dann tauchte das Bild meiner Tochter Holly vor mir auf. Sie saß stumm in ihrem Zimmer auf dem Boden und spielte. Ich empfand eine bittersüße Trauer über die karmischen Verflechtungen dieses Lebens und sandte eine Liebesbotschaft
von meinem Herzen zu ihrem in der Hoffnung, daß sie sie irgendwie hören würde. Auch Linda schickte ich meinen Segen – und dann löste ich mich von allem.
     
    In dieser Nacht hatte ich sehr lebhafte Träume – was angesichts der letzten Ereignisse eigentlich auch kein Wunder war. Ich besuchte andere Orte, andere Welten und Dimensionen, die mir Ehrfurcht einflößten. Aber das war wohl nur ein Traum …
    Ein Tag nach dem anderen verging, und Tag und Nacht unterschieden sich für mich kaum mehr voneinander; das trübe Licht des Tages ging einfach in die Finsternis der Nacht über.
     
    Am Morgen des fünften Tages – falls mein Zeitgefühl mich nicht trog — empfand ich ein intensives Gefühl der Leichtigkeit und des Friedens. Der quälende Hunger war verschwunden. Ich machte ein paar Yogaübungen. Dann fielen mir die Flecken des Sonnenlichts an den Wänden meiner Hütte auf, die das Dunkel durchdrangen wie Sterne am Nachthimmel. Ich begann zu meditieren und konzentrierte mich dabei auf die Lichtflecken. Ich atmete langsam und tief, und die Sterne begannen zu verblassen, bis ich nur noch mein eigenes Inneres sah, das in der Dunkelheit an die Wand projiziert wurde wie von einer Laterna Magica – ein Karussell bunter Bilder und Klänge, das nicht aufhörte, sich zu drehen. Den ganzen Tag starrte ich die Wand an. Es gab keine Langeweile mehr. Mein Bewußtsein stimmte sich jetzt auf zartere, feinstofflichere Energien ein. Wenn man keinen Fernseher hat, dachte ich einmal, dann findet man eben eine andere Beschäftigung.
    So vergingen die Tage – einer wie der andere und doch immer anders. Ich streckte mich, atmete und sah mir die Vorführung an der Wand an. Langsam wie ein Lichtpendel wanderten Sonnenstrahlen und Mondschein über den Erdboden der Hütte. Ganz sanft, mit unendlicher Langsamkeit verging die Zeit, während ich mich auf die feinen Rhythmen einstimmte und auf einem Ozean der Stille dahintrieb, der nur noch hin und wieder vom Treibgut meiner Gedanken aufgewühlt wurde.

    Und irgendwann veränderte sich etwas. Es war, als falle angesichts meiner anhaltenden intensiven Bewußtheit eine Schranke – als öffne sich eine Tür. Jetzt begriff ich, wie unser Basis-Selbst und unser Bewußtes Selbst zusammenarbeiten und den Schlüssel zu allem liefern, was uns in diesem Leben antreibt – zu Selbstdisziplin, Heilung, Phantasie und
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