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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons
Autoren: Thilo P. Lassak
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der Sippe lachen ihn aus, normale Kinder, die kämpfen und rennen können. Ein Wurm wie er ist für den Stamm nur eine Last, sagen sie. Ba-Bomm-Bomm-Ba . »Weine nicht darüber«, tröstet die Mutter immer. »Der jotr’o hat schon genug Wasser«, und sie lacht. Die Mutter beschützt ihn vor den anderen. Der Vater bringt ihm heimlich das beste Fleisch.
    Sie haben nur noch ihn. Der-der-den-Wildhund-zähmt hat den Bruder auf den Stein gelegt. »Er wird nicht jagen, seine Augen sehen nicht«, hat er gepredigt. Der kleine Bruder hat geschrien. Und er auch. Die Stille danach war so laut.
    Er dreht sich auf die Seite. Die Blätter unter ihm rascheln. Er presst die Augen ganz fest zu. Aber die Nase reckt er in die Luft. Es riecht nach dem verkohlten Kraut, das sie Kümmel nennen. Der-der-den-Wildhund-zähmt trocknet es in der Sonne. Nur er darf es verbrennen.
    Verkohltes Kraut, mitten in der Nacht! Und Trommeln. Ba-Bomm. Ba-Bomm. Er weiß, was das heißt. So hat es gerochen, als der Vatersvater ohne Beute zurückkam. »Wer kein Fleisch bringt, muss selbst auf den Stein.« Der-der-den-Wildhund-zähmt hat es befohlen. So riecht es auch jetzt.
    Wer hat in dieser Nacht versagt?, fragt er sich. Wer ist unwürdig, mit dem Stamm zu leben?
    Wer liegt auf dem Stein?, schreit es in ihm. Warum tanzt Der-der-den-Wildhund-zähmt so lange? Warum brüllt er so schrecklich? Das verkohlte Kraut riecht schlimmer. Er kneift sich die Nase zu. Vergräbt seinen Kopf in den Blättern. Es hört nicht auf. Der Gestank sickert durch seine Haut. Sein Bauch tut weh. Er würgt.
    Er presst sich die Hände auf die Ohren. Doch es trommelt lauter: BA-BOMM. BA-BOMM . Bloß nicht hinhören! Gleich hört es auf! Gleich kommen der Vater und die Mutter und bringen Fleisch und Milch.
    Eben noch war er sicher. Jetzt ist alles anders.
    Eine große Hand fasst in die Hütte. Ba-Bomm-Bomm-Ba. Noch eine. Noch eine. Sie reißen ihm das Fell herunter. Nackt zerren sie ihn in die Nacht. Auf ihren Schultern tragen sie ihn zum Feuer. Alle Rüden sind bei den Flammen. Die Trommler rollen die Augen. Schaum steht vor ihren Mündern. Die Tänzer schwitzen. Vor Erschöpfung. Vor Hitze. Sie haben Kohle gekaut. Die angespitzten Zähne sind schwarz. Schreckliche Fratzen. Er zappelt, schlägt um sich. Er will nicht auf den Stein! Er will nicht! Sie halten ihn fest. Ba-Bomm. Ba-Bomm.
    Der-der-den-Wildhund-zähmt steht neben dem Stein. Seine Augen stieren in die Nacht. Er hat das Kraut gegessen, glaubt der Junge. Das andere Kraut, mit den breiten Blättern. Das die Liebe tötet. Das den Schmerz tötet. Das die Müdigkeit tötet. Seine Wildhunde reißen geifernd an den Lederriemen. Sie riechen wehrloses Fleisch.
    Er zappelt nicht mehr. Seine Kraft ist verbraucht. Das Ding in seiner Brust kann nicht mehr. Ba-Ba-Ba-Bomm-Bomm. Er sieht zum Himmel. »Für jedes Herz der Savanne leuchtet ein Feuer dort oben. Das hellste Feuer leuchtet für dich«, hat der Vater erzählt. Der Vater auf dem Stein. Groß ist die Wunde, die er sieht. Daneben die Mutter. Der Vater konnte sie nicht beschützen.
    Der-der-den-Wildhund-zähmt reißt seine Arme hoch. In seiner blutigen Faust liegt das Messer aus Stein.
    Die Hände greifen wieder nach ihm. Sie stellen ihn auf den Stein. Die Sippe starrt ihn an. Rote Augen. Schwarze Zähne. Bleiche Haut.
    Sie sind viele. Er bewegt sich nicht, schließt nicht die Augen. Er weint nicht.
    Der jotr’o hat schon genug Wasser. Ba-Bomm ! Er braucht Kraft. Ba-Bomm! Er frisst das Herz des Vaters. Ba-Bomm! Ba-Bomm ! Das Herz der Mutter. Ba-Bomm! Ba-Bomm!
    Er fährt herum. Der-der-den-Wildhund-zähmt breitet die Arme aus. »Du bist jetzt mein sa !«, sagt er.
    Die Rüden halten trockene Äste in das große Feuer. Brüllend werfen sie ihre Fackeln. Er sieht die Hütte lichterloh brennen. Seine Hütte, früher. Jetzt ist alles anders. Er hat einen neuen Vater. Ihm wird schwarz vor Augen.

10. Kapitel
    NYC , Manhattan, 2. Juli 2007, 13 Uhr 30
    I saw the best minds of my generation destroyed by madness,
starving hysterical naked,
dragging themselves through the negro streets at dawn
looking for an angry fix,
angelheaded hipsters burning for the ancient heavenly connection
to the starry dynamo in the machinery of night. [1]
    Bedeutungsschwanger klappte William Wallace sein Buch zu. Ein paar Sekunden lang genoss er sichtlich das überraschte, ja beinahe ehrfürchtige Schweigen in der Klasse. Er wäre ein zwar sympathischer, aber unauffälliger Mann von fünfundvierzig Jahren gewesen,
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