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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons
Autoren: Thilo P. Lassak
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zusätzlich Zeit verschafft, er hatte das Flugzeug genommen. Und um Übelkeit und Erbrechen auszulösen, benötigte er nicht einmal seine Flakons.
    Als die Maschine auf dem Rollfeld stand, klatschten die Passagiere. Birger Jacobsen nahm es als Applaus für seinen gelungenen Coup, den sa nach Ägypten zu bringen. Verwirrt musste er feststellen, dass bloßes Zusammenschlagen von Handflächen seiner Seele guttat.

82. Kapitel
    Kairo, 13. Oktober 2007, später Nachmittag
    Am Ausgang des Terminals wurden Sid und Rascal sofort von einer Traube ägyptischer Taxifahrer umschwärmt. Wie die Fliegen stürzten sich die Einheimischen auf die Touristen, die mit ihren Koffern und Trolleys aus der Tür quollen, und redeten wie ein Wasserfall in gebrochenem Englisch auf sie ein. Als sie dem Geschnatter nachgaben und erzählten, aus New York zu stammen, fand sich ein Fahrer, dessen Cousin an der Columbia University studiert hatte. Rascal beschloss, dass sie ihm vertrauen könnten, und sie folgten ihm zu einem altersschwachen Peugeot.
    »Kenne super Hotel!«, schwärmte er. »Nähe Museum!«
    Bereitwillig ließen sie sich in den Fond des Wagens drücken. Die 2 0 Kilometer bis in die Innenstadt stand der Mund des Fahrers keine Sekunde lang still.
    In der Talaat Harb rutschte der Wagen in eine freie Parklücke. Mit Erleichterung blickte Sid auf die vielen westlichen Touristen auf den Gehwegen. Die Fahrt durch die schier endlosen, von hässlichen Gebäuden gesäumten Straßen hatte ihn etwas nervös gemacht. Zwar konnte der Taxifahrer auf fünfzig Dollar leider nicht herausgeben, aber er erwies sich als echter Gentleman und ließ sich nicht davon abbringen, Rascals Seesack ins Hotel zu tragen.
    In einem dunklen Hausflur wartete schon der Aufzug auf das Trio. Er schien noch aus der Zeit der Mamelucken zu stammen, von denen der Ägypter die ganze Zeit geredet hatte, denn statt einer Tür sicherte nur ein faltbares Gitter die Fahrgäste vor einem sicheren Sturz in die Tiefe. Kreischend bewegte sich die Kabine nach oben. Nach quälend langen Sekunden in der Enge stoppte sie.
    »Bitte sehr, Sie schön eintreten!«, sagte der Fahrer und klopfte an eine schäbige Tür. Chufu Hotel stand auf einer blinden Glasscheibe, dahinter blinkte eine defekte Glühbirne. Sie knisterte in Sids Ohren wie Motten, die vom Licht magisch angezogen in eine Kerzenflamme fliegen.
    Den winzigen Raum, in den sie eintraten, konnte man kaum Rezeption nennen. Überall standen alte Koffer herum, eine unbezogene Matratze lag auf dem Boden, von den braungelben Wänden blätterte die Farbe. Der Portier saß hinter einem Schreibtisch und stocherte mit einem Holzstöckchen zwischen den Zähnen herum. Beim Anblick der Gäste kratzte er sich seinen schwarzen Vollbart und schlug missmutig ein dickes Buch auf. Geschäftig tat er so, als müsse er überprüfen, ob noch ein Zimmer frei wäre.
    »Nummer 12«, sagte er ohne Begeisterung. »Sechzig Ägyptische Pfund!«

Als sich der Taxifahrer räusperte, verbesserte er sich rasch.
    »Achtzig Pfund. Ist es großes Zimmer mit Ventilator!«
    »Wir nehmen es!«, entschied Rascal. »Und danke, dass Sie uns hergebracht haben!«
    Als sie mit dem Schlüssel in die Richtung gingen, die ihnen der Portier gezeigt hatte, drehte sich Sid noch einmal um. Er sah, wie der Mann dem Taxifahrer einen Schein in die Hand drückte. Sicherlich die zwanzig Pfund, um die er den Preis nach oben gedrückt hatte. So funktioniert also dieses Land, dachte er. Aber wenigstens geht es ihnen nur um Geld.
    Zwei blonde Frauen, die an die Rezeption traten, begrüßte ihr Fahrer mit den Worten: »Ah, Deutschland!? Habe ich einen Cousin, der studiert in Heidelberg! Brauche Taxi?«
    Zimmer 12 bestand eigentlich nur aus einem breiten Doppelbett, einem dunklen Schrank und einem wackeligen Tisch. Das Fenster ging zur Straße hinaus, unerträglicher Krach dröhnte herein. Von dem Ventilator fehlte jede Spur, dafür war der Bettbezug voll von drahtigen schwarzen Haaren.
    »Andere Länder, andere Sitten«, kommentierte Rascal lakonisch, schüttelte die Laken gründlich aus und warf sich dann auf das Bett. Der Lattenrost knackte bedrohlich unter ihrem Gewicht.
    Sid seufzte schwer und sog die Luft ein. Sie roch abgestanden, staubig und nach einem seltsamen Gewürz. Beunruhigt stellte er fest, dass der undefinierbare Duft von einer grünen Spirale aus gepresstem Pulver ausging, die auf dem Fensterbrett stand.
    »Keine Angst!«, klärte ihn Rascal auf. »Das ist eine Moskitospirale.
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