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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons
Autoren: Thilo P. Lassak
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Punkfrisur. Trotzig drückte er ihr den Geldschein in die Hand. Dann eilte er an den Wachmännern vorbei zu seinem Seminarraum.

8. Kapitel
    NYC , Queens, 2. Juli 2007, 10 Uhr 55
    Birger Jacobsen saß im Fond des Wagens, der ihn wie vereinbart am Flughafen abgeholt hatte, und war wütend. Die Wichser am Zoll hatten ausgerechnet ihn herausgewinkt. Als ob man von Schweden aus irgendetwas nach Amerika schmuggeln würde! Was denn bloß?
    »Bücherregale vielleicht?«, hatte er mürrisch gefragt. Falsche Frage. Das hatte wertvolle Zeit und eine Menge Selbstbeherrschung gekostet. Beinahe hätte er die Kontrolle verloren. Im Gewimmel des Flughafens hatte er anschließend zweimal den verkehrten Ausgang genommen, jetzt durfte nichts mehr schiefgehen.
    Mit quietschenden Reifen fuhr sein Fahrer an, Richtung Queens-Midtown-Tunnel.
    »Hatte gut Flug?«, fragte er in gebrochenem Englisch und grinste in den Rückspiegel. Irgend so ein schmieriger Puerto Ricaner oder Mexikaner – wer konnte diese bandidos schon unterscheiden. Sie alle schienen die kriminelle Energie ihres Volkes mit der Muttermilch aufzusaugen.
    Birger Jacobsen nickte stumm. Als sie in den Verkehr einfädelten, sah er sich im Wagen um. Neben ihm auf dem Sitz lag ein Notebook, einige Aktenordner. Der Mercedes schien sauber zu sein, frisch gestohlen, genau, wie er ihn bestellt hatte. Keine Probleme.
    »Viel Problem mit Automobil«, sagte der Fahrer, als hätte er seine Gedanken gelesen. Er gab sich sichtlich Mühe, betroffen auszusehen. Unterwürfig schielte er in den Spiegel. Eine Reihe Goldzähne blitzte auf.
    Birger Jacobsens linkes Augenlid begann zu zucken. Der Scheißlatino schien ihn für ein greenhorn zu halten, einen belämmerten gringo , den man über den Tisch ziehen konnte. Der den Wert eines gestohlenen Wagens nicht kannte. Jetzt würde er gleich mehr Geld fordern.
    »Musste ich zwei Tage suchen, viel gefährlich!« Er nahm die rechte Hand vom Lenkrad und fuchtelte damit herum. Protzige goldene Ringe blitzten auf, dazu jaulte er wie ein Martinshorn. »Brauche ich mehr Dollars!« Er grinste. »Zweitausend!«
    Birger Jacobsen schnaufte. »Mir kommen die Tränen«, antwortete er verächtlich. Er versuchte unbeeindruckt zu klingen, bei diesen Mistkäfern durfte man keine Schwäche zeigen. »Du kriegst tausend, wie abgemacht!«
    Er kannte das Spiel. Nie war es anders gelaufen, jetzt begann das Handeln, wie auf einem arabischen Basar. Der Azteke würde ihm von seiner kranken Frau vorheulen und den triefnasigen Kindern. Mindestens fünf, diese chicanos vermehrten sich wie die Karnickel. Mehr als ein Viertel der New Yorker sprach mittlerweile besser Spanisch oder Portugiesisch als Englisch. Und ein Norweger sollte sie offenbar ernähren! Am Ende würden sie sich auf tausendfünfhundert einigen.

Der Fahrer überholte ein yellow cab . Wie beiläufig ließ er ein Messer aufspringen und legte es aufs Armaturenbrett. Die Schrammen auf der Klinge bewiesen, dass er damit nicht nur Orangen schälte. »Zweitausend, amigo , sonst schmeiß ich dich in den East River!« Er sah in den Spiegel. Mit einem Mal waren das dümmliche Grinsen und der Akzent verschwunden.
    Birger fluchte in sich hinein. Für zweitausend konnte man in New York ganze Familien auslöschen lassen. In Dollars gemessen war ein Leben weniger wert als ein Auto. Krampfhaft versuchte er, gelassen auszusehen. Vor allem musste er sein zuckendes Lid bändigen! Der Latino konnte seine Erregung wittern wie ein Hai den Blutstropfen im Meer. Nervosität war eine schlechte Verhandlungsbasis.
    Der Mann zischte durch die Zähne, als wollte er seinen Hund rufen. »Okay, amigo mío ?«
    Birger Jacobsen biss die Zähne zusammen. Er brauchte den Wagen. Er zwang sich, seine mörderische Wut hinunterzuschlucken. Es war seine schwerste Übung, viel schwerer, als zungenbrecherische Straßennamen, Vokabeln verschütteter Sprachen oder medizinische Berichte in seinem Gehirn abzuspeichern. Er wog ab, ob er sich in ein Kräftemessen mit dem Fahrer einlassen sollte. Was war schon ein Dolch gegen seine Waffen! Schließlich zuckte er resigniert mit den Schultern. Der Flug hatte ihn müde gemacht. Seine restliche Energie brauchte er für wichtigere Dinge als Geld.
    »Halt dort unter der Brücke, amigo mío !« Die letzten Worte troffen vor Ironie. »Du bekommst, was du verlangst!«
    Als er ein Bündel 100-Dollar-Scheine aus der Tasche zog, leckte sich der Fahrer die Lippen. Im Rückspiegel war nur seine große, belegte Zunge zu
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