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Die Riesen vom Hungerturm

Die Riesen vom Hungerturm

Titel: Die Riesen vom Hungerturm
Autoren: Horst Hoffmann
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neben das Luxons, was nicht gerade einfach war. Die Tokapis waren störrisch wie Esel. Daß sie dennoch sicher und schnell durch die zerklüftete Hügellandschaft galoppierten, war allein dem Umstand zuzuschreiben, daß sie die gleiche Furcht vor der Düsterzone und ihren Kreaturen empfanden wie ihre Reiter.
    »Warte es ab!« rief Alamog. »Ich sagte dir, daß wir eine schwere Hürde zu nehmen haben, ehe wir das Licht der Sonne sehen. Bis zum Hungerturm ist es nicht mehr weit. Und flehe deine Götter darum an, daß das Schreckliche Dreigespann nicht gerade wieder auf Menschenfang ist, wenn wir an ihm vorbei müssen!«
    Der Hungerturm und das Schreckliche Dreigespann!
    Noch immer wußte Luxon nicht, was sich dahinter verbarg. Alamog schien nicht darüber sprechen zu wollen. Wohl aber hatte Luxon ihn während des langen Rittes über Ayland ausfragen können. Und nun, nachdem er wußte, wie es um das Reich König Andraiuks stand, bereute er nicht, dem Magier nicht seinen richtigen Namen genannt zu haben.
    Er gab sich wieder als Arruf aus. Sollte es im besetzten Ayland zu einer Begegnung mit Vogelreitern kommen, was zu erwarten stand, so konnte es nur von Vorteil sein, wenn sie nicht wußten, wer ihnen da über den Weg lief.
    Zwar galt Luxon in Hadam als tot, doch konnte er nicht vorsichtig genug sein.
    Auch wußte er, warum Alamog in die Düsterzone gekommen war. Um weiteres Unheil durch das Böse Auge der Quida zu verhindern, hatte er sich bis nahe an die Grenze der Schattenzone vorgewagt und die vom Bösen Auge, diesem riesigen Glutball, der die Schattenzone aufreißen ließ und Luxon verschlingen sollte, ausgehenden unseligen Kräfte gebannt. Dabei war Luxon »zufällig« gerettet worden – doch auch die Valunen, die ihm nun wieder im Nacken saßen.
    Ob das Böse Auge nun für immer erloschen war, blieb abzuwarten. Alamog jedenfalls gab sich zuversichtlich. Auch glaubte er, der Hexe selbst das Handwerk gelegt zu haben, was angesichts ihrer schaurig über das finstere Land hallenden Flüche mehr als zweifelhaft war.
    Alamog hatte es ebenso eilig wie Luxon, aus der Düsterzone zu kommen, wenn auch aus anderen Gründen. Während der ehemalige Meisterdieb aus Sarphand den Valunen nicht noch einmal in die Hände fallen wollte, mußte der Magier zurück in die Königsstadt, um zu sehen, ob sein Wirken das drohende Unheil noch rechtzeitig vom Königshaus abgewendet hatte.
    »Auf alle Ays hat das Böse Auge einen verderblichen Einfluß«, hatte Alamog erklärt. »Das zeigt sich auf ganz verschiedene Art. Manche verfallen einem unheilvollen Wandertrieb in die Düsterzone. Dann sind sie keine Menschen mehr, sondern wie reißende Tiere. Auch vor ihnen müssen wir uns hüten, denn sie sahen das Feuer!«
    Dies beschäftigte Luxon mehr als die Kinder, die, im Zeichen des Bösen Auges geboren, ihr Leben lang körperlich und geistig gezeichnet sein sollten.
    Weiter ritten die beiden ungleichen Männer, immer weiter nach Norden. Zu lange für Luxons Begriffe waren sie unangefochten vorangekommen.
    Wann endlich rissen die Schatten auf? Die Tokapis fanden ihren Weg wie von allein, überwanden die steilsten Hänge und übersprangen Schluchten, die kein Mensch hätte überwinden können. Auf den schmälsten Felsleisten kamen sie voran und blieben nur stehen, wenn sie Täler mit Blaugras fanden, um davon zu fressen.
    Fast wünschte sich Luxon, daß etwas geschehen möge, denn trotz des Zaubertranks, den ihm Alamog gereicht hatte, quälte ihn der Schmerz der Enttäuschung. Immer wieder sah er Cyrle vor sich, jene unglaublich schöne Frau, die er so sehr geliebt hatte. Doch Cyrle war keine andere gewesen als Quida, die sich in sie verwandelt hatte, um Luxon aus Rache für das Schicksal des Hexers Lazuli in höchster Leidenschaft entflammen und schließlich an seiner Seelenpein zerbrechen zu lassen, bevor sie ihn dem Bösen Auge übergab.
    Beides war ihr nicht gelungen. Zwar hatte Luxon schwer an der Erinnerung an Cyrle zu tragen, doch das Wissen, einem unseligen Zauber aufgesessen zu sein, ließ ihn sie niederringen.
    Es war, als hätten höhere Mächte Luxons Wunsch erhört.
    Abermals brachte Alamog in einer Senke sein Tokapi zum Stehen. Die Tiere weideten und tranken aus einem Rinnsal, während der Magier sich mit zusammengekniffenen Augen umsah. Längst war die Düsternis schon nicht mehr so dicht wie bei Quidas Burg. Die Sicht reichte mehrere Bogenschüsse weit, und nun waren erstmals wieder die Berge im Norden ganz schwach zu
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