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Die Riesen vom Hungerturm

Die Riesen vom Hungerturm

Titel: Die Riesen vom Hungerturm
Autoren: Horst Hoffmann
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tun hast, solltest du den Riesen in die Hände fallen. Ihre Namen sind Ahok, Bened und Celen. Sie sind regelrechte Sammler, die von allen, die ihren Herrschaftsbereich durchqueren wollen, Pfänder verlangen. Solltest du also in ihre Gefangenschaft geraten, so täusche sie mit falschen Pfändern. Finde eine List wie vorhin. Mache sie glauben, daß sie genau das bekommen, was sie fordern, und sieh zu, daß du weit weg bist, wenn sie den Betrug entdecken. Falle ich in ihre Hände, werde ich es ebenso zu halten versuchen. Kommen wir beide unbeschadet am Hungerturm vorbei, so treffen wir uns dort, wo der Fluß Reyhim sich gabelt. Reite immer geradewegs nach Osten, bis du den Strom erblickst. Dann folge ihm. Sonst aber wird der eine auf den anderen in Tupan warten, der Königsstadt.«
    Alamog blickte Luxon prüfend an. Er sah den Trotz in dessen Augen.
    »Mein junger Freund«, sagte er ernst. »Versuche nicht, über die Felsenberge zu gehen. Du schaffst es ohne Führer weder mit noch ohne Tokapi. Du mußt mir glauben und vertrauen. Als Zeichen dafür, daß ich es gut mit dir meine, gebe ich dir meinen Hut und meinen Mantel. Trage beides, damit du gewappnet bist. Und nimm auch dies an dich.« Alamog griff in eine Tasche der einfachen Kluft, die er unter dem schwarzen Magiermantel trug, und holte eine Handvoll Kräuter hervor. Zögernd nahm Luxon sie entgegen. »Sollte es nötig werden, so braue dir daraus einen Trank, der dich innerlich stärken und gegen schwarzmagischen Zugriff schützen wird. Dies ist alles, was ich tun kann, Arruf.«
    Damit nahm er den Spitzhut mit der breiten Krempe vom Haupt und setzte ihn Luxon auf. Auch den Mantel gab er ihm.
    Dann trieb er sein Tokapi an und sprengte auf ihm davon. Ohne ein letztes Wort des Grußes verschwand er zwischen den Hügeln, wurde eins mit den Schatten und ließ einen ratlosen und betroffenen Luxon allein zurück.
    Luxon sah ihm nach, bis er seinen Blicken entschwand. Dann betrachtete er die Kräuter in seiner Hand und den Mantel über dem linken Arm.
    Alamog hatte es für seine Begriffe zu eilig gehabt, sich auf- und davonzumachen. Wieder hatte er ihm nur Andeutungen gemacht, wie so oft zuvor. Was sollte er unter dem Pfand verstehen, daß die drei Riesen von ihren Opfern forderten? Und wie sollte ihn die Magierkleidung wappnen?
    Noch einmal richtete er den Blick auf die Felsberge zur Rechten und zur Linken. Schon spürte er wieder, wie sein Reittier unruhig wurde. Das unbändige Verlangen, endlich aus der Düsterzone heraus zu gelangen, gab schließlich den Ausschlag.
    Luxon warf sich den Mantel um und fand eine Tasche, in die er die Kräuter gab.
    Alamog machte es ihm nicht leicht, ihm zu vertrauen. Finsteren Blickes und von bösen Ahnungen geplagt, gab Luxon dem Tokapi einen Klaps auf die Schulter.
    »Und nun lauf!« rief er aus. »Lauf, wie du noch nie gelaufen bist!«
    Das Tier galoppierte davon.
    Was hat er davon, daß wir getrennt reiten? fragte sich Luxon. Ich muß ohnehin seiner Spur folgen. Wenn er als erster am Hungerturm vorbeikommt, werden die Riesen auch ihn als ersten schnappen!
    Doch das konnte Alamog nie und nimmer wollen. Was bezweckte er dann? Hätte er sich von seinem Hut und Mantel getrennt, wenn er nicht genau wüßte, daß Luxon am Ende der Dumme sein würde?
    Das werden wir sehen! dachte er grimmig und beugte sich im Sattel weit nach vorn. Er wurde arg durchgerüttelt, als das Tokapi über einen Haufen von Felsen klettern mußte, die hier, an der engsten Stelle zwischen den beiden Hügeln, wie zusammengetragen wirkten.
    Wie eine Grenzmarkierung!
    Luxon hatte das Krummschwert in der Hand, als er ins dahinterliegende Tal ritt. Vergeblich hielt er nach Riesen oder nach Spuren des Magiers Ausschau. Schon schien das Ende der Düsterzone zum Greifen nahe vor ihm zu liegen, als es ihm war, als hörte er ein fernes Wehklagen.
    Er trieb das Tokapi zu noch schnellerem Lauf an, doch das Klagen wollte nicht verstummen. Luxon war an dem Hügel vorbei, hinter dem nach Alamogs Auskunft der Hungerturm stehen sollte. Hier wuchsen bereits verkrüppelte Bäume. Auf eine Strecke von einer halben Meile war ihm durch sie jede Sicht genommen. Doch dann erblickte er zu seiner rechten, halb in wallenden, dunklen Nebeln verborgen, den großen, häßlichen Turm. Und von dort kam das Wehklagen. Der Turm war gut zwei, drei Bogenschüsse entfernt. Luxon schätzte seine Höhe auf mehr als zehn Mannslängen, doch das mochte im spärlichen Licht täuschen. Er wollte auch gar nicht
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