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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons
Autoren: Thilo P. Lassak
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Dieser Anschluss würde nicht mehr benötigt werden.
    Mit dem Einprägen von Buchstaben- oder Zahlenkombinationen hatte Birger Jacobsen noch nie Probleme gehabt. Die Anspannung fiel von ihm ab, die Zweifel verflogen. Das Telefonklingeln während seiner Amtszeit konnte kein Zufall sein. Er war auserwählt, das Tor zu öffnen, das 15.00 0 Jahre verschlossen gewesen war. Die Welt würde nicht mehr so sein, wie sie war, wenn er die Pläne ausführte, die man mit ihm hatte, und auch sein Leben würde sich entscheidend verändern.
    Aufgeregt ging Birger Jacobsen die wenigen Schritte zur geheimen Kammer, seine Finger fanden den Mechanismus hinter der tapezierten Tür sofort. Durch leichten Druck mit der Handfläche sprang sie auf.
    Da stand er. Der mannshohe Tresor der Firma Sargent & Greenleaf. Damals der neueste Stand der Technik und auch heute nicht zu knacken, wenn man nicht halb Gamla Stan in die Luft sprengen wollte. Nicht umsonst war die Sicherheitsfirma bis heute eine der führenden in den USA . Birger Jacobsen schnaufte tief durch, dann drehte er die Ringe des Schlosses, bis ihre Anordnung dem Code entsprach. Jetzt musste er warten. Genau wie Bell war James Sargent auf seinem Gebiet ein Genie gewesen. In seinen Tresoren lagen die Dollars fast so sicher wie die Goldbarren in Fort Knox. Der 1872 von ihm patentierte Verzögerungstimer sorgte dafür, dass zwischen der Eingabe des Codes und dem Aufschwingen der Tür genügend Zeit verging, um überfallene Banken mit der Kavallerie des halben Landes zu umstellen.
    Birger Jacobsen kannte die mathematische Formel noch aus der Schule. 5 aus 24 Buchstaben, das ergab – Mehrfachnennungen eingeschlossen – 11.881.376 Kombinationsmöglichkeiten. Selbst für Einbrecher mit sehr viel Geduld ein Ding der Unmöglichkeit.
    Das Schloss klickte. Birger Jacobsen grinste unsicher: von der Kavallerie keine Spur. Die Tür schwang wie von selbst auf. Aus dem Inneren schlug ihm Eiseskälte entgegen und ein Geruch wie in einem feuchten, unbenutzten Kellergewölbe. In einem Fach des Tresors ruhte eine schuhkartongroße Schatulle. Ansonsten war er leer.
    Birger Jacobsen eilte in sein Arbeitszimmer und schloss hektisch die Vorhänge. Dann eilte er zurück in die geheime Kammer, hob mit spitzen Fingern die Schatulle aus dem Tresor und stellte sie auf eine bahnbrechende Doktorarbeit über Stammzellenforschung. Im Grunde sinnloses Gewäsch. Überhaupt kam ihm sein anderes Leben jetzt vollkommen bedeutungslos vor.
    »Zeit für die Wüste!«, murmelte er. Er atmete tief durch und öffnete den Deckel der steinernen Kassette. Ein zerknitterter roter Umschlag kam zum Vorschein. Plan Rot, rot wie die ägyptische Wüste. So viel Stahl, um eine einzige Nachricht zu beschützen, schoss es ihm durch den Kopf. Gefasst brach er das antike Siegel und griff in das Kuvert. Ein brüchiges Stück Papyrus kam ans Licht. Fieberhaft überflog Birger Jacobsen die Zeilen. Jedes Zeichen brannte sich in sein Gehirn. Er holte tief Luft. Das also erwartete man von ihm! Er drehte den Umschlag um und schüttelte ihn. Ein Schnipsel fiel heraus. Nur ein einziger Satz: die neue Formel. Den dazu passenden Flakon entdeckte er erst jetzt in der Schatulle, der Umschlag hatte ihn verdeckt. Birger Jacobsen hielt das Fläschchen gegen das Licht der Schreibtischlampe. Auf dem grünlichen Glas wurde eine Erhebung sichtbar. Ein Hundekopf. In der trüben Flüssigkeit wirbelten mondförmige Stäbchen auf. Die Früchte von Carum carvi, der Kümmelpflanze. Langsam sanken sie wieder zu Boden.
    Die Lizenz zum Töten, dachte er. Sein linkes Augenlid begann zu zucken.
    Birger Jacobsen ging ins Bad und sprengte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Danach betrachtete er lange sein Bild im Spiegel. Fünfzehn Jahre würde es dauern, Plan Rot umzusetzen. Jetzt war er dreiunddreißig, dann, im Jahre 2007, würde er achtundvierzig sein – aber, was bedeutete jetzt noch Zeit?
    Er hastete zum Schreibtisch zurück, stopfte sich die Papyri in den Mund und würgte sie hinunter.

3. Kapitel
    NYC , Manhattan, Montag, 2. Juli 2007
    Sid war seit Viertel nach fünf wach. Von einer seltsamen Unruhe getrieben, hatte er schon vor der Morgendämmerung die Lampe auf seinem Nachttisch angeknipst und las in Deaths and Entrances von Dylan Thomas. Mister Wallace, der Leiter seines Ferienkurses für amerikanische Literatur, hatte es ihm empfohlen. Verwirrt bemerkte Sid, wie die Kompromisslosigkeit von Thomas’ Lebensstil, der sich 1953 hier in New York zu Tode gesoffen
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