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Die Riesen vom Hungerturm

Die Riesen vom Hungerturm

Titel: Die Riesen vom Hungerturm
Autoren: Horst Hoffmann
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erkennen.
    »Das Ayland«, sagte Alamog. »Von nun an werden wir doppelt auf der Hut sein müssen.«
    »Vor den dreien aus dem Hungerturm?« fragte Luxon.
    »Auch.«
    Luxon versuchte, in der Miene des Magiers zu lesen. Lauschte er? Hörte er etwas, das ihm noch verborgen blieb?
    »Wir steigen ab«, sagte Alamog. Ungläubig starrte Luxon ihn an. Wozu sollte das gut sein?
    Dennoch folgte er dem Beispiel des Alten. Alamog blickte sich nun immer häufiger um. Und nun hörte auch Luxon, wie irgendwo ganz in der Nähe Steine in die Tiefe rollten. Er konnte die Richtung nicht genau bestimmen, aber es kam von dort, wo die Bergketten durch die Düsternis sichtbar waren.
    »Sieh zu, daß du dort hinter die Felsen kommst«, flüsterte Alamog. Er deutete auf die großen Steine, an denen sie eben noch vorbeigeritten waren. »Schnell!«
    Luxon stellte keine Fragen. Er hatte gelernt, daß es hier besser war, auf den Magier zu hören. Im Laufen sah er, wie Alamog die Tokapis mit einer magischen Fessel versah, bevor er ihm folgte.
    In ihrer Deckung liegend, konnten sie die gesamte Senke nun übersehen. Alamog sagte leise:
    »Die drei aus dem Hungerturm würden sich uns vorsichtiger nähern. Außerdem hätten wir sie schon sehen müssen. Ich vermute, daß gleich eine Gruppe von Ays auftauchen wird, die vom Bösen Auge um den Verstand gebracht wurden. Solange wir nicht genau wissen, woher sie kommen, können wir nicht ausweichen. Sie werden sich auf die Tiere stürzen, sobald sie sie sehen. Hier.« Er reichte Luxon ein Krummschwert und hatte plötzlich selbst eines in der Hand. Luxon schüttelte nur den Kopf. Wo hatte der Magier die Waffen bislang verborgen? »Wir werden kämpfen müssen, mein Freund.«
    »Auf den Tokapis hätten wir schnell fliehen können!« widersprach Luxon heftig. »Warum willst du ein Blutvergießen?«
    »Du kennst die Besessenen nicht und die Tokapis noch weniger.«
    »So! Und warum können es nicht die drei aus dem Hungerturm sein, wenn wir diesem so nahe sind? Warum hätten wir sie sehen müssen?«
    »Weil sie Riesen sind. Und nun halte den Mund und sieh dich lieber um!«
    Luxon hatte eine weitere Entgegnung auf der Zunge, schwieg aber.
    Drei Riesen!
    Und warum sollte er sich umdrehen?
    Er tat es – und sah Dutzende von gelblich leuchtenden Augenpaaren, die sich wie eine endlose Lichterkette einen der nahen Hügel herabbewegten.
    »Die Valunen!« entfuhr es ihm. »Wir sitzen in der Falle!«
    »Begreifst du jetzt?«, fragte Alamog.
    Luxon schluckte, als er die Ays nun am Rand der Senke sah. Sie schienen zu stutzen, als sie die Tokapis erblickten. Keiner von ihnen besaß ein Reittier.
    Dann erscholl ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus vielen Kehlen. Luxon sah, wie die rauhen Gesellen sich gierig auf die Tokapis stürzten, in ihren Augen das verzehrende Feuer der Besessenheit. Alamog hatte recht. Das waren keine Menschen mehr.
    Und er mußte in den Kampf. Er verstand jetzt, was der Magier vorhatte. Und für ihn war es die unwiderruflich letzte Gelegenheit, den Valunen und einem grausamen Ende in ihrer Gefangenschaft zu entgehen.
*
    Alamog mußte sich seinen Plan lange zurechtgelegt haben, bevor Luxon überhaupt begriff, was sich da alles über ihm zusammenbraute. Die Tokapis waren die Köder, die die Besessenen anlocken sollten. Sie sollten solange versuchen, die Tiere von der Stelle zu bewegen, bis die Valunen heran waren. Dann mußten Luxon und Alamog versuchen, sie auf die Ays zu hetzen, auf daß sie sich einen neuen Häuptling aus ihrer Mitte holten und Luxon endlich ziehen ließen.
    Das war nicht nur gegen alle Erfahrungen, die Luxon mit ihnen gemacht hatte. Das war ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. Diese Männer, die sich nun gegenseitig aus den Sätteln der Tokapis stießen und um die Tiere kämpften, mochten besessen sein – doch sie waren unschuldige Opfer finsterer Mächte. Er konnte nicht einfach hingehen und sie – erledigen!
    Dabei war es noch die Frage, wer zuerst eine Klinge zwischen den Rippen hatte – er oder einer von ihnen.
    »Du bist ein Narr!« flüsterte er Alamog zu. Wieder sah er sich um. Die Valunen waren schon als Gestalten zu erkennen und kamen auf ihren kleinen Beinen viel zu schnell näher. Das Gebrüll der Besessenen zog sie an wie Blutgeruch die Wölfe. »Du hättest die Tokapis nicht fesseln sollen! Wirke einen Zauber, daß sie herkommen!«
    »Die Valunen würden immer uns folgen, nicht den Todgeweihten.«
    Luxon rang mit sich. Er überlegte schon, ob er zu Fuß
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