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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons
Autoren: Thilo P. Lassak
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Touristen klatschten Beifall. Birger löste den Gurt und sah auf die Uhr. Er war zufrieden. Alles verlief nach Plan, er hatte noch vier Stunden Zeit.

7. Kapitel
    NYC , Manhattan, Montag, 2. Juli 2007
    Die Uhr des Bentley zeigte 8 Uhr 14. Sid seufzte. Er war wieder einmal zu spät dran, ein typischer Montag eben.
    »Bei der horrenden Summe, die deine Extrawürste in den Ferien kosten, wirst du ja wohl kommen und gehen können, wann du willst!«, nörgelte seine Mutter. »Amerikanische Dichtung! Architektur des Alten Rom! Möchte wissen, was das bringen soll!« Nervös steckte sie sich die nächste Zigarette an.
    Sid sah nach draußen. Rushhour. Die Straßen waren verstopft, die Taxifahrer fuhren wie die Teufel und Touristen mit Stadtplänen in den Händen latschten bei don’t walk auf die Straße. Ihre kostbaren Momente im Zentrum der Welt wollten sie anscheinend nicht mit Warten an Ampeln vergeuden. Untrügliche Zeichen dafür, dass der Tag endgültig angekommen war, in der Stadt, die niemals schlief.
    »Mit der U- Bahn wäre ich pünktlich!«, seufzte Sid. Eigentlich dachte er nicht an sein Seminar, ausnahmsweise nicht. Die verdorrte Frau aus der Zeitung ging ihm nicht aus dem Kopf. Zwar gab der Bürgermeister damit an, dass die Mordrate in New York die niedrigste seit 1961 war, erstmals wieder unter fünfhundert im Jahr. Aber wer es als Toter auf die Titelseite der Times schaffen wollte, musste schon verdammt prominent sein. Oder auf verdammt mysteriöse Weise umgekommen sein.
    Der Chauffeur bremste scharf. Sid wurde gegen seine Mutter geschleudert. Eine junge Asiatin mit Digitalkamera am Handgelenk stand mitten auf der Straße, dicht vor ihrer Kühlerhaube. Sie machte eine Geste der Entschuldigung.
    »Warum haben Sie sie nicht einfach überfahren, Morten?«, schnaubte Caroline. »So dämlich wie sie ist, wird sie hier sowieso nicht lange überleben! Die Junkies werden ihr die teure Kamera schon noch abknöpfen oder Schlimmeres. Dann wird sie ihren schlitzäugigen Gott anflehen, nur von einem Auto ins Jenseits befördert zu werden!«
    Sid fühlte, wie er kurz vor der Explosion stand. Er hatte eigentlich längst aufgehört, sich wegen der gehässigen Bemerkungen seiner Mutter aufzuregen. Meistens bemerkte er sie nicht einmal mehr. Aber heute ging sie eindeutig zu weit.
    »Dein Zynismus kotzt mich echt an! Was haben dir diese Menschen denn getan? Was hat dich nur so hart gemacht?«
    Caroline Martins zog an ihrer Zigarette. Den Rauch pustete sie Morten in den Nacken. Nikotin vermischt mit Menthol. Widerlich.
    »Was weißt du schon von der Welt, Darling!«, antwortete sie gelassen. »Ich bin nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden wie du, Sidney. Ich habe gelernt zu überleben und ich habe gelernt, wie man oben schwimmt. Die Farmen der Südstaaten sind kein Paradies, wenn man einen prügelnden Vater hat. Ich hätte alles dafür gegeben, da rauszukommen. Und das habe ich auch durchgezogen. Bob und ich kamen hierher mit nichts in der Hand, als der Angst zu scheitern und auf einem Misthaufen zu verrotten. Wie unsere Geschwister.«
    Sid hatte die Geschichte schon tausendmal gehört. Irgendwo da draußen lebten seine Großeltern auf einer Farm. Er besaß nicht einmal ein Foto von ihnen, denn seine Eltern hatten alles vernichtet, was auch nur entfernt mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte. Man konnte ihnen auf jeden Fall nicht vorwerfen, halbherzig zu handeln. Hatten sie einmal eine Entscheidung getroffen, setzten sie sie unerbittlich um, mit allen Konsequenzen.
    Der Chauffeur stoppte und Sid atmete erleichtert auf. Sie waren angekommen.
    »Hier, Darling, fürs Mittagessen.« Seine Mutter drückte ihm einen 100-Dollar-Schein in die Hand. »Ich empfehle dir das Jean George. Dort gibt es zurzeit ganz himmlische Austern.«
    »10 0 Dollar!«, stöhnte Sid. »Für ein Essen! Damit müssen andere Menschen zwei Wochen auskommen!«
    Das goldene Feuerzeug schnappte auf: »Wie gut also, dass wir nicht andere Menschen sind, Sidney!«
    Sid griff nach seinem Rucksack. Bevor Morten ihm die Tür öffnen konnte, sprang er aus dem Bentley.
    »Einen schönen Tag, M r Martins!«, rief ihm der Chauffeur hinterher.
    Was sollte an diesem Tag schön sein?, dachte Sid verbittert. Wenn man seinen Eltern glaubte, stand die Welt am Abgrund. Doch in irgendeinem Winkel seines Gehirns befürchtete er, dass sie Recht haben könnten.
    Vor den Stufen seines Schulgebäudes rannte er fast in ein abgerissenes Straßenmädchen mit roter
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