Die Rueckkehr des Daemons

Altägyptischer Gott des Chaos und des Verderbens, welcher auch Gewalt, Zorn, Mord und die unwirtliche Wüste repräsentiert, außerdem Macher des Unwetters. Hauptkultort in Ombos beim heutigen Ballas in Oberägypten.
    Vater Geb, die Erde. Mutter Nut, der Himmel. Geschwister Isis und Osiris; Zwillingsschwester Nephtys ist gleichzeitig seine Ehefrau.
    Um den Thron der Götter zu erobern, ermordet Seth seinen Bruder Osiris. Dessen Sohn Horus rächt seinen Vater in Falkengestalt und entmachtet Seth in einem verzweifelt geführten Kampf.
    Oft anthromorph (in Tierform) dargestellt, die sich nicht eindeutig zuordnen lässt. Giraffe, Okapi, Erdferkel oder Windhund werden vermutet. Die moderne Forschung hat vorgeschlagen, in der karikierten Darstellung eine Stigmatisierung zu sehen, die seine negativen Eigenschaften im Körperbild deutlich machen soll.
    Nach Pyramidentexten zur sechsten Morgenstunde am 363 . Tag des ägyptischen Jahres geboren, der deshalb als Unglückstag galt. An diesem Tag arbeiteten die Ägypter nicht, noch pflegten sie bis zum Einbruch der Nacht ihre Körper.
    Nach heutiger Zeitrechnung der 27 . Juni.
    Während der vielen Stunden, die der Flug nun schon dauerte, hatte Sid den Bildband von vorne bis hinten durchgelesen. Die Bilder machten ihm Angst, die Beschreibung ließ ihn schaudern. Jetzt war er bei einer Zusammenfassung auf der letzten Seite angekommen, und endlich fand er bei der mordlüsternen Gottesgestalt einen winzig kleinen positiven Aspekt. Der 27 . Juni! Er schnaufte durch.
    »Da hatte ich ja Glück. Ich bin am 26 . Juni geboren. Um Punkt 2 2 Uhr 47.«
    Rascal hatte ihren Vorsatz gebrochen und doch mehr zu essen bestellt als nur Toast. Genüsslich biss sie in einen zuckrigen Bagel. Sie sah ausgeschlafen aus und die rot-schwarz-karierte Stoffhose, die sie sich auf der Flugzeugtoilette angezogen hatte, unterstrich die Farbe ihrer Haare vortrefflich.
    Sid verspürte den albernen Wunsch, ein Bagel zu sein. Er wollte Rascal so vieles fragen, ihr sagen, wie toll er sie fand und dass sie das Beste war, was ihm in seinem Leben passiert war. Er wollte mit seinen Händen über ihre Sommersprossen streicheln, seine Finger in ihre wunderschönen Haare drehen oder einfach nur ihren Kopf wieder auf seine Schulter ziehen, so wie sie am Abend eingeschlafen waren. Seine Schüchternheit kam ihm dazwischen, vielleicht aber auch nur die Durchsage der Stewardess: »Meine Damen und Herren, wir setzen zum Landeanflug auf Kairo an. Ortszeit ist 1 6 Uhr 30. Bitte stellen sie ihre Uhren um sieben Stunden vor!« Das Symbol mit den Anschnallgurten begann zu blinken und scheuchte Sids Träume wie eine lästige Fliege aus dem Passagierraum.
    Als er die Uhr seines Handys umprogrammierte, erstarrte er plötzlich. Sieben Stunden vorstellen! Das bedeutete, der 26 . Juni, 2 2 Uhr 47 in New York ergab den 27. Juni, 5 Uhr 47 in Kairo. Die sechste Morgenstunde.
    Flehend warf er einen erneuten Blick in das Buch, in der Hoffnung, er hätte sich beim Datum verlesen. Stattdessen wurde alles nur noch schlimmer. Die letzte Zeile des Abschnitts lautete:
    Name wahrscheinlich ursprünglich Suta, in Unterägypten Sutekh, später Setesch, Setek und Suty. In anderen Kulturen auch Shaddai, Sheithan oder Satan.

81. Kapitel
    Kairo, Samstag, 13. Oktober 2007,
16 Uhr 30
    Der Anflug auf den Cairo International Airport war immer wieder eine Herausforderung. Gerade jetzt im Herbst. Der Smog stand wie eine schwarze Wolke über der Stadt. Kairo trug den inoffiziellen Titel schmutzigste Stadt der Welt. Nicht zu Unrecht. Die Abgaswerte der Luft überstiegen die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation fast dauerhaft, über tausend Einwohner starben jeden Monat an daraus resultierenden Lungenkrankheiten oder Hautkrebs. Tendenz: drastisch steigend. Anders als in Bangkok, das ähnliche Probleme hatte, waren Polizisten und auch Fluglotsen in Ägypten zu stolz, um bei der Arbeit Atemschutzmasken zu tragen.
    Birger Jacobsen musste sich konzentrieren. Maschinen dieser Größe hatte er lange nicht mehr gesteuert. Aber auch hier kam ihm seine Kaltblütigkeit zugute. Er gab Nachricht an den Tower, der Funker wies ihm Terminal 2 zu, keine Überraschung. Alle internationalen Flüge gingen dort zu Ende.
    Den beiden auf die Spur zu kommen, war ein Leichtes gewesen – man musste nur die richtigen Leute an den richtigen Stellen kennen. Unvorsichtigerweise hatte Sid die Bustickets mit seiner Kreditkarte bezahlt. Durch ihre Reise mit dem Greyhound hatten sie ihm