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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons
Autoren: Thilo P. Lassak
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Stress der letzten Tage ein willkommener Luxus.
    Die Maschine war schon auf die Startbahn gerollt, als die Triebwerke plötzlich ohne vorherige Ansage stoppten. Sid zuckte zusammen. Hatte man sie doch noch gefunden? Rascal warf ihm einen unheilvollen Blick zu und drehte nervös ihren Nasenring. Trotz der Strapazen sah sie so frisch aus wie immer, der Lidstrich war perfekt gezogen. Bange Minuten vergingen. Sid rutschte immer tiefer in seinen Sitz, die Treppe, die zur zweiten Klasse hinunterführte, fest im Auge. Jeden Augenblick erwartete er, die Flughafenpolizei könnte hereinstürmen und sie abführen.
    Als das Murren der Passagiere lauter wurde, knackte der Bordlautsprecher.
    »Meine Damen und Herren, wir bitten die Verzögerung unseres Abflugs zu entschuldigen«, säuselte eine typische Stewardessenstimme. »Unser Kapitän ist soeben von einem tragischen Trauerfall unterrichtet worden und muss umgehend zu seiner Familie zurückkehren. Er wird in ein paar Minuten durch einen ebenso erfahrenen Kollegen ersetzt werden. Vielen Dank für Ihr Verständnis!«
    Rascal schnaufte tief durch. »Noch mal gut gegangen!«, zischte sie ihm ins Ohr.
    Sid sah aus dem Fenster. Auf einer Bahre wurde ein uniformierter Mann aus dem Cockpit getragen, er übergab sich auf das Rollfeld.
    »Das ist also der tragische Trauerfall «, sagte er grinsend. »Die fangfrische Fischplatte war wohl von letzter Woche!«
    Rascal lachte zurück. »Klar, was sollen sie sonst sagen: ›Liebe Passagiere, der Kapitän kotzt sich die Seele aus dem Leib und nun guten Appetit‹? Ich jedenfalls werde außer trockenem Brot lieber nichts anrühren!«
    Eine halbe Stunde später durchschnitten sie endlich den Himmel über Quebec. Rascal nahm eine Plastiktüte auf ihren Schoß.
    »Wie heißt du eigentlich wirklich?«, wollte Sid wissen. »Und was ist mit deinen Eltern? Du hast mir noch gar nichts von dir erzählt.«
    »Themawechsel«, sagte Rascal freundlich. »Sieh dir lieber das hier an.« Sie zog einen Bildband aus der Tüte. Auf dem Titelbild war eine Statue von Seth mit einer Waage abgebildet. »Ich will jetzt endlich mehr über diesen geheimnisvollen ägyptischen Gott erfahren, dem sich deine Erzeuger verschrieben haben.«
    Sid wurde schlagartig ernst. Rascals Satz tat ihm weh, auch wenn er wahr war.
    »Okay«, sagte er knapp. »Wo hast du das Buch her?«
    »Aus der Wohnung deiner Eltern.«

79. Kapitel
    Ich erinnere mich.
    Ich lag an dem Ort, den es nicht gibt. Meine Wunde wollte nicht heilen und mein Blut strömte unaufhörlich aus der Erde und schuf eine Quelle. An ihrem Ufer wuchsen Palmen, und Menschen siedelten daran und sie nannten den Ort Fayyum, die Oase.
    Als tausend Jahre vergangen waren, kam ein Ibis in mein Versteck und er sprach: »Mein Name ist Setepenthot, denn Thot hat mich auserwählt. Du kannst nicht sterben, und auch der Falke lebt und alle Völker verehren ihn. So müssen wir teilen, denn Frieden soll sein. Horus und seine Verehrer leben in kemet , dem schwarzen Land, wo Milch und Honig fließen und die Ernte überreich ist durch den schwarzen Schlamm des jotr’o . Du aber wohnst fortan im roten Land deshret , mit dem roten Sand, den dein Blut gefärbt hat. Stimme zu, und dein Land wird dich heilen.«
    Dann flog der Ibis davon und ich streute den Sand in meine Wunde, denn ich erkannte es als mein Land an. Das Blut versiegte und ich war geheilt.
    Als ich aber ins Licht trat, riefen die Menschen: »Wir brauchen dich nicht mehr. Setepenhorus hat starke Männer gefunden, sie führen uns und ihre Macht ist groß. Sie sind die Söhne des Horus und wir nennen sie pharao , denn das heißt Großes Haus . Alle Stämme sind nun eins und kein Krieg herrscht mehr untereinander, denn die anderen Götter sind kleiner als Horus.«
    Die Dunkelheit und der Schmerz hatten mich vieles gelehrt, und ich lief in die Hauptstadt und drohte den Pharaonen mit Krankheit und Unheil, wenn sie nicht zu Seth beteten.
    Der erste von ihnen hieß Menes und ich schickte ihm ein Reißen in den Knochen.
    Der zweite von ihnen hieß Horus-Aha und ich schickte ihm grässliche Schmerzen in den Zähnen.
    Der dritte von ihnen hieß Wadji und ich schickte ihm einen quälenden Tumor im Kopf, denn das hatte ich von Seth gelernt. Ich glaubte, ich hätte gesiegt und sie fürchteten nun wieder Seth.
    Was für ein Dummkopf ich doch war! Ein Baumstamm, der jahrelang im Wasser liegt, wird nie ein Krokodil.

80. Kapitel
    Über dem Mittelmeer, Samstag,
13. Oktober 2007, nachmittags
    Seth.
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